Sport Gala
«Dieser WM-Titel steht ganz weit oben auf unserer Highlight-Liste»
Bild: Keystone
Das Team des Curling Club Aarau um Silvana Tirinzoni hat im letzten Jahr die angepeilte Olympiamedaille ganz knapp verpasst, dafür auf beeindruckende Art und Weise den dritten WM-Titel in Serie gewonnen.
Silvana, an der WM habt ihr Historisches geschafft: Als erstes Team habt ihr drei WM-Titel in Serie gewonnen. Was bedeutet euch das?Während des Turniers denkt man weder an Rekorde noch daran, Geschichte zu schreiben. Wir haben uns ausschliesslich auf das Turnier konzentriert. Erst nach dem Sieg haben wir realisiert, wie gross dieser Titel ist.
Ist dieser WM-Titel noch spezieller, weil es eine unglaublich starke Reaktion auf die verpasste Olympiamedaille war, die euer grosses Ziel für die letzte Saison war?
Auf jeden Fall. Dass wir uns so schnell nach dieser Enttäuschung wieder aufraffen konnten, was eine grosse Leistung. Für Aussenstehende ist das fast nicht nachvollziehbar.
«Dass wir an der WM alle 14 Spiele gewinnen konnten, ist unglaublich speziell.»
Kannst du trotzdem versuchen, uns zu erklären, wie ihr das geschafft habt.
Jede von uns hatte immer mal wieder ein mentales Tief und war nicht in der Lage, ihre volle Leistung abzurufen. Dann war es an den übrigen Spielerinnen, in die Bresche zu springen. Dass uns das gelungen ist und wir an der WM alle 14 Spiele gewinnen konnten, ist unglaublich speziell und steht ganz weit oben auf unserer Highlight-Liste. Auch unser Sportpsychologe meinte, das sei die mental beste Leistung, die er je gesehen habe. Das ist ein sehr schönes Kompliment.
Sind die Olympischen Spiele in Peking aufgrund der verpassten Medaille bei euch nur als «Enttäuschung» abgespeichert oder gibt es auch positive Aspekte?
Es gibt sehr viel Positives. Wir haben in einem extrem starken Feld, in dem Experten neun von zehn Teams den Titel zugetraut haben, die Vorrunde gewonnen. Das war eine absolute Topleistung.
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Was ist sonst noch präsent von den Olympischen Spielen?
Der grosse Kontrast zwischen der vermeintlich professionellen und glamourösen Welt der Olympischen Spiele und der Realität. Die glich nämlich viel mehr einem Klassenlager. Die Betten waren unbequem, man ass in einer Mensa und als Transportmittel gab es einen öffentlichen Bus, der alle 30 Minuten fuhr. Trotzdem war es ein grossartiges Erlebnis und dieses mit so vielen anderen Sportlerinnen und Sportlern zu teilen, war einzigartig.
Nach der Olympiasaison haben Esther Neuenschwander und Melanie Barbezat euer Team verlassen. Alina Pätz und du mussten die Hälfte des Teams ersetzen. Wie seid ihr da vorgegangen?
Die erste Position war einfach zu besetzen. Carole Howald, die jahrelang bei uns Ersatzspielerin war, hat schon lange angedeutet, dass sie gerne fix für uns spielen würde. Sie hat auch sofort zugesagt. Für die letzte Position haben wir zwei, drei Spielerinnen in die Auswahl aufgenommen. Ich habe dann als erstes Briar Schwaller-Hürlimann angerufen und sie angefragt. Auch sie war nach kurzem Überlegen dabei.
Das Team Tirinzoni im Videoportrait
Video: Julia Rufibach
Auf welche Qualitäten habt ihr bei den neuen Spielerinnen geachtet?
Drei Faktoren waren uns wichtig: Erstens muss das Commitment zu 100 Prozent stimmen. Der Sport muss an erster Stelle kommen. Zweitens muss das Talent vorhanden sein. Und drittens muss die Persönlichkeit passen.
Was bringen die beiden neuen Spielerinnen ins Team ein?
Ganz viel neue Energie und Motivation. Sie haben noch nicht so viele grosse Turniere bestritten wie wir und freuen sich daher extrem darauf. Das ist wichtig für Alina und mich, denn so realisieren wir, dass es nicht selbstverständlich ist, was wir erleben dürfen.
Welche Schlagzeile würdest du im Jahr 2023 am liebsten über dich und dein Team lesen?
«Der vierte WM-Titel in Folge – das Team Tirinzoni gewinnt erneut Gold»
Team Tirinzonis Erfolge 2022
- Weltmeisterinnen
- Vize-Europameisterinnen
- 4. Rang Olympische Spiele
- Schweizer Meisterinnen