Im Gespräch

«Das ist kein Luxus, wie man das aus anderen Sportarten kennt»

von Fabio Baranzini und Marco Meili – 9. Mai 2020

Aus datenschutzrechtlichen Gründen benötigt YouTube Ihre Einwilligung um geladen zu werden.
Akzeptieren

In unserer neuen Rubrik «aargauersport.ch im Gespräch» haben wir uns mit Ringer Randy Vock unterhalten. Der Freiämter hat vor wenigen Wochen seinen Rücktritt vom internationalen Ringsport gegeben. Im Gespräch blickt er auf seine Zeit als Halbprofi zurück und spricht über die Gründe für seinen Rücktritt.

Am 9. April hat Randy Vock etwas überraschend seinen Rücktritt vom internationalen Ringsport erklärt. Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor – nämlich am 11. April 2019 – hatte der Freiämter den grössten Erfolg seiner Karriere bejubeln können. An der EM gewann der die Bronzemedaille. Als erster Schweizer Freistilringer seit 1946. Eine aussergewöhnliche Leistung, die ihm unter anderem auch die Nomination für die Wahl zum Aargauer Sportler des Jahres 2019 eingebracht hat.

Und jetzt also der Rücktritt im Alter von 26 Jahren. Da drängt sich natürlich die Frage nach dem «Warum» auf. Im Gespräch liefert Vock die Erklärung. «Mein Körper war schon immer relativ verletzungsanfällig. Ich bin jedoch zumeist schnell zurückgekehrt. Als ich mir Ende des letzten Jahres während der Mannschaftsmeisterschaft das Innenband gerissen habe, dachte ich, dass es auch diesmal schnell für eine Rückkehr reichen wird», so Vock. «Doch das war nicht so. Immer häufiger machte ich mir daher Gedanken. Ist mein Körper nochmals in der Lage, alles zu geben? Kann ich meine Leistung nochmals abrufen? Ich merkte immer mehr, dass ich das Feuer nicht mehr habe. Und wenn du nach einer Verletzung nicht 150 Prozent geben kannst, dann reicht es nicht.»

«Ich merkte immer mehr, dass ich das Feuer nicht mehr habe. Und wenn du nach einer Verletzung nicht 150 Prozent geben kannst, dann reicht es nicht.»

Randy Vock, Ringer

Mehr als ein Sport

Im fast 30-minütigen Videointerview spricht Randy Vock aber nicht nur über die Gründe seines Rücktritts, sondern blickt auch auf sein Leben als Halbprofi zurück. Bis zu 200 Tage verbrachte er jeweils im Ausland. Die meiste Zeit davon im Osten Europas, wo der Ringsport sehr populär ist. Trotzdem waren die Trainingsbedingungen dort alles andere als luxuriös. «Die Trainingshallen waren meistens sehr gut. Alles darum herum dafür weniger. Hygiene ist in den östlichen Ländern nicht gleich wichtig wie bei uns. Die Dusche ist beispielsweise einfach ein Rohr, aus dem Wasser rausplätschert. Die Betten haben Löcher und während einem Aufenthalt von einem Monat gab es vielleicht drei verschiedene Menüs. Das ist kein Luxus, wie man das aus anderen Sportarten kennt. Aber man passt sich an», liefert Vock einige Beispiele.

Wer den eindrücklichen Erzählungen von Randy Vock folgt, der versteht, warum für ihn Ringen mehr ist als ein Sport. Nämlich eine Lebenseinstellung. Entsprechend wird er auch nach seinem Rücktritt nicht mit Ringen aufhören. Mit seinem Verein – der Ringerstaffel Freiamt – wird Randy Vock weiterhin in der Mannschaftsmeisterschaft auflaufen.

Ringer Randy Vock an der EM

Bild: Zur Verfügung gestellt