Im Fokus

Kopfüber in die Weltspitze – Berenice Wicki holt in Peking ein Diplom

von Fabio Baranzini – 10. Februar 2022

Die Aargauer Snowboarderin Berenice Wicki in Action in der Halfpipe

Bild: Fabio Sturm

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die jüngst für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Snowboarderin Berenice Wicki, die sich in der Halfpipe für die Olympischen Spiele in Peking qualifiziert hat.

Update

Nach der Publikation dieses Artikels Ende Januar hat Berenice Wicki an den Olympischen Spielen in Peking so richtig überzeugt. In der Qualifikation klassierte sie sich auf dem starken achten Rang und sicherte sich damit das Ticket für den Olympiafinal. Und dort zeigte sie einen hervorragenden ersten Run, für den sie mit 76,25 Punkten belohnt wurde. Dieser erste Run blieb ihr bester im gesamten Finalwettkampf und brachte Berenice Wicki letztlich den tollen siebten Schlussrang. Damit holt sich die 19-jährige Ennetbadnerin, deren Vater 1988 und 1992 als Segler ebenfalls an den Olympischen Spielen teilgenommen hatte, bei ihrer Olympia-Premiere ein Diplom ein. «Ein Diplom bei Olympia verbinde ich eigentlich nicht mit mir. Das hätte ich alles nie erwartet», sagte sie im SRF-Interview direkt nach dem Final.

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren haben wir in dieser Rubrik bereits einmal über Berenice Wicki berichtet. Damals hat die junge Ennetbadener Snowboarderin an den Olympischen Jugendspielen in Lausanne die Bronzemedaille in der Halfpipe gewonnen. Und jetzt, zwei Jahre später, ist klar: Berenice Wicki reist nach Peking und ist an den Olympischen Spielen der «Grossen» mit dabei.

«Die Erleichterung nach dem ersten Weltcup war mega gross.»

Berenice Wicki, Snowboarderin

Dass die 19-jähige A-Kader-Athletin in Peking dabei ist, ist alles andere als selbstverständlich. Die Vorgaben von Swiss Olympic bezüglich Qualifikation waren nämlich hoch gesteckt: Zwei Klassierungen in den Top 12 oder eine Platzierung unter den besten Acht im Weltcup war gefordert. Diese Selektionskriterien haben es gleich doppelt in sich. Einerseits, weil Berenice Wicki vor dieser Saison im Weltcup noch nie in die Top 12 gesprungen war und andererseits, weil es in diesem Winter nur drei Weltcups gibt.

Portrait der Aargauer Snowboarderin Berenice Wicki

Bild: Fabio Sturm

Gleich im ersten Anlauf hats geklappt

«Natürlich war für mich vor der Saison klar, dass ich gerne an den Olympischen Spielen dabei wäre. Allerdings war für mich auch klar, dass die Kriterien von Swiss Olympic nicht ohne sind», sagt Wicki. «Ich versuchte daher, bei den Weltcups die Gedanken an Peking zu verdrängen und mich nur auf diesen Wettkampf zu konzentrieren. So wollte ich verhindern, dass ich mich zu sehr unter Druck setze.»

Und diese Taktik ging voll auf. Gleich im allerersten Weltcup der Saison in Copper Mountain (USA) qualifizierte sich Berenice Wicki fürs Finale der besten Acht und holte sich am Ende mit Rang sechs ihr bestes Weltcup-Resultat und das Olympiaticket. «Die Erleichterung nach dem ersten Weltcup war mega gross. Ich habe mich riesig über die Olympiaqualifikation gefreut, denn auch wenn ich versucht habe, die Gedanken an Olympia zu verdrängen, waren die Spiele doch immer präsent und ich wurde immer wieder damit konfrontiert», erzählt sie.

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Erster Überkopf-Trick im Repertoire

Die tolle Leistung in Copper Mountain war keine Eintagsfliege. Im Gegenteil. Beim zweiten Weltcup Anfang Januar, der ebenfalls in den USA stattfand, wiederholte Berenice Wicki ihren tollen sechsten Rang und liess in Laax vor wenigen Tagen einen 10. Platz folgen. «Dass ich so konstante Leistungen zeigen konnte und mir im Gesamtweltcup Rang sieben gesichert habe, ist mega cool. Diese Konstanz war möglich, weil ich im Sommer viel gearbeitet habe und dadurch meine schwächere Drehrichtung deutlich verbessern konnte. Zudem habe ich auch erstmals einen Überkopf-Trick ins Programm aufgenommen», erklärt Wicki ihren Leistungssprung im Vergleich zur Vorsaison.

Trainingsrun von Berenice Wicki

 

Diese Steigerung will Berenice Wicki an den Olympischen Spiele bestätigen. In diesen Tagen holt sie sich in Laax den letzten Schliff. «Ich versuche in den Trainings ein gutes Gefühl zu holen und Selbstvertrauen zu tanken, ohne dabei eine Verletzung zu riskieren», sagt Wicki. Am 1. Februar fliegt sie dann gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen und Teamkollegen nach Peking.

Final als grosses Ziel

Und was hat sie sich vorgenommen für ihre allerersten Olympischen Spiele? «Das Finale zu erreichen wäre extrem cool. Ich weiss, dass ich das Potenzial dazu habe, aber es wird alles andere als einfach. Ich muss in der Qualifikation sicher meinen schwierigeren Run sauber runterbringen. Dann könnte es klappen», blickt Wicki voraus. Und dieser «schwierigere Run» im Repertoire von Berenice Wicki hat es in sich: Dazu gehören zwei Sprünge mit doppelter Drehung (seven-twenty), zwei Sprünge mit eineinhalbfacher Drehung (five-forty) und einer mit einer Überkopfdrehung, einem sogenannter Crippler. Wir sind gespannt und drücken die Daumen, dass Berenice Wicki in der Halfpipe Qualifikation am 9. Februar ihren Run perfekt ins Ziel bringt und sich fürs Finale qualifiziert.

Hinweis

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.