Sport-Gala

«Die Goldmedaillen an der Heim-EM waren sehr speziell»

von Fabio Baranzini – 13. Februar 2019

Zieleinlauf von OL-Läufer Matthias Kyburz an der EM im Tessin

Bild: Remy Steinegger

Matthias Kyburz (28) aus Möhlin hat in diesem Jahr vier Medaillen an Grossanlässen gewonnen und sich zum dritten Mal in Folge zum Gesamtweltcupsieger gekrönt. Reicht das für den Titel «Aargauer Sportler des Jahres»?

Matthias, du bist quasi Dauergast bei der Wahl zum «Aargauer Sportler des Jahres». Schon fünf Mal warst du nominiert.
Ja, das stimmt. Wobei Dauergast nicht ganz korrekt ist. Dauernominiert trifft es eher, denn leider findet die Sport-Gala jedes Jahr genau an dem Wochenende statt, wo wir unser Trainingslager haben.

Bislang hat es für dich noch nie zum Titel «Aargauer Sportler des Jahres» gereicht. Woran liegt das?
Das ist schwierig zu sagen. Es gibt sicher Sportarten und Sportler, die eine grössere Basis haben und mehr Leute für die Publikumswahl mobilisieren können. Aber es ist ohnehin sehr schwierig, die Leistungen der Nominierten sportartenübergreifend zu vergleichen. Ich muss aber zugeben, dass es schon etwas frustrierend ist, wenn man im selben Jahr Europameister, Weltmeister und Gesamtweltcupsieger wird, aber an der Sport-Gala leer ausgeht. Aber so ist nun Mal der Modus – vielleicht klappts ja in diesem Jahr.

Deine sportlichen Leistungen waren jedenfalls auch in diesem Jahr beeindruckend. Du hast vier EM-Medaillen – darunter zwei goldene – sowie eine WM-Medaille und den Gesamtweltcup gewonnen. Welcher Erfolg war für dich der wichtigste?
Die beiden Goldmedaillen an der Heim-EM im Tessin waren schon sehr speziell. Zum Auftakt war ich im Sprint auf die Sekunde gleich schnell wie Daniel Hubmann und wir konnten einen Doppelsieg vor Schweizer Publikum feiern. Das war ein extrem cooles Erlebnis. Das Rennen über die Mitteldistanz war dann wohl mein bester Lauf im letzten Jahr. Da hat taktisch, physisch und technisch alles gestimmt.

War 2018 das erfolgreichste Jahr deiner Karriere?
Das ist eine Frage, welche Wettkämpfe man besonders gewichtet. Wenn man die WM als Massstab nimmt, dann war ich mit nur einer Medaille dieses Jahr nicht so erfolgreich. Dafür habe ich den Gesamtweltcup gewonnen und war damit über alle Diszipline hinweg weltweit der beste OL-Läufer. So viel habe ich also nicht falsch gemacht (lacht).

«Das Rennen über die Mitteldistanz war dann wohl mein bester Lauf im letzten Jahr. Da hat taktisch, physisch und technisch alles gestimmt.»

Matthias Kyburz, Orientierungsläufer

2018 war ein spezielles Jahr für dich, weil du zum ersten Mal in deiner Karriere als Profisportler unterwegs warst. Wie war das?
Genau, nach dem Abschluss meines Studiums habe ich mich im Jahr 2018 voll auf den Sport konzentriert. Ich habe es sehr genossen, dass ich so flexibel war und nur wenige Verpflichtungen ausserhalb des Sports hatte. So war die Erholung besser und ich konnte jede Nacht etwa 1,5 Stunden länger schlafen als früher. Aber der Grat ist recht schmal zwischen zu wenig zu tun haben, wenn man nur Sport macht, und viel zu viel zu tun haben, wenn man daneben noch arbeitet oder studiert. Trotzdem habe ich mich entschlossen, in diesem Jahr nicht mehr ausschliesslich auf den Sport zu setzen. Ich werde 40 Prozent arbeiten und daneben weiterhin so viel trainieren wie 2018. Ich habe ja schon bewiesen, dass man auch mit 1,5 Stunden weniger Schlaf Weltmeister werden kann (lacht).

Du hast in deiner Karriere fünf Mal den Gesamtweltcup, vier Mal WM-Gold und fünf Mal EM-Gold gewonnen. Der einzige Titel, der dir noch fehlt, ist derjenige über die Langdistanz.  
Das stimmt. Dass mir dieser Titel noch fehlt, ist sicher eine grosse Motivation für mich. Sollte ich den Titel irgendwann noch holen, wäre das quasi die Krönung meiner Karriere. Aber ich ordne deswegen nicht alles der Langdistanz unter.