Im Fokus
«Dass ich WM-Topskorer bin, ist absolut surreal»
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Der Aargauer Beachsoccer Spieler Glenn Hodel holt mit der Schweizer Nati WM Bronze und wird als Topskorer geehrt. Es ist der Lohn für die Beharrlichkeit, mit der der 24-jährige Badener seine eher ungewöhnliche Beachsoccer-Karriere bislang gemeistert hat. Wir stellen ihn in unserer Rubrik «Im Fokus» vor.
Die Schweizer Beachsoccer Nationalmannschaft hat an der WM in Moskau begeistert. Obwohl sich die Schweizer auf sportlichem Weg gar nicht für das Turnier qualifiziert haben – sie sind für die Ukraine nachgerutscht – starteten sie mit einem historischen Sieg ins Turnier. Zum allerersten Mal überhaupt schlugen sie die Beachsoccer-Grossmacht Brasilien. Und mit dem Schwung dieses Erfolgs eilten die Schweizer von Sieg zu Sieg und zeigten dabei spektakulären Beachsoccer-Sport. Am Ende reichte es zur Bronzemedaille.
Mittendrin in diesem Abenteuer war auch Glenn Hodel (24) aus Baden – einer von nicht weniger als acht (!) Aargauer Beachsoccer Spieler im Nationalteam. «Da wir uns offiziell gar nicht für die WM qualifiziert haben, sind wir ohne Druck angereist und konnten befreit aufspielen. Das hat uns sicher geholfen. Dass wir am Ende mit der Bronzemedaille im Gepäck heimreisen können, ist eine riesige Leistung. Auch wenn wir das noch gar nicht so richtig einordnen können, da wir noch kaum eine ruhige Minute hatten seit dem letzten Spiel», sagt Glenn Hodel direkt nach seiner Rückkehr in die Schweiz am Montagnachmittag.
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Schlechtes Erlebnis in Napoli
Auch wenn der verpasste WM-Final – 20 Sekunden vor Schluss hatten die Schweizer gegen Russland noch 5:4 geführt – noch immer schmerzt, überwiegt mittlerweile die Freude. Bei Glenn Hodel nicht nur wegen der Bronzemedaille, sondern auch wegen seiner Auszeichnung als WM-Topskorer, die er sich mit seinen insgesamt 12 Turnier-Treffern wahrlich verdient hat. «Dass ich WM-Topskorer bin, ist absolut surreal. Ich wusste natürlich, was ich kann. Aber ich habe ich noch nie eine Topskorerauszeichnung an einem wichtigen Turnier gewonnen. Das ist etwas vom Grössten, dass man erreichen kann. Das hängt aber natürlich auch damit zusammen, dass wir als Team nicht resultatorientiert gespielt, sondern richtig geilen Beachsoccer gezeigt haben.»
«Wir haben als Team nicht resultatorientiert gespielt, sondern richtig geilen Beachsoccer gezeigt.»
Dass Glenn Hodel eine derart starke WM spielen würde, war vor dem Turnier nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Der 24-Jährige hatte nämlich nur drei Wochen vor WM-Beginn eine schlechte Erfahrung bei seinem Club in Italien gemacht. Obwohl er eigentlich rund eineinhalb Monate in Napoli hätte verbringen sollen, beendete er das Engagement nach nur einer Woche. «Es hat überhaupt nicht gepasst im Team. Das war ein sehr schlechtes Erlebnis, was aus mentaler Sicht natürlich keine gute WM-Vorbereitung war», so Hodel.
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Zwei Jahre Training ohne Meisterschaftsspiel
Aber dass Hodel sich auch in schwierigen Situationen durchbeissen kann, hat er in seiner Karriere schon oft bewiesen. Denn der junge Badener hat für einen Beachsoccer-Spieler einen eher ungewöhnlichen Werdegang hinter sich. Wie praktisch alle Beachsoccer-Spieler hat auch er klassisch mit Rasenfussball begonnen. Während viele seiner Kollegen aber erst im Alter von 19 oder 20 definitiv in den Sand wechseln, hat er sich bereits mit 14 Jahren entschieden. Das Problem: Es gibt in der Schweiz keine Juniorenteams im Beachsoccer. «Ich habe zwei Jahre im Männerteam der Chargers Baselland trainiert, ohne dass ich je ein Meisterschaftsspiel bestritten habe. Oft habe ich am Nachmittag alleine auf dem Sand trainiert und habe Fallrückzieher geübt», so Hodel, der von sich selbst sagt, dass er kein besonders talentierter Fussballer, dafür ein harter Arbeiter sei.
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Und diese Qualitäten haben Glenn Hodel weit gebracht. Mit 16 wechselte er nach Luzern, wo er seine ersten Einsätze in der NLA-Meisterschaft absolvierte und auch bereits für die Nationalmannschaft aufgeboten wurde. Ebenfalls ungewöhnlich früh. Mit 18 wurde Hodel zwei Mal in Folge Liga-Topskorer bei GC und seit er 19 ist, liegt sein Fokus hauptsächlich auf den Meisterschaftseinsätzen im Ausland. «Ich spiele seit vier Jahren in Italien und habe auch schon in Russland in der einzigen Profiliga der Welt gespielt», so Hodel, der in der Schweiz für das Aargauer Team der Havanna Shots aufläuft. An der WM in Moskau ist Glenn Hodel nun für seine Beharrlichkeit und seinen Fleiss belohnt worden. Und obwohl er erst 24 Jahre alt ist, hat er bereits fast 150 Länderspiel Einsätze für die Schweiz absolviert und ist auf bestem Weg, den Schweizer Beachsoccersport in den kommenden Jahren zu prägen.
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Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.