«Die beiden Diplome motivieren mich, noch mehr zu tun»

Melanie, was hättest du geantwortet, wenn dir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass du in deiner erst dritten kompletten Saison als Bobpilotin zwei Olympische Diplome gewinnst?
Ich hätte laut gelacht. Ich hätte mir damals nicht erträumt, überhaupt je an Olympischen Spielen teilzunehmen. Die kannte ich nur aus dem TV und wusste, dass dort nur die Top Athleten der Top Athleten teilnehmen dürfen.

Wie hast du es dennoch geschafft?
Es hat maga viel zusammengepasst. Ich bekam von Anfang an eine riesige Unterstützung beim Zusammenstellen meines Teams und auch im finanziellen Bereich, damit ich das nötige Material organisieren konnte. Die Trainer hatten sehr viel Geduld mit mir, meine Familie und Freunde unterstützten mich, wo sie nur konnten, und ich durfte die Spitzensport RS besuchen, wo ich 18 Wochen lang Vollgas trainieren und eine gute Athletik-Basis legen konnte. Schliesslich musste ich als ehemalige Volleyballerin zuerst mal lernen, wie man richtig sprintet (lacht).

Und welche Zutaten hast du in diese perfekte Mischung miteingebracht?
Ich brachte einerseits die nötige Lockerheit ins Projekt und andererseits eine grosse Offenheit gegenüber allen Herausforderungen. Ich war bereit, immer mein Bestes zu geben, egal was kam.

Welche Erinnerungen sind von den Olympischen Spielen in Peking noch besonders präsent?
Die Chinesen in ihren Ganzkörper-Schutzanzügen. (lacht) Nein Spass bei Seite. Als ich im Monobob im vierten und letzten Lauf meinen besten Lauf zeigen konnte, war ich so erleichtert, dass ich diese letzte Fahrt richtig rocken konnte und ein Diplom gewann.

Hat sich durch die Erfolge an den Olympischen Spielen etwas geändert für dich?
Ich habe in Peking gesehen, was möglich ist. Die beiden Diplome motivieren mich, noch mehr zu tun. Beim nächsten Mal will ich Edelmetall gewinnen. In meinem sportlichen Alltag hat sich aber nicht viel geändert.

Dafür in deinem privaten Alltag. Wie ich gelesen habe, hats zwischen dir und deinem Freund, Bobpilot Michael Vogt, in Peking gefunkt.
Das stimmt, aber das war erst danach. In Peking musste ich mich auf meine Rennen konzentrieren. (lacht) Aber Michi hat mir schon da mega viel geholfen.

Gibt’s im Hause Hasler/Vogt ein anderes Gesprächsthema als Bobsport?
Erstaunlicherweise ist Bob das kleinste Thema bei uns. Wir haben den ganzen Tag so viel mit Bob zu tun, dass wir zuhause nicht auch noch darüber diskutieren.

Hand aufs Herz, wer von euch ist der bessere Bobpilot?
Klar Michi. Nur schon weil er viel mehr Erfahrung hat. Als ich das erste Mal vom Bobfahren hörte, war er schon Pilot.

Bist du abergläubig oder hast einen Glücksbringer für deine Wettkämpfe?
Ich habe verschiedene Rituale, aber ich falle nicht aus dem Konzept, wenn ich mal eines nicht umsetzen kann. Was aber immer sein muss: Am Renntag trage ich meine «Ananas Socken».

Wer oder was inspiriert dich?
Michi ist ein Vorbild für mich. Er geht die Rennen und die Bahnen ganz anders an als ich das mache. Er schaut Videos von alten Rennen an, studiert die Linien bis ins Detail und probiert alles, um jeden Hundertstel rauszuholen. Das ist beeindruckend und spornt mich an.

Welche Schlagzeile möchtest du 2023 gerne über dich lesen?
«Melanie Hasler gewinnt Medaille an der Heim-WM in St.Moritz»