Sport-Gala
«Innerhalb von fünf Minuten haben wir uns entschieden»
Bild: zur Verfügung gestellt
Silvana Tirinzoni (39) ist mit ihrem Curlingteam vom CC Aarau nach der erfolgreichen Saison mit der Olympiateilnahme und dem Vize-EM-Titel für die Wahl zur «Aargauer Sportlerin des Jahres» nominiert.
Silvana, unser Interview mussten wir um einige Tage verschieben, da du mit deinem Team vom CC Aarau gerade zwei Wochen in Nordamerika warst. Wie viele Wochen im Jahr seid ihr gemeinsam im Ausland unterwegs?
Es sind ziemlich genau vier Monate, die wir jedes Jahr für Turniere im Ausland verbringen.
Da muss die Chemie im Team stimmen, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt.
Ja, das ist extrem wichtig. Wenn jemand im Team nicht mitziehen würde, wäre es unmöglich, erfolgreich zu spielen. Entsprechend sucht man sich auch Spielerinnen aus, die ins Team passen. Trotzdem gehen wir uns auch mal auf die Nerven, aber das gehört dazu.
Apropos «Spielerinnen aussuchen» – nach den Olympischen Spielen in Südkorea gab es in deinem Team zwei Wechsel.
Genau. Manuela Siegrist musste wegen einer Knieverletzung ihre Spitzensport-Karriere beenden und Marlene Albrecht wollte mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Ich musste aber nicht lange nach passenden Ersatzspielerinnen suchen. Direkt nach den Olympischen Spielen hat mich Alina Pätz kontaktiert und angefragt, ob wir gemeinsam ein Team bilden wollen, da es auch in ihrem Team Rücktritte gab. Als ich die Anfrage erhielt, war für mich sofort klar, dass es keine bessere Lösung gibt. Innerhalb von fünf Minuten haben wir uns entschieden. (lacht)
Der Entscheid scheint sich zu bewähren. Ihr habt letztes Jahr gemeinsam bereits einige tolle Erfolge feiern können. Unter anderem gabs die Silbermedaille an der EM.
Ja, wir harmonieren wirklich sehr gut. Wir haben im letzten Sommer extra viel Zeit miteinander verbracht, um uns besser kennenzulernen. Ich bin aber selber etwas überrascht, wie schnell wir zueinander gefunden haben. Es fühlt sich bereits so an, als ob wir schon jahrelang zusammen spielen würden. Umso besser, dass auch die Resultate stimmen. Wir haben beim Grand Slam Turnier in Kanada, wo nur die 15 besten Teams der Welt teilnehmen dürfen, das Finale erreicht und auch an der EM haben wir richtig gut gespielt. Wir haben die Vorrunde dominiert und auch das Finalspiel nur ganz knapp gegen die Olympiasiegerinnen verloren. Das war eine Topleistung.
«Ich bin aber selber etwas überrascht, wie schnell wir zueinander gefunden haben. Es fühlt sich bereits so an, als ob wir schon jahrelang zusammen spielen würden.»
War die EM-Silbermedaille denn auch der sportliche Höhepunkt im letzten Jahr oder pickst du da einen anderen Erfolg heraus?
Nein, das war schon unser Highlight. Aber natürlich waren auch die Olympischen Spiele in Südkorea, die wir noch in der alten Formation bestritten hatten, ein unvergessliches Erlebnis. Leider hat es dort sportlich nicht ganz so geklappt, wie wir uns das erhofft haben (Rang 7, Anm. d. Red.). Aber wir wollen einen zweiten Versuch wagen und haben uns im neuen Team bereits die Olympischen Spiele 2022 in Peking zum Ziel gesetzt.
Du bist mit dem Team CC Aarau bereits zum zweiten Mal für die Wahl zum «Aargauer Sportler des Jahres» nominiert. Was bedeutet dir das?
In einer Randsportart wie Curling ist es teilweise sehr schwierig, Anerkennung für unsere Leistungen zu erhalten. Dass wir vom Kanton Aargau schon zum zweiten Mal für diese Wahl nominiert worden sind, ist eine grosse Ehre. Für uns ist es alles andere als selbstverständlich, dass wir gemeinsam mit den anderen Topsportlern dabei sein dürfen. Ich kenne von den anderen Kandidaten leider noch niemanden persönlich, aber ich hoffe, dass sich das an der Sport-Gala ändern wird.