Im Fokus
Eine Goldmedaille praktisch aus dem Nichts
Bild: athletix.ch
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Leichtathletin Marilin Leuthard (23) vom TV Wohlen, die an den Schweizer Meisterschaften im Weitsprung und im Dreisprung eine Medaille gewonnen hat.
Die Aargauer Leichtathletinnen haben an den Schweizer Meisterschaften in Winterthur überzeugt. Giulia Senn lief über 400m eine neue persönliche Bestzeit (51,58s) und gewann Gold. 800m-Spezialistin Valentina Rosamilia erreichte in einem historischen Rennen Rang drei und knackte die Olympia-Limite für Paris mit einer Zeit von 1:58,69. Aber dann war da auch noch eine dritte Aargauer Athletin, die für Aufsehen gesorgt hat an den Schweizer Meisterschaften. Und zwar eine, die der breiten Öffentlichkeit noch nicht gleich bekannt ist wie Rosamilia und Senn. Es ist Marilin Leuthard vom TV Wohlen. Die 23-Jährige hat Silber im Weitsprung und Gold im Dreisprung gewonnen.
«Schon im ersten Training ging es viel besser als erwartet.»
Erst der dritte Dreisprung-Wettkampf
Vor allem der Titel im Dreisprung darf durchaus als Überraschung gewertet werden. Denn eigentlich ist Marilin Leuthard Weitspringerin. Erst im März hat sie erstmals – «einfach zum Spass» wie sie sagt – im Training den Dreisprung ausprobiert. «Schon im ersten Training ging es viel besser als erwartet. Es war mega cool und ich fand schnell den Rhythmus», blickt sie zurück. Die Schweizer Meisterschaften waren erst ihr dritter Wettkampf im Dreisprung überhaupt. Und dabei schraubte sie ihre persönliche Bestweite um mehr als 30 Zentimeter nach oben auf 12,78m.
Bild: zur Verfügung gestellt
Diese Weite ist umso beeindruckender, wenn man weiss, dass Marilin Leuthard nur mit halbem Anlauf startet. «Ich habe meine Bestweite mit 17 Metern Anlauf erzielt. Ideal wäre aber, wenn ich mit 30 oder gar 34 Metern anlaufen könnte. Doch im Moment fehlt mir dafür noch die Erfahrung. Da muss ich mich schrittweise herantasten. Ich denke, dass ich in gut einem Jahr soweit sein werde», sagt sie. Das zeigt: Marilin Leuthard hat noch sehr viel Potenzial, auch wenn sie mit dem Schweizer Meistertitel bereits ein erstes Ausrufezeichen gesetzt hat. «Das war wirklich ein toller Wettkampf, bei dem ich meine Erwartungen klar übertroffen habe.»
Anfänge beim TV Merenschwand
Die Erwartungen erfüllt sie dagegen im Weitsprung. Dort hat sie sich hinter Topfavoritin Annik Kälin mit dem letzten Sprung die Silbermedaille gesichert und damit ihr persönliches Ziel erreicht. «Mit dem Rang bin ich super happy. Mit der Weite von 6.33m dagegen nicht ganz. Ich weiss, dass ich 6.50m oder gar 6.60m in den Beinen habe. Im Wettkampf konnte ich das aber noch nicht umsetzen», so Marilin Leuthard.
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Ihre Karriere hat die 23-Jährige einst beim TV Merenschwand lanciert. Eigentlich wollte sie Geräte- oder Kunstturnen ausprobieren, blieb dann aber bei der Leichtathletik hängen. Im Alter von 14 Jahren wechselte sie vom TV Merenschwand zum TV Wohlen, wo sie gezielter zu trainieren begann. Als sie 2016 im Weitsprung Vize-Schweizer-Meisterin in der U16-Kategorie wurde, ging es so richtig los. «Nach diesem Erfolg hat es mich gepackt. Ich wollte an der Spitze bleiben und noch mehr trainieren», so Marilin Leuthard, die zwischenzeitlich auch Mehrkampf ausprobierte, sich mittlerweile aber nur noch auf die Sprung-Disziplinen konzentriert.
Bild: athletix.ch
Ziel: internationale Grossanlässe
Aktuell trainiert die Merenschwanderin vier Mal pro Woche und arbeitet daneben in einem 60-Prozent-Pensum auf der Redaktion von Travel News. «Ich arbeite jeweils am Morgen und am Nachmittag steht das Training an. Das ist für mich die perfekte Kombination, um mich auf den Sport konzentrieren zu können», sagt Marilin Leuthard. Ihren Trainingsumfang will sie sukzessive ausbauen. Denn sie hat sich hohe Ziele gesteckt. «Ich möchte dereinst an internationalen Titelkämpfen teilnehmen können.» Im Weitsprung ist sie mit ihren Weiten nicht mehr so weit von den geforderten Resultaten weg. Im Dreisprung fehlt noch rund ein Meter. «Das ist schon noch ziemlich viel», meint sie lachend. «Aber ich trainiere ja auch erst seit drei Monaten Dreisprung.» Sind wir also gespannt, wie weit Marilin Leuthard im Dreisprung fliegt, wenn sie dereinst ihre Technik verfeinert und ihren Anlauf verdoppelt hat. Gut möglich, dass sie dann nicht mehr nur Leichtathletik-Insidern ein Begriff sein wird.
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.