Im Fokus
«Die Olympischen Jugendspiele waren richtig krass»
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In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Im Januar hat Halfpipe-Snowboarderin Berenice Wicki mit dem Gewinn der Bronzemedaille an den Olympischen Jugendspielen in Lausanne für eine ganz besondere Sportgeschichte gesorgt.
Der Kanton Aargau ist alles andere als ein Wintersport-Kanton. Entsprechend selten schaffen Aargauer Sportler in einer klassischen Wintersport-Disziplin den Sprung an die Spitze. Aber es gibt Ausnahmen. Eine davon ist Berenice Wicki. Die 17-Jährige aus Ennetbaden ist als Snowboarderin in der Halfpipe unterwegs. Und das äusserst erfolgreich. Bereits mit 14 Jahren hatte sie sich zur Junioren Weltmeisterin gekürt und durfte sie schon im Weltcup der Elite erste Erfahrungen sammeln.
Vor wenigen Tagen hat Berenice Wicki erneut zugeschlagen. An den Olympischen Jugendspielen in Lausanne hat sie die Bronzemedaille gewonnen. «Diese Medaille bedeutet mir extrem viel», freut sich Wicki. «Ich war am Wettkampftag mental mega ready und konnte fast alles zeigen. Es hätte nicht viel besser laufen können.»
«Während meiner Verletzung war die Teilnahme in Lausanne mein ganz grosses Ziel. Darauf habe ich hingearbeitet.»
Besondere Erfahrung
Generell waren die Olympischen Jugendspiele im eigenen Land ein ganz besonderes Highlight in der Karriere der jungen Snowboarderin. «Die Olympischen Jugendspiele waren richtig krass. Das Dorf, das aufgebaut wurde, war sehr cool und die Stimmung mit den vielen Athleten aus verschiedenen Sportarten und Ländern war ganz speziell», erzählt Wicki. «Auch die Organisation war genial. Vor allem der grosse Einsatz der vielen freiwilligen Helfer, die ihre Zeit für das Gelingen der Jugendspiele eingesetzt haben, war eindrücklich. Und natürlich auch das Publikum. Ich habe noch nie einen Wettkampf vor so vielen Zuschauern bestreiten dürfen.»
Der Gewinn der Bronzemedaille und die tolle Erfahrung an den Olympischen Jugendspielen sind Balsam für Berenice Wicki. Denn die 17-Jährige blickt auf zwei sehr schwierige Jahre zurück. Zwei Jahre, in denen sie fast permanent mit Rückenbeschwerden zu kämpfen hatte. Lange wusste sie nicht, ob sie an den Olympischen Jugendspielen überhaupt an den Start gehen kann. Denn es war ihr erster Wettkampf in dieser Saison. «Während meiner Verletzung war die Teilnahme in Lausanne mein ganz grosses Ziel. Darauf habe ich hingearbeitet.»
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Lange Leidenszeit
Rückblende: Vor ziemlich genau zwei Jahren verspürte Berenice Wicki, die in Davos das Sportgymnasium besucht und dort trainiert, erstmals Schmerzen im Rücken. Der Arzt diagnostizierte einen Gleitwirbel in der Lendenwirbelsäule. Ein Problem, das Berenice Wicki mit einer Pause und einem intensiven Aufbautraining in den Griff bekam. Doch sie blieb nicht lange ohne Schmerzen.
Die Junioren-WM in Neuseeland zum Auftakt der folgenden Saison lief noch gut. Mit Rang sechs zeigte sie auch dort eine starke Leistung. Doch schon bei den nächsten Trainings und Wettkämpfen verspürte Berenice Wicki wieder Schmerzen im Rücken. «Ich musste mein Training reduzieren. Eigentlich habe ich fast nur noch an den Wettkämpfen teilgenommen und habe mich ansonsten geschont», blickt sie zurück. Doch die Schmerzen blieben. Bis es in einer Physiotherapie-Behandlung plötzlich «schrecklich laut knackste». Dann ging gar nichts mehr. «Ich konnte kaum mehr laufen. Mein ganzer Körper hat geschmerzt», so Wicki. Die Diagnose: Ermüdungsbruch eines Lendenwirbels.
Der Spass ist zurück
Das war im vergangenen April. Für Berenice Wicki stand erneut eine lange Reha-Phase an. Erst im Oktober konnte sie erstmals wieder ein Snowboard an die Füsse schnallen. Langsam tastete sie sich wieder an die Halfpipe und die Sprünge heran. Erst seit Dezember kann sie voll trainieren. «Die letzten zwei Jahre waren hart. Natürlich sind in dieser Zeit auch Zweifel aufgekommen. Aber Aufgeben war für mich keine Option, auch wenn es Leute gab, die mit gesagt haben, dass ich den Spitzensport vergessen kann.»
Der Durchhaltewille hat sich bezahlt gemacht. Nicht nur wegen der Bronzemedaille in Lausanne. Sondern vor allem deshalb, weil der Spass zurück ist. «Endlich kann ich wieder schmerzfrei fahren. Das ist ein tolles Gefühl. Ich will in diesem Winter noch so viele Tage auf dem Schnee verbringen wie möglich», sagt Berenice Wicki. Sie wird auch noch einige Wettkämpfe bestreiten. Welche das sein werden, steht noch nicht genau fest. Ihre Ziele sind aber ohnehin längerfristig. Die Olympischen Spiele in Peking 2022 hat sie ins Visier genommen. «Ich weiss, dass das machbar ist, aber es bleibt noch viel Arbeit.»
Hinweis
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