World Wide Aargau

«Das ist eine ungewohnte Rolle für mich»

von Fabio Baranzini – 5. Juni 2022

Landhockeyspielerin Elin Hollinger im Zweikampf

Bild: zur Verfügung gestellt

Landhockeyspielerin Elin Hollinger (17) aus Baden verbringt derzeit ein Austauschsemester in Kanada, wo sie bis zu vier Mal pro Woche auf dem Landhockeyfeld steht. Im Interview spricht die Spielerin von Rotweiss Wettingen über ihre sportlichen Erfahrungen auf der anderen Seite des Atlantiks und sagt, wovon sie auch nach ihrer Rückkehr in die Schweiz profitieren kann.

Elin, in der Schweiz spielst du bei Rotweiss Wettingen in der Nationalliga A und gehörst zum U19-Nationalkader. Seit Ende Januar bist du aber nun für deinen Austausch in Kanada. Wie hat es sich ergeben, dass du derzeit auf Vancouver Island in der Nähe von Victoria lebst und trainierst?
Mein ursprünglicher Plan war, dass ich für ein halbes Jahr nach Neuseeland gehe. Ich hatte dort schon eine Schule gefunden und auch ein Team, bei dem ich auf sehr hohem Niveau hätte trainieren können. Landhockey ist in Neuseeland richtig gross im Vergleich zur Schweiz. Leider war es mir dann wegen Corona nicht möglich, nach Neuseeland zu reisen. Und so suchte ich kurzfristig nach einer Alternative. Die Bedingungen waren, dass es ein englischsprachiges Land sein muss und dass ich Landhockey spielen kann.

Landhockeyspielerin Elin Hollinger im Zweikampf

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Und das ist an deiner Highschool auf Vancouver Island möglich.
Genau. An meiner Schule gibt es ein Highschool Team, das ziemlich weit vorne mitspielt. Leider läuft die Saison derzeit nicht, so dass ich «nur» in der Spring League spielen kann.

Das musst du uns kurz erklären. Was ist die Spring League?
Das ist eigentlich eine Plauschliga, in der drei Teams aus der Region teilnehmen. Jede Woche bestreiten wir zwei Spiele gegeneinander und trainieren vorher noch eine Stunde.

«Ich habe bei Rotweiss Wettingen bei meinem Trainer Chris eine sehr gute technische Grundschulung erhalten.»

Elin Hollinger, Landhockeyspielerin

Ist das Niveau vergleichbar mit der Schweiz?
Nein, leider nicht. Die Spielerinnen hier sind im taktischen und im technischen Bereich weniger gut ausgebildet als wir in der Schweiz. Es macht aber trotzdem Spass und ich gehe mit einigen Spielerinnen zusätzlich noch ein bis zwei Mal pro Woche trainieren.

Und dann bist du quasi die Trainerin?
Ja, ich versuche ihnen zu helfen. Einer Spielerin lerne ich beispielsweise das Schlenzen der Ecken. Und auch den anderen Spielerinnen kann ich ein paar Tipps geben im technischen Bereich. Denn sie sehen, dass ich gewisse Dinge ganz anders mache, als sie das gelernt haben. Ich habe bei Rotweiss Wettingen bei meinem Trainer Chris eine sehr gute technische Grundschulung erhalten und da kann ich einiges weitergeben.

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Kannst du aus sportlicher Sicht trotzdem etwas profitieren von deiner Zeit in Kanada?
Ja, auf jeden Fall. Bei Rotweiss Wettingen bin ich eine der jüngsten Spielerinnen in der ersten Mannschaft. Hin und wieder helfe ich daher auch in der zweiten Equipe aus. Hier bin ich dagegen eine der besten Spielerinnen. Das ist eine ungewohnte Rolle für mich. Ich muss daher im Spiel mehr Verantwortung übernehmen für mein Team. Davon kann ich viel lernen. Und natürlich kann ich auch die Spielerfahrung mitnehmen. Und auch so stehe ich jede Woche drei bis vier Mal auf dem Spielfeld und mache zusätzlich noch Krafttraining. Der Trainingsumfang ist zwar nicht ganz so gross wie in der Schweiz, aber das passt trotzdem.

Du wohnst in Kanada bei einer Gastfamilie, die ebenfalls einen Bezug zum Landhockey hat. Inwiefern hat dir das geholfen?
Genau, eine Tochter meiner Gasteltern spielt Landhockey für das Universitätsteam von Victoria. Das ist richtig hohes Niveau. Meine Gasteltern wissen also, worum es im Landhockey geht. Sie haben mir geholfen bei der Anmeldung fürs Landhockey, als ich in Kanada angekommen bin. Zudem fahren sie mich jeweils ins Training und fragen, wies gelaufen ist. Das ist cool. Und auch eine meiner Gastschwestern – eine Belgierin, die drei Monate hier war – hat Landhockey gespielt. Sie war etwa ähnlich gut wie ich. Es hat echt Spass gemacht, mit ihr zu spielen.

Portraitbild von Landhockeyspielerin Elin Hollinger und ihrer Kollegin

Bild: zur Verfügung gestellt

Wie hat eigentlich dein Verein Rotweiss Wettingen reagiert, als du gesagt hast, dass du für ein halbes Jahr ins Ausland möchtest?
Mein Trainer und auch der ganze Verein haben mein Vorhaben unterstützt und haben mich bestärkt, dieses halbe Jahr ins Ausland zu gehen. Denn es ist eine gute Erfahrung für mich und eine Möglichkeit, mit sportlich weiterzuentwickeln. Ich bin auch nicht die erste Spielerin des Vereins, die das macht. Vor mir waren beispielsweise auch schon zwei Spielerinnen in Neuseeland. Um diese Unterstützung des Vereins bin ich sehr froh.

Hinweis

In unserer neuen Serie «World Wide Aargau» stellen wir Athletinnen und Athleten aus dem Kanton Aargau vor, die ihre Sportart im Ausland ausüben oder im Ausland trainieren. Schick uns eine Mail an redaktion@aargauersport.ch wenn du jemanden kennst, den wir in dieser Rubrik vorstellen könnten.