Im Fokus
Bei der ersten Elite EM gleich zwei Medaillen abgeräumt
Bild: Athletixx.Photopgraphy
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Kickboxer Roy Cipriano (20), der an der Elite EM zwei Medaillen gewonnen hat und sich zum dreifachen Schweizer Meister gekürt hat.
Roy Cipriano ist in Form. Das beweisen seine jüngsten Resultate eindrücklich. Der 20-jährige Kickboxer aus Wohlen hat in den letzten Wochen gleich drei Schweizer Meistertitel gewonnen und hat zudem auch bei seinem ersten Auftritt an einer Elite Europameisterschaft abgeräumt. Bei den europäischen Titelkämpfen gewann er die Silbermedaille im sogenannten Pointfighting und Bronze im Light Contact in der Gewichtsklasse bis 63kg. (Erklärung zu den Disziplinen siehe Box unten).
«Dass ich am Ende zwei Medaillen gewinnen konnte, hat meine eigenen Erwartungen übertroffen.»
«Mein Ziel war es eigentlich, an der EM unter die Top 8 zu kommen. Dass ich am Ende zwei Medaillen gewinnen konnte, hat meine eigenen Erwartungen übertroffen», freut sich Roy Cipriano, der seine beiden EM-Medaillen gemeinsam mit seinem Junioren Weltmeistertitel von 2018 und dem Titel als jüngster «Freiämter Sportler des Jahres» 2019 als grösste Erfolge seiner bisherigen Karriere einstuft. Schöner Nebeneffekt der beiden EM-Medaillen: Er hat sich damit im Pointfighting und im Light Contact für die European Games 2023 in Polen qualifiziert.
Bild: zur Verfügung gestellt
Aus der RS an die EM
Dass Roy Cipriano an der Elite EM zwei Medaillen gewinnt, ist nicht nur deshalb speziell, weil es seine ersten Titelkämpfe bei der Elite waren, sondern vor allem auch, weil er nur gerade eine Woche vor der EM seine Rekrutenschule beendet hat. Und zwar nicht als Spitzensportler in Magglingen. Dort hat man Roy Cipriano nicht aufgenommen. Cipriano wurde als «qualifizierter Athlet» aufgenommen und durfte vier Mal pro Woche in Wohlen trainieren. Zusätzlich trainierte er jedes Wochenende. «Nur deshalb war es für mich möglich, mich überhaupt auf die EM vorzubereiten», sagt Roy Cipriano.
Unter erschwerten Bedingungen zu trainieren, ist für den 20-Jährigen nichts Neues. Bis im Sommer hat er parallel zu seiner Spitzensportkarriere noch eine Lehre als Zeichner Fachrichtung Architektur EFZ absolviert. «Zum Ende der Lehre habe ich zwar noch immer trainiert, mich aber voll auf die Abschlussprüfungen konzentriert», so Cipriano.
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Vater Rocco ist Trainer
Schon seit jeher geniesst das Kickboxen im Leben von Roy Cipriano oberste Priorität. Das ist kein Zufall, denn bereits sein Vater Rocco hatte sich in der internationalen Kickbox-Szene einen Namen gemacht. Heute betreut er seinen Sohn Roy gemeinsam mit Nationaltrainer Andrea Faggiano. Und der Vater weiss genau, was sein Sohn braucht. Auch wenn der seinem Vater nicht immer glauben will, wie er lachend erzählt. «Ich will immer mehr trainieren. Vor allem wenn es nicht so läuft. Da muss mich mein Vater jeweils bremsen. Er versucht mir dann zu erklären, dass auch die Regeneration wichtig ist. Aber das ist für mich jeweils schwierig zu verstehen», gibt Roy Cipriano zu. Dass er dank oder wegen seines Vaters einen bekannten Namen in der Kickbox-Szene trägt, ist für Roy kein Problem. Im Gegenteil. «Für mich ist das kein zusätzlicher Druck. Es motiviert mich viel mehr, noch besser zu werden.»
Die drei Kickbox-Diszipline
- Pointfighting: Diese Disziplin ist vergleichbar mit Fechten. Nach jedem erfolgreichen Treffer – Hand oder Fuss am Oberkörper oder dem Kopf des Gegners – wird der Kampf unterbrochen. Die drei Schiedsrichter verteilen Punkte und der Kampf wird wieder aufgenommen. Der- oder diejenige mit mehr Punkten gewinnt das Duell.
- Light Contact: Im Gegensatz zum Pointfighting wird nicht nach jedem Treffer unterbrochen, sondern er Kampf läuft weiter. Es gibt Punkte für Treffer am Oberkörper oder dem Kopf des Gegners. Der Kampf dauert drei Mal zwei Minuten, wobei wieder der- oder diejenige mit mehr Treffer gewinnt. Den Gegner k.o. zu schlagen, ist nicht erlaubt.
- Vollkontakt mit Low Kick: Dabei handelt es sich um eine Form des Vollkontakt Kickboxens, die im Ring stattfindet und nicht auf der Matte, wie die anderen beiden Diszipline. Beim Low Kick ist es erlaubt, den Gegner k.o. zu schlagen. Zudem zählen auch Kicks an den Oberschenkel, nicht nur an Oberkörper und Kopf.
Die nötige Wettkampfroutine
Das funktioniert im Moment sehr gut. Denn nur kurz nach den beiden EM-Medaillen hat sich Roy Cipriano gleich auch noch drei Schweizer Meistertitel gesichert. Neben dem Pointfighting und dem Light Contact auch noch in der Disziplin Vollkontakt mit Low Kick. In dieser Disziplin hat Roy Cipriano bereits regelmässig gekämpft, es war jedoch seine erste Meisterschaft im Ring. «Die Schweizer Meisterschaften sind für mich aus sportlicher Sicht natürlich nicht auf demselben Niveau wie die EM oder andere internationale Wettkämpfe», so Cipriano. «Aber diese Kämpfe sind enorm wichtig für meine Kampfroutine. Diese holst du dir nur mit richtigen Wettkämpfen, Schiedsrichtern und Zuschauern. Sonst spürst du den Druck und die Abläufe nicht.»
Bild: Athletixx.Photopgraphy
Pro Saison absolviert Cipriano circa sechs Turniere in der Schweiz und fünf im Ausland. Dabei tritt er stets in mehreren Disziplinen an und bestreitet mehrere Kämpfe. Im nächsten Jahr warten gleich zwei internationale Highlights auf Roy Cipriano. Zum einen die European Games, für die er sich an der EM qualifiziert hat, und zum anderen die Weltmeisterschaften bei der Elite. Noch will sich der junge Kickboxer aus Wohlen aber nicht auf diese Grossanlässe konzentrieren. «Bei mir ist immer der nächste Wettkampf das Ziel. Wenn ich zu weit vorausschaue, dann kann ich den Fokus nicht richtig setzen.» So also heisst das nächste Ziel «Austrian Classics», ein grosses internationales Turnier in Österreich, das Mitte März stattfindet.
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.