Prävention

Der Aargauische Fussballverband lanciert ein Präventionsprojekt

von Lea Marti – 23. April 2021

Karl-Heinz Born, Technischer Leiter AFV (v. l.), Martin Hofer, Präventionsverantwortlicher und Luigi Ponte, Präsident.

Bild: Aargauischer Fussballverband

In diesem Jahr startet der Aargauische Fussballverband AFV mit einer visionären Ausbildung zum Präventionsverantwortlichen. Wir stellen das Projekt genauer vor. 

«Wir wurden von den Vereinen immer wieder zum Thema Prävention angegangen», beginnt Karl-Heinz Born, Technischer Leiter beim AFV, zu erzählen. Zugleich seien in den Trainerkursen die Diskussionen dazu immer lebendiger geworden: Was macht eine gewaltfreie Kommunikation zwischen den Trainern und den Fussballspielenden aus? Wo beginnt Mobbing? Was gehört in einen Team-Whatsapp-Chat und was überschreitet die Grenzen? Wie können sich Trainer vor übergriffigen Verhaltensweisen durch Eltern schützen? Welcher Umgang ist mit Alkohol auf dem Vereinsgelände erwünscht?

«Es war es uns wichtig, einen Kurs auf die Beine zu stellen, der Interesse weckt, der bewegt und sensibilisiert.»

Karl-Heinz Born, Technischer Leiter AFV

Hinschauen statt wegschauen

«Prävention im Fussball ist überaus komplex und hat in der heutigen Zeit eine Aktualität erreicht, die wir proaktiv angehen wollen», so Martin Hofer, der seit 30 Jahren beim Aargauischen Fussballverband als Fussballinstruktor tätig ist. Karl-Heinz Born stimmt zu: «Wir wollten hin- und nicht wegschauen und stellten im Zuge dessen dem AFV-Vorstand die Idee eines Ausbildungsganges zum Präventionsverantwortlichen vor.» Das Vorhaben wurde gutgeheissen und mit Martin Hofer zugleich ein geeigneter Projektverantwortlicher gefunden. Karl-Heinz Born: «Das Thema ist herausfordernd. Zudem war es uns wichtig, einen Kurs auf die Beine zu stellen, der Interesse weckt, der bewegt und sensibilisiert. Mit Martin Hofer, Schulleiter bei der Berufsschule Lenzburg, konnten wir dafür unseren Wunschkandidat gewinnen.»

In einer ersten Phase wurde ein Grobkonzept erarbeitet. «Dabei haben wir uns auf ein niederschwelliges Angebot fokussiert: ein Vereinsmitglied, ein Tages-Workshop pro Saison, über drei Jahre aufbauend.» Die Ausbildung zum Präventionsverantwortlichen sollte möglichst praxisnah und interaktiv erfolgen. Das Grobkonzept wurde vom AFV-Vorstand abgesegnet und befindet sich bereits am Ende der Phase zwei: der detaillierten Ausarbeitung des Inhalts. «Wir haben ein attraktives Programm auf die Beine gestellt», ist der Fussballinstruktor überzeugt. Mit an Bord beim ersten Ausbildungsgang der Saison 2021/22 ist die Suchtprävention Aargau, eine Improvisations-Theatergruppe, die heikle Szenen aufführen wird, Markus Wopmann, ehemaliger Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am Kantonsspital Baden, Gründer der Kinderschutzgruppe Baden und Aargauer des Jahres 2017, sowie Tobias Weber, Kantonaler Botschafter des Präventionsprogramms «cool and clean» von Swiss Olympic. «Das wird ein spannender und spektakulärer Tag», so Tobias Weber von der Sektion Sport, der mit «cool and clean» als fixer Baustein in die Ausbildung verankert werden soll. Das Konzept sei durchdacht und verheissungsvoll. «In kurzer Zeit lässt sich wertvoller Inhalt an interessierte Personen vermitteln, die das Gehörte und Gesehene als Präventionsverantwortliche in die Vereine tragen.»

«So können wir ein enges Netzwerk und einen offenen Austausch über den Kurs hinaus zwischen den Teilnehmenden und den Kursverantwortlichen aufbauen.»

Tobias Weber, «cool and clean» Botschafter Kanton Aargau

Welcher Verein möchten wir sein?

«Am 28. August starten wir in Birmenstorf in den ersten Ausbildungskurs», blickt Martin Hofer freudig in die Zukunft. Zwei Kurse sollen in der Vorrunde, zwei in der Rückrunde stattfinden. Dabei werde in Kleingruppen von maximal 20 Personen gearbeitet, um möglichst viel Raum für Diskussionen zu schaffen. «So können wir ein enges Netzwerk und einen offenen Austausch über den Kurs hinaus zwischen den Teilnehmenden und den Kursverantwortlichen aufbauen», hebt Tobias Weber einen Vorteil dieses Formats hervor. Ein Austausch, der sich über die Jahre intensivieren soll: «In den darauffolgenden Workshops werden wir neue Inhalte vermitteln, gemeinsam Best-Practice-Modelle, gesammelte Erfahrungen und Erkenntnisse diskutieren», so Martin Hofer.

Karl-Heinz Born ist ebenso optimistisch: «Mit unserem Kurs sind wir visionär unterwegs. Der Schweizerische Fussballverband befindet sich gerade in der Erarbeitung eines ‹Quality Labels› für Vereine, wobei die Prävention eine wichtige Rolle spielen wird.» Die Ausbildung zum Präventionsverantwortlichen biete den Aargauischen Fussballvereinen bereits jetzt eine tolle Chance, vertieft in dieses Thema einzutauchen. Zudem können sie sich damit positionieren und klarer ausrichten. Fragen wie «Was für ein Verein wollen wir sein?», «Wo möchten wir Grenzen setzen?» oder «Welchen Umgang möchten wir in unserem Verein leben?», werden so aktiv angegangen. Martin Hofer: «Der ausgebildete Präventionsverantwortliche kann da als graue Eminenz im Hintergrund wirken, eine Sicht von aussen einbringen und Alternativen zu bisherigen Regeln oder Umgangsweisen aufzeigen.» Bei all dem gehe es ausschliesslich um das einzig Wichtige: die Freude und den Spass am Fussballspiel – mit Betonung auf Spiel.

Hinweis

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