«Geduld ist das Geheimnis des Kickboxens»

Roy, 2022 war dein bislang bestes Jahr. Welcher Erfolg ist für dich der wertvollste?
Die Qualifikation für die European Games, die ich mir dank den beiden EM-Medaillen gesichert habe. Da Kickboxen 2024 in Paris noch nicht olympisch ist, sind die European Games der grösstmögliche Wettkampf für uns Kickboxer.

Welches sind die wichtigsten Eigenschaften, um im Kickboxen erfolgreich zu sein?
Wille, Motivation und Geduld. Ein Kampf ist wie eine Achterbahnfahrt. Es geht hoch und runter. Die meisten lassen los, wenns runtergeht und verlieren. Ihnen fehlt die nötige Geduld, um auf die gute Phase im Kampf zu warten und dann zuzuschlagen. Doch genau diese Geduld ist das Erfolgsgeheimnis im Kickboxen.

Wenn du nicht Kickboxer geworden wärst – für welche andere Sportart hättest du am meisten Talent mitgebracht?
Im Fussball war ich ganz gut, aber was mich schon immer fasziniert hatte, war der Bodenkampf. Ich hätte mich wahrscheinlich für Brazilian Jiu Jitsu entschieden, wenn ich nicht Kickboxer geworden wäre.

Welche Sportart liegt dir nicht?
Schlittschuhlaufen! Da lag ich mehr auf dem Eis, als dass ich gestanden bin (lacht). Wenn wir mit der Schule auf dem Eis waren, zog ich immer Helm und alle Schoner an, damit ich mich nicht verletzte.

Dein Vater ist auch dein Trainer. Hand aufs Herz – gibts es da nicht die eine oder andere Situation, wo du froh wärst, wenn du deinem Vater nach dem Training oder Wettkampf nicht auch noch zuhause begegnen würdest?
(lacht) Ganz ehrlich: Das hat es bisher noch nie gegeben. Mein Vater und ich können den Sport sehr gut vom Privaten trennen. Für mich ist es sehr schön, dass ich so viel Zeit und so viele Erlebnisse mit meinem Vater teilen kann.

Du hast letztes Jahr neben deiner Sportkarriere auch deine Lehre als Zeichner Fachrichtung Architektur EFZ abgeschlossen und die Rekrutenschule besucht. Was war anstrengender – die Rekrutenschule oder das Lernen?
Für mich war es definitiv das Lernen. Ich wollte diese Prüfung unbedingt bestehen und habe jede freie Minute mit einem Kollegen gelernt. Ich bin mega froh, dass sich der Aufwand ausbezahlt hat.

Du hast ein sehr intensives Jahr hinter dir. Da ist es umso wichtiger, dass man auch mal abschalten und entspannen kann. Wie sieht ein perfekter freier Tag für dich aus?
Entweder bleibe ich Zuhause und mache wirklich gar nichts. Dann kann ich mich körperlich und mental so richtig entspannen. Oder dann unternehme ich etwas mit meiner Familie oder meinen Kollegen. Im Sommer gehe ich beispielsweise gerne an den See, um zu entspannen.

Was würdest du als deine Stärken bezeichnen?
Ich kann mich sehr schnell an meine Gegner anpassen. Und ich habe die nötige Geduld, um darauf zu warten, dass die Achterbahn wieder nach oben fährt.

Wer oder was inspiriert dich?
Im Ring ist es ganz klar mein Vater. Er hat unglaublich viel erreicht in seiner Karriere. Unter anderem war er Weltmeister im Leichtgewicht Kickboxen.

Viele Sportlerinnen und Sportler haben Rituale oder Glücksbringer. Manche sind gar abergläubig. Was darf bei dir an keinem Wettkampf fehlen?
Wenn ich vor einem Kampf nervös bin, gibt’s nur eins: Kopfhörer anziehen und Musik hören. Ich habe eine Playlist mit sechs oder sieben Songs, die mich motivieren. Wenn ich die höre, dann läuft alles.

Welche Schlagzeile möchtest du 2023 am liebsten über dich lesen?
«Roy Cipriano gewinnt Gold an den European Games»