Mein Weg nach Paris

«Die Chancen für meine Teilnahme in Paris sind etwa bei 95 Prozent»

von Fabio Baranzini – 18. Februar 2024

Judoka Daniel Eich in Aktion

Bild: ijf.org

In unserer neuen Serie «Mein Weg nach Paris» erzählen wir die Geschichte von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren wollen. Einer von ihnen ist Judoka Daniel Eich (23), der in der Kategorie bis 100kg auf bestem Weg ist, sich erstmals für Olympia zu qualifizieren.

«Meine Olympia-Qualifikations-Kampagne dauert insgesamt zwei Jahre. Im ersten Jahr – von Juni 2022 bis Juni 2023 – zählen alle Turniere zur Hälfte. Im zweiten Jahr gibt’s dann doppelt so viele Punkte zu gewinnen. Man kann also im ersten Jahr eine gute Basis legen, aber entscheidend ist das zweite Jahr. Nach zwei Jahren dürfen die besten 20 Athleten pro Gewichtsklasse an den Olympischen Spielen teilnehmen. Allerdings ist jeweils nur ein Athlet pro Nation startberechtigt. Das ist aber in meinem Fall kein Problem, da es keine anderen Schweizer in meiner Gewichtsklasse gibt, die um ein Olympiaticket kämpfen.

Judoka Daniel Eich beim Einmarsch

Bild: ijf.org

Ich hatte einen guten Start in die Qualifikationskampagne und habe im ersten Jahr viele Punkte gesammelt. Mein Höhepunkt war der Grand Slam in Antalya im April 2023. Dort erreichte ich zum ersten Mal überhaupt ein Grand Slam Finale und sicherte mir damit eine Medaille und viele Punkte. Doch ausgerechnet im Final habe ich mir eine Ellenbogen-Verletzung zugezogen. Zwei Monate musste ich deswegen komplett pausieren und konnte erst dann wieder mit leichten Trainings beginnen. Insgesamt war ich fast ein halbes Jahr weg und konnte keine Wettkämpfe bestreiten – ausgerechnet als ich in absoluter Topform war und das zweite, wichtigere Jahr für die Qualifikation begann. Das war schon sehr ärgerlich und ich bin im Ranking auch immer weiter zurückgefallen, während die Konkurrenz fleissig weiter punktete und an mir vorbeizog. Es gab gar eine Phase, da wäre ich nicht mehr für Paris qualifiziert gewesen. Diese Situation war schon stressig und ich musste darauf achten, dass ich nicht permanent auf das Ranking schaue und mich verrückt machen lasse.

«Dank diesen Punkten bin ich nun wieder zurück auf den Olympiaplätzen.»

Daniel Eich, Judoka

Auf der anderen Seite hatte ich aber auch die Gewissheit, dass ich – wenn ich fit bin – jeden schlagen kann und entsprechend auch schnell wieder viele Punkte gewinne, wenn ich mein Potenzial an den Turnieren abrufen kann. An den Europameisterschaften im letzten November ist es mir dann wieder gut gelaufen. Ich habe zwar die Medaillen knapp verpasst, aber als Fünfter ein gutes Ergebnis erzielt. Das ist mir jetzt vor wenigen Tagen in Paris erneut gelungen. Dieses Grand Slam Turnier war das erste grosse Turnier des Jahres und ich war daher schon etwas nervös. Am Wettkampf selbst lief es mir dann aber gut und ich konnte wieder einen fünften Platz holen. Dank diesen Punkten bin ich nun wieder zurück auf den Olympiaplätzen. Und ich konnte in Paris erstmals wieder eine meiner Lieblingstechniken im Wettkampf einsetzen – erstmals seit der Ellenbogenverletzung im April. Und das ohne Schmerzen. Das hat mich sehr gefreut.

Judoka Daniel Eich in Aktion

Bild: ijf.org

Bis im Juni 2024 die Qualifikationsphase endet, stehen für mich noch fünf Turniere an. Die Europameisterschaften, drei Grand Slams und im Mai noch die WM, die sogar doppelt so viele Punkte gibt wie ein Grand Slam. Sollte es trotz diesen fünf Turnieren noch eng werden im Kampf um die Olympiaplätze, würde ich sicherlich noch das eine oder andere zusätzliche Turnier in den Kalender aufnehmen. Ich bin aber zuversichtlich, dass das nicht nötig sein wird. Wenn ich so weiterkämpfe, wie ich das in Paris getan habe, werde ich in Paris dabei sein. Meine Chancen stehen etwa bei 95 Prozent.

Sollte ich die Qualifikation für Paris tatsächlich schaffen, wäre das mega cool und ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht. In meiner Trainingsgruppe sprechen immer alle von Olympia und jetzt stehe ich kurz davor, die Qualifikation wirklich zu schaffen. Das fühlt sich noch etwas surreal an, aber es wäre natürlich gigantisch, das zu schaffen. Die Olympischen Spiele sind der grösste Sportevent überhaupt. Dort dabei zu sein, den Spirit zu erleben und im Idealfall sogar um eine Medaille mitkämpfen zu können, wäre absolut genial.»

Hinweis

Mehr spannende Einblicke von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen wollen, findest du in unserer Serie «Mein Weg nach Paris».