«Die Olympischen Spiele sind mein grosser Traum»

Lionel, du bist am Nachwuchsanlass für Leistungssport zum «Newcomer des Jahres» im Kanton Aargau gekürt worden. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?
Die Auszeichnung bedeutet mir sehr viel – vor allem, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe. Allein schon «Newcomer des Jahres» in Kombination mit meinem Namen zu hören, motiviert mich sehr.

Du blickst auf ein Jahr mit sehr vielen tollen Erfolgen zurück – auf welche Leistung bist du selbst besonders stolz?
Mir bedeuten alle Erfolge dieses Jahres mega viel. Gerade das Europäisch Olympische Jugendfestival EYOF, wo ich 5. geworden bin, war eine sehr tolle Erfahrung. Wenn ich mich aber für eine Leistung entscheiden müsste aus diesem Jahr, ist es der Schweizer U18-Allzeitrekord. Diesen Rekord zu überbieten, war mein ganz grosses Ziel für diese Saison. Dass ich mit dieser Leistung grosse Namen wie beispielsweise Simon Ehammer übertreffen konnte, motiviert mich enorm. Ich weiss natürlich, dass es immer noch ein extrem langer Weg ist bis an die Weltspitze, aber die Richtung stimmt.

Als Zehnkämpfer betreibst du eine sehr komplexe Sportart mit vielen verschiedenen Disziplinen. Welches sind deine Lieblingsdisziplinen und warum?
Am liebsten habe ich den Stabhochsprung. Das ist eine sehr komplexe Disziplin mit viel Akrobatik drin – das gefällt mir. Ich bin generell ein sehr schnellkräftiger Athlet. Das zeichnet mich aus. Darum liegt mir beispielsweise auch der Weitsprung sehr gut.

Kannst du uns einen kurzen Einblick in deinen Trainingsalltag geben? Wie viele Trainings stehen bei dir in einer normalen Woche auf dem Programm und wie schaffst du es, zehn verschiedene Disziplinen zu trainieren?
Ich habe in diesem Sommer von der normalen Kanti an die Sportkanti gewechselt. Das hilft mir enorm, da ich nun mehr Zeit für die Trainings habe und zudem etwas weniger Stress in der Schule. Aktuell kann ich 12 bis 14 Stunden pro Woche trainieren. In den Sommermonaten, wenn für uns Zehnkämpfer die Saison läuft, versuche ich, jede Woche alle zehn Disziplinen zu trainieren. Das klappt eigentlich ganz gut, wenn ich pro Training zwei Disziplinen einbaue. Die Wintermonate dienen dann aber mehr dem Aufbau. Dort arbeite ich einerseits an den Grundlagen und andererseits sehr intensiv in den Disziplinen, in denen ich mich noch am meisten verbessern will.

Was fasziniert dich am Zehnkampf?
Der Spirit innerhalb der Zehnkämpfer-Familie. Jeder motiviert und klatscht während des Wettkampfs für seine Konkurrenten. Das ist eine Stimmung, die man sich nicht vorstellen kann, wenn man nicht selbst einmal einen Zehnkampf absolviert hat. Zudem sind die zwei Wettkampftage eine grosse körperliche und mentale Belastung, so dass man schon stolz sein kann, wenn man den Wettkampf gemeistert hat.

Die Saison 2023 ist vorbei. Bestehen die nächsten Wochen primär aus Trainings oder warten auch in der Hallensaison einige Wettkämpfe auf dich?
Ja, im Winter stehen definitiv das Training und die Vorbereitung für die Sommersaison im Fokus. Ich werde einen Siebenkampf in der Halle absolvieren und ansonsten vor allem trainieren. Da ich nächstes Jahr in die U20 Kategorie wechsle, habe ich höhere Hürden im 110m-Hürdenlauf und höhere Gewichte im Kugelstossen sowie im Diskus- und Speerwerfen. Daran muss ich mich zuerst gewöhnen.

Welche Ziele verfolgst du im nächsten Jahr?
Auch wenn ich nächstes Jahr in der U20-Kategorie im jüngeren Jahrgang bin, möchte ich unbedingt an der U20-WM in Peru teilnehmen können. Zudem möchte ich national in mehreren Disziplinen um Medaillen kämpfen können und trotz den höheren Hürden und Gewichten meine persönliche Bestleistung im Zehnkampf steigern.

Wovon träumst du, wenn wir weiter in die Zukunft blicken?
Die Olympischen Spiele sind mein grosser Traum. Auch die Teilnahme an grossen Titelkämpfen wie EM und WM bei der Elite wäre toll. Damit es bei einem solchen Event zu einer Medaille reicht, muss alles optimal laufen. Ein Traum von mir ist es aber natürlich trotzdem.