Sport Gala
«Die Freude und die Erleichterung waren riesig»
Bild: jf-photo
Am 31. Juli hat der 19-jährige Aargauer Kunstturner Matteo Giubellini im Mehrkampf-Final der Olympischen Spiele für ein historisch gutes Schweizer Ergebnis gesorgt. Der Mehrkampf-Spezialist aus Kirchdorf hat sich Rang 10 erturnt und war damit der beste Schweizer an Olympischen Spielen seit 72 Jahren. Er blickt mit uns nochmals auf diesen Wettkampftag zurück.
«Der Mehrkampf-Final war erst für 20 Uhr abends angesetzt. Ich hatte also einen langen Tag, bevor es losging. Idealerweise hätte ich lange geschlafen, aber das war vor einem so wichtigen Wettkampf nicht möglich. Ich bin zwischen sieben und acht Uhr aufgestanden und habe gefrühstückt. Ansonsten habe ich darauf geachtet, dass ich mich möglichst wenig bewege, um Energie zu sparen. Ich habe daher viel Zeit am Handy verbracht.
Das Mittagessen habe ich bewusst erst um halb drei gegessen, denn das musste halten bis nach dem Wettkampf. Direkt nach dem Mittagessen bin ich mit Florian Langenegger, der auch im Mehrkampf-Final stand, sowie den beiden Trainern, dem Physio und dem Arzt in den Bus gestiegen. Die Fahrt dauerte rund 45 Minuten und war für mich der Start der Wettkampfvorbereitung. Ich habe eine ‘Wettkampf-Playlist’, die ich mir im Bus angehört habe, um in den Wettkampf-Modus zu kommen.
«Das Einturnen lief nicht optimal. Ich hatte ein eher schlechtes Gefühl.»
Rund vier Stunden vor dem Wettkampf waren wir in der Halle. Da die Einturnhalle sehr klein war und das Licht ziemlich schlecht, wollte ich so wenig Zeit wie möglich dort verbringen. Ich habe also draussen an der frischen Luft noch ein wenig ‘gechillt’. Kurz nach sechs begann ich mit dem Einturnen. Zuerst habe ich mein Standard-Aufwärmprogramm absolviert, das rund 20 Minuten dauerte. Danach habe ich an jedem der sechs Geräte rund zehn Minuten eingeturnt. Dabei absolvierte ich jeweils nicht meine ganze Übung, sondern einfach die zwei, drei wichtigsten Elemente.
Das Einturnen lief nicht optimal. Ich hatte ein eher schlechtes Gefühl. Ich war nach den ersten beiden Wettkämpfen an den Spielen auch körperlich nicht mehr so frisch. Nervös war ich deswegen aber gar nicht. Ich hatte alle meine Ziele für die Olympischen Spiele schon erreicht und der Final im Mehrkampf war nur noch Zugabe. Deshalb konnte ich entspannt in den Wettkampf starten.
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Ich habe am Pferdpauschen begonnen, wo ich bei den ersten beiden Olympia-Wettkämpfen einen Fehler und einen Sturz drin hatte. Diesmal konnte ich endlich eine fehlerfreie Übung zeigen, worüber ich mich mega gefreut hatte. Dadurch bin ich richtig in den Flow gekommen und war auch an den Ringen und am Sprung gut unterwegs. Dann gabs aber einen Dämpfer am Barren. Nach dem «Go-Signal» hatte ich 30 Sekunden Zeit, um mit der Übung zu beginnen. Das ist relativ knapp bemessen, da man jeweils noch die Holmen mit Magnesium präparieren muss. Ich war mir sicher, dass ich rechtzeitig begonnen hatte, aber das war nicht so. Ich bekam 0,3 Strafpunkte, worüber ich mich sehr geärgert hatte. Zum Glück hatte das keinen Einfluss auf meine Leistung am Barren und auch nicht auf die letzten Geräten Reck und Boden. Da konnte ich nochmals solide Übungen zeigen.
Ich wusste, dass ein Top 12 Platz im Bereich des Möglichen liegt. Dass es am Ende der 10. Platz geworden ist, war ein super Gefühl. Direkt nach dem Wettkampf waren die Freude und die Erleichterung riesig, dass eine lange und intensive Saison so gut zu Ende gegangen ist. Dass ich mit meinem zehnten Rang das beste Ergebnis eines Schweizers an Olympischen Spielen seit 72 Jahren erreicht habe, war mir nicht bewusst. Das habe ich aus den Medien erfahren.»
Die Erfolge von Matteo Giubellini 2024
- Rang und Diplom Olympische Spiele Mannschaft
- Rang Mehrkampf Olympische Spiele
- Rang Europameisterschaften Pferdpauschen
- Schweizer Meister Ringe, Barren und Reck