Mein Weg nach Paris

Die Paralympics-Premiere ist für Ilaria Renggli zum Greifen nah

von Fabio Baranzini – 5. Januar 2024

Rollstuhl Badmintonspielerin Ilaria Renggli in Aktion

Bild: zur Verfügung gestellt

In unserer neuen Serie «Mein Weg nach Paris» erzählen wir die Geschichte von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren wollen. Eine davon ist Rollstuhl-Badmintonspielerin Ilaria Renggli (23) aus Hottwil, die nach einem erfolgreichen Jahr auf Kurs ist für ihre Paralympics-Premiere.

«Unser Qualifikationsmodus für die Paralympics in Paris ist eigentlich ganz einfach: Von Februar 2023 bis Februar 2024 gibt es ein separates Ranking – das «Race to Paris» – , bei dem sich die sechs besten Doppelteams für die Paralympics qualifizieren. In die Wertung fliessen die sechs besten Turniere ein, die wir während dieses Jahres bestritten haben. Man kann natürlich auch an mehr Turnieren teilnehmen, damit man die Möglichkeit hat, schlechtere Ergebnisse aus der Wertung zu nehmen.  

Um mein grosses Ziel zu realisieren und zum ersten Mal an den Paralympics teilzunehmen, habe ich in diesem Jahr eine grosse Umstellung vorgenommen: Ich arbeite nicht mehr, sondern bin zu 100 Prozent Profisportlerin. So konnte ich meinen Trainingsumfang deutlich erhöhen und habe zusätzlich auch noch Zeit für Erholung, Regeneration und für Videoanalysen. Das macht einen riesigen Unterschied. Ich merke, dass ich seither viel fitter und wacher bin in den Trainings und daher auch mehr leisten kann.  

Rollstuhl Badmintonspielerin Ilaria Renggli in der Spitzensport RS

Bild: zur Verfügung gestellt

 

Der Einstieg ins «Profitum» fiel zusammen mit dem Start der Spitzensport-RS, die ich im letzten Frühling besucht habe. Das war super, denn es war ein «sanfter Einstieg» in den Profisport und ich konnte mich in dieser Zeit mit vielen anderen Sportlerinnen und Sportlern austauschen, um mit dieser neuen Situation besser zu Recht zu kommen. Denn es war anfänglich schon eine Umstellung.  

Die grösste Veränderung war sicherlich, dass ich eigentlich nur aus dem Koffer gelebt habe. Wenn ich nicht in Magglingen in der RS war, dann war ich unterwegs für die ersten Qualifikationsturniere. Und die fanden in diesem Jahr an verschiedensten Orten auf der Welt statt. Ich habe mit meiner Doppelpartnerin Cynthia Mathez Turniere in Spanien, Brasilien, Bahrain, England, Kanada, Holland, Thailand und Australien bestritten. Insgesamt waren es neun Turniere, die wir uns vor der Saison ausgesucht hatten, um genügend Punkte für das «Race to Paris» zu sammeln.  

«An den Paralympics teilzunehmen, wäre der mit Abstand grösste Erfolg meiner Karriere.»

Ilaria Renggli, Profi Rollstuhl Badmintonspielerin

Wir haben bei der Auswahl der Turniere darauf geachtet, dass wir vor allem die Turniere aussuchen, die viele Punkte geben. Dabei konnten wir davon profitieren, dass wir dank den guten Resultaten aus dem Vorjahr bereits zu den besten Teams gehörten. Denn an den ganz grossen Turnieren, wo es viele Punkte gibt, kannst du nur teilnehmen, wenn du zu den Top 12 der Welt gehörst.  

Ich habe in diesem Jahr schon mehr Druck verspürt, wenn wir an den Turnieren teilgenommen haben. Schliesslich waren die Paralympischen Spiele immer im Hinterkopf. Dort teilzunehmen, wäre der mit Abstand grösste Erfolg meiner Karriere. Umso erleichterter war ich, dass wir bereits bei den ersten drei Turnieren richtig viele Punkte sammeln konnten. Dies einerseits, weil wir sehr gut gespielt haben, und andererseits, weil die starken asiatischen Teams aufgrund der Coronaeinschränkungen nicht an den Turnieren teilnehmen konnten. Das hat uns sicherlich in die Karten gespielt.  

Rollstuhl Badmintonspielerin Ilaria Renggli mit ihrer Doppelpartnerin Cynthia Mathez

Bild: zur Verfügung gestellt

Aktuell stehen wir im Ranking «Race to Paris» auf Rang 2. Noch kann sich einiges ändern, da im Februar als letztes Turnier der Qualifikationskampagne noch die Weltmeisterschaften auf dem Programm stehen. Aber für einen Platz in den Top sechs sollte es eigentlich reichen. Wir sind unserem grossen Ziel also schon ganz nah. Der ganze Aufwand mit den vielen Trainings, den Videoanalysen und den vielen Reisen um die ganze Welt macht sich also bezahlt. Jetzt geht es in den nächsten Wochen darum, dass wir uns optimal auf die Weltmeisterschaften vorbereiten und dort noch einmal eine Topleistung abrufen können.  

Wenn alles klappt, steht unsere Qualifikation für die Paralympics Anfang März definitiv fest. Dann geht es für uns bis zu den Spielen Ende August vor allem darum, uns eine möglichst gute Rankingposition zu sichern. Idealerweise schaffen wir es, uns in den Top 2 zu klassieren. Dann wären wir an den Paralympics gesetzt und hätten eine etwas leichtere Auslosung. Das wäre ein grosser Vorteil im Kampf um die Medaillen.  

Rollstuhl Badmintonspielerin Ilaria Renggli in Aktion

Bild: zur Verfügung gestellt

Wenn wir uns im Doppel für die Spiele in Paris qualifizieren, dann darf ich automatisch auch im Einzel teilnehmen. Dort rechne ich mir allerdings kleinere Chancen auf ein Spitzenresultat aus als im Doppel. Einerseits, weil mehr Gegnerinnen am Start sein werden als im Doppel und andererseits, weil es Spielerinnen gibt, die sich ausschliesslich auf die Einzelkonkurrenz konzentrieren. Mein Fokus liegt dagegen auf dem Doppel mit Cynthia. Entsprechend sind die reinen Einzelspielerinnen zu favorisieren. Dennoch werde ich natürlich auch im Einzel alles daransetzen, eine Topleistung abzurufen.» 

Hinweis

Mehr spannende Einblicke von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen wollen, findest du in unserer Serie «Mein Weg nach Paris».