Im Fokus
Jérôme Kym steht vor der Grand Slam Premiere bei den Profis
Bild: Alexandra Wey
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Tennisprofi Jérôme Kym (21) aus Möhlin, der letzte Woche in Zug seinen grössten Titel feiern konnte und neu zu den besten 200 Tennisspielern der Welt gehört.
Der Kanton Aargau hat immer wieder starke Tennisspieler hervorgebracht. Aber in den letzten Jahrzehnten war keiner auch nur annähernd so stark wie Jérôme Kym. Der 21-Jährige ist in diesem Jahr so richtig durchgestartet auf der Profitour und hat sich in der Weltrangliste um über 300 Positionen verbessert. Aktuell spuckt der Resultatcomputer der ATP den Namen von Jérôme Kym an 180. Stelle der Weltrangliste aus. So weit vorne wie noch nie zuvor in der Karriere des jungen Offensiv-Spezialisten aus Möhlin.
«Es freut mich sehr, dass ich jetzt in der oberen Liga mitmischen kann. Ich weiss, dass ich da hingehöre, wenn ich gut spiele.»
Verletzungen bremsen den Aufstieg
Dass Jérôme Kym ein grosses Versprechen für die Tenniszukunft ist, hat er schon in jungen Jahren bewiesen. Er wurde 2017 Teamweltmeister in der U14-Kategorie, zwei Jahre später wurde er im Alter gerade einmal 15 Jahren zum jüngsten Schweizer Davis Cup Spieler aller Zeiten und 2021 gehörte er zu den besten fünf Junioren der Welt. Doch all das ist im Tennissport, wo die Dichte bei den Profis enorm hoch ist, noch längst keine Garantie, dass der Erfolg auch bei den Erwachsenen sogleich eintritt.
Bild: Alexandra Wey
Das hat auch Jérôme Kym erfahren. Nachdem er sich bei den Profis relativ schnell in den Top 500 etablieren konnte, wurde sein Aufstieg gebremst. Der Grund dafür war eine Knieverletzung – genauer ein Bänderriss und ein Anriss der Patellasehne im linken Knie. Nach konservativer Therapie ohne Operation und fünf Monaten Pause kehrte er Anfang 2023 mit einem Paukenschlag auf die Profitour zurück: Er gewann seinen ersten Profititel. Im Juni 2023 erreichte Jérôme Kym dann mit Rang 348 sein bislang bestes Ranking. Doch dann machte ihm wieder das linke Knie einen Strich durch die Rechnung. Die Schmerzen waren zu gross. Eine Operation war unausweichlich. Kym musste mehr als ein halbes Jahr pausieren.
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Geduld und Durchhaltevermögen zahlen sich aus
In Januar folgte dann das nächste Comeback. Dank zwei Turniersiegen und einer Finalteilnahme bei kleineren Profiturnieren kämpfte sich Kym in der Weltrangliste zurück in die Region von Rang 450. Dann bestritt er in Prostejov (Tschechien) – an dem Ort, wo er 2017 U14-Weltmeister geworden ist – ein Challengerturnier. Das ist die zweithöchste Turnierstufe auf der Profitour. Kym startete in der Qualifikation, reihte Sieg an Sieg gegen stärker klassierte Spieler und konnte am Ende der Woche den Siegerpokal in die Höhe stemmen. «Es war eine Riesenwoche für mich. Ich habe extrem Freude, dass sich die harte Arbeit während meiner Verletzung im letzten Jahr ausbezahlt hat. Ich brauchte viel Geduld und Durchhaltevermögen. Das macht den Titel umso schöner», sagte er damals.
Und nun hat Jérôme Kym letzte Woche bereits das nächste Ausrufezeichen setzen können. Beim Challengerturnier in Zug, wo er als letzter Spieler direkt ins Hauptfeld gerutscht war, konnte er gleich vier Spieler aus den Top 200 der Welt bezwingen und seinen zweiten Titel auf dieser Stufe feiern. Besonders hervorzuheben ist dabei die Tatsache, dass Kym im Viertelfinal gegen den Deutschen Qualifikanten Marko Topo gleich sieben (!) Matchbälle abwehren musste, ehe er nach drei Stunden und 18 Minuten über den Sieg jubeln konnte. «Ich hatte in diesem Match verdammt viel Glück. Sieben Matchbälle abzuwehren, passiert wahrlich nicht alle Tage. Dieser Sieg war unglaublich», so Kym.
Bild: Fabian Meierhans
Grand Slam Premiere bei den «Grossen»
In der Weltrangliste macht Jérôme Kym dank diesen beiden Turniersiegen einen riesigen Satz nach vorne und ist nun die Nummer 180 der Welt. Zur Einordnung: Vor ihm war Alexander Sadecky der beste Aargauer, der im Jahr 2009 den Platz 314 der Weltrangliste erreicht hatte. Der erstmalige Vorstoss in die Top 200 der Welt hat einen schönen Nebeneffekt: Kym schafft den Cut für die Teilnahme an der Qualifikation der US Open. Ende August darf der 21-Jährige, der auf Juniorenstufe bereits an allen vier Grand Slam Turnieren gespielt hat, erstmals auch bei den Profis auf der ganz grossen Bühne ran. «Es freut mich sehr, dass ich jetzt in der oberen Liga mitmischen kann. Ich weiss, dass ich da hingehöre, wenn ich gut spiele», sagt Kym und betont: «Ich bin aber noch nicht am Ziel und muss weiter an mir arbeiten. Ich muss genau die Dinge weiter sauber erledigen, die ich in den letzten Monaten still und in Ruhe gemacht habe, ohne dass sich gross jemand dafür interessiert hat.» Wenn Jérôme Kym so weiterspielt wie in den letzten Wochen, dürfte es mit der Ruhe allerdings bald vorbei sein. Denn dann wird er zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.