Sportförderung

Lehre und Spitzensport unter einen Hut bringen

von Leandro De Mori – 28. September 2019

Altina Raqipi spielt Fussball bei den FC Aarau Frauen

Bild: Leandro De Mori

Wer Leistungssport und Lehre vereinen will, muss viel leisten. Doch es gibt Unterstützung von Seiten des Kantons. Wir zeigen auf, welche Anlaufstellen es für Eltern und Lehrbetriebe gibt und in welchen Bereichen sie Hilfe anbieten können.

Es ist die Phase, in der junge Menschen langsam erwachsen werden. Sie entwickeln ihre Persönlichkeiten, nehmen ihre Rolle in der Gesellschaft wahr und machen erste Schritte zum selbstständigen Leben. In der Zeit als Teenager und angehender Lehrling hat man viel um die Ohren, kümmert sich um seinen Schulabschluss und muss gleichzeitig die nächsten Jahre des Lebens planen. Die 17-jährige Altina Raqipi legt dem ganzen Druck noch eine Schippe drauf. Sie absolviert nicht nur eine Berufslehre als Logistikerin EFZ bei der Jowa AG in Gränichen, sie spielt ebenfalls noch Fussball für die FC Aarau Frauen und geht mehrmals in der Woche zum Training, sowie zu den Spielen an den Wochenenden.

Fussballbegeistert ist Altina schon ein Leben lange. Den Start in die Karriere machte sie beim FC Entfelden, nach sieben Jahren wurde sie von den FC Aarau Frauen angefragt, um in deren U16 zu spielen. Dem FC Aarau treu geblieben, spielt sie nun aktuell in der U19. Und dafür ist eine Menge Training gefordert. Montags und mittwochs arbeitet sie von 6.30 Uhr bis um 16 Uhr, abends geht sie ins Fussballtraining. An den anderen Tagen trainiert sie am Morgen, geht nachmittags arbeiten und trainiert abends noch ein zweites Mal. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Leistungssportler genau die gleiche Lehre wie ihre Mitschüler absolvieren müssen. «Es ist ziemlich stressig, die Schule, die Lehre und den Fussball unter einen Hut zu bringen», sagt Altina. Für den Lehrbetrieb stellt die Lehre zusammen mit dem Leistungssport kein Problem dar. Altinas Ausbildner Mateus Sahdo äussert sich positiv: «Natürlich ist die ganze Lehre komprimierter, als wenn Altina die ganze Zeit hier wäre. Aber wir haben bereits gute Erfahrungen mit Leistungssportler gemacht.»

«Natürlich ist die ganze Lehre komprimierter, als wenn Altina die ganze Zeit hier wäre. Aber wir haben bereits gute Erfahrungen mit Leistungssportler gemacht.»

Mateus Sahdo, Ausbildner Jowa AG

Flexibilität und Sportinteresse ist von grossem Vorteil

Ein Lehrbetrieb, der einen Leistungssportler anstellt, muss sehr flexibel und vor allem auch sportbegeistert sein. Harald Gloor, Schulkoordinator für leistungssportfreundliche Lehrbetriebe, sieht dies auch so: «Im Leistungssport gibt es auch immer wieder kurzfristige Änderungen. Auf diese Situationen muss ein Lehrbetrieb vorbereitet sein.» Gloor sieht aber auch klare Vorteile mit einem Leistungssportler als Lehrling: «Leistungssportler sind meistens topmotiviert und gute Lehrlinge. Für die Lehrbetriebe selber gibt es eine Auszeichnung als leistungssportfreundlicher Lehrbetrieb von Swiss Olympic, dadurch werden sie immer wieder vom Verband eingeladen. Als Koordinationsstelle helfen wir, indem wir dem Lehrmeister schon vor Lehrbeginn möglichst viele Steine aus dem Weg räumen.»

Unter der Woche arbeitet Altina bei der Jowa AG in Gränichen

Bild: Leandro De Mori

Das heisst, dass Verträge und Stundenpläne angeschaut, sowie allfällige Fragen so früh wie möglich geklärt werden. «Am besten ist es, wenn sich ein angehender Lehrling etwa eineinhalb Jahre vor Lehrbeginn bei uns meldet, damit wir alles rechtzeitig abklären und eine gute Lehrstelle finden können», sagt Gloor. Die Koordinatoren werden auch oft als beratende Hilfe in Erwägung gezogen: «Oft hat ein 15-jähriges Sporttalent noch nicht den Mut, dem späteren Ausbildner zu sagen, dass es während der Lehre nicht so oft da sein wird, weil es Leistungssport betreibt. Hier kann ich zum Beispiel Kontakt mit dem Betrieb aufnehmen und diesen informieren.» Die Hilfe und Unterstützung wird für die jungen Leistungssportler auf Lehrstellensuche, sowie die Lehrbetriebe also sichergestellt.

Deine Ansprechpersonen

Kontakt für Eltern und Lehrbetriebe:

Zusätzliche Informationen zur schulischen Organisation, sowie Lehrstellen für Leistungssportler finden sie unter swissolympic.ch oder unter ag.ch/lena