Im Fokus

Janina Wüst gewinnt Silber bei ihrer EM-Premiere

von Fabio Baranzini – 6. Juli 2022

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In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es die 27-jährige Mountainbikerin Janina Wüst aus Lupfig, die vor kurzem die Silbermedaille an der Marathon Europameisterschaft gewonnen hat.

Vor ihrem Start an den Europameisterschaften in Tschechien war Janina Wüst nervös. Nicht nur, weil es die erste EM ihrer Karriere war. Sondern auch, weil die absolut besten Marathon-Fahrerinnen allesamt am Start waren. Dennoch träumte Wüst, die sehr stark in die Saison gestartet war, von einer Medaille. Sie wusste aber auch: Es muss alles aufgehen, damit der Medaillentraum Realität wird.

«Die Erleichterung im Ziel war riesig, als ich wusste, dass ich die Medaille tatsächlich gewonnen habe.»

Janina Wüst, Vize-Europameisterin Bike Marathon

Die Startphase des Rennens war hektisch und es gab mehrere Stürze. Wüst hielt sich bewusst an der Spitze des Feldes auf. «Ich wollte den entscheidenden Angriff auf keinen Fall verpassen», erklärt sie ihr Taktik. Und die ging auf. Als die spätere Siegerin Natalia Fischer nach rund 45 Minuten angriff, konnte Wüst als einzige folgen. «Wir haben gut zusammengearbeitet und konnten uns absetzen. Die letzten 35 Kilometer musste ich dann alleine zurücklegen. Die Erleichterung im Ziel war riesig, als ich wusste, dass ich die Medaille tatsächlich gewonnen habe», freut sich die 27-Jährige über den bislang grössten Erfolg ihrer Karriere.

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Mentale Herausforderung

Der Erfolg ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass Janina Wüst erst seit dieser Saison voll auf die Karte «Marathon» setzt. Vorher war die Athletin des RC Gränichen eine klassische CrossCountry Fahrerin. Dort feierte sie einige Erfolge und startete auch mehrmals im Weltcup. Doch je länger je mehr merkte Janina Wüst: CrossCountry ist nicht ihre Disziplin. «Ich mag lange Distanzen und lange Aufstiege. Beides gibt es im CrossCountry, wo Spritzigkeit und Schnelligkeit sehr wichtig sind, nur selten», erklärt sie.

Und so fuhr sie bereits im letzten Jahr ihre ersten Marathon-Rennen und bestreitet in diesem Jahr ihre erste komplette Marathon-Saison. Ein Wechsel, der sich bereits jetzt bezahlt gemacht hat, denn in der aktuellen Weltrangliste wird Janina Wüst als Nummer sechs geführt. «Mich reizt die Herausforderung Marathon sehr. Die Rennen dauern bis zu fünf Stunden und die Distanzen variieren meist zwischen 80 und 100 Kilometern. Bei so langen Rennen ist die mentale Herausforderung noch grösser. Es gibt in jedem Wettkampf eine Grenze, die man überwinden muss.»

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Erstes Rennen war eine Enttäuschung

Seit April ist Janina Wüst Vollprofi, setzt ganz auf die Karte Radsport. Dafür hat sie ihre Teilzeitanstellung als Primarlehrerin aufgegeben. «Ich bin für die Rennen so viel unterwegs, dass ich schlicht nicht mehr die Zeit habe, als Lehrerin zu arbeiten», sagt Wüst, die seit dieser Saison erstmals für ein Profiteam fährt. «Das hilft mir enorm. Unter anderem habe ich an den Rennen einen Mechaniker, einen Physiotherapeuten und einen Betreuer. Ich kann mich daher voll aufs Biken konzentrieren. Ich bin gespannt, wie weit nach vorne ich es unter diesen Bedingungen schaffen kann.»

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Genau diese Frage – wie weit nach vorne kann ich es schaffen? – treibt Janina Wüst seit ihrer Kindheit an. Die Begeisterung für den Radsport hat sie von ihrem Vater. Ihr erstes Rennen bestritt sie in den Sommerferien in Flims im Alter von sechzehn Jahren. «Ich war etwas naiv, hab mich einfach angemeldet und ging mit meinem alten Schulvelo an den Start. Eine Stunde vor dem Rennen habe ich noch eine Portion Pommes gegessen und war zuversichtlich – schliesslich dachte ich, dass ich ja Velofahren kann», erinnert sie sich lachend. «Nach einer Runde gab ich das Rennen auf. Ich war total überfordert und konnte nicht mit meinen Konkurrentinnen mithalten.» Trotz dieser Enttäuschung war die Faszination fürs Mountainbiken da und Janina Wüst begann regelmässig zu trainieren. Drei Jahre später löste sie ihre erste Rennlizenz und trainiert seither fast täglich. Immer mit der Frage im Kopf «Wie weit nach vorne kann ich es schaffen?». Die Antwort darauf hat sie sich mittlerweile selbst gegeben: mitten in die Weltspitze.

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Hinweis

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.