Mein Weg nach Paris

«Die Trials sind für mich das schlimmste Wochenende im Jahr»

von Fabio Baranzini – 24. April 2024

Ruderer Scott Bärlocher feiert den Olympiaquotenplatz mit seinen Teamkollegen

Bild: meinruderbild.de

In unserer neuen Serie «Mein Weg nach Paris» erzählen wir die Geschichte von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren wollen. Einer von ihnen ist Ruderer Scott Bärlocher, der mit dem Doppelvierer in Paris an den Start gehen will, nachdem er in Tokio als Ersatzruderer noch zum Zuschauen verdammt war.

«An den Olympischen Spielen 2021 in Tokio hätte ich es beinahe in den Vierer ohne geschafft. Letztlich war ich dann aber doch nur als Ersatzruderer vor Ort. Das war damals natürlich eine Enttäuschung, allerdings muss ich auch ganz klar sagen: Wenn die Spiele wegen Corona nicht um ein Jahr verschoben worden wären, wäre ich auch nicht als Ersatzruderer dabei gewesen. So gesehen war es eine tolle Erfahrung, aber mir war schon damals klar, dass die Spiele in Tokio für mich eigentlich zu früh kommen. Paris 2024, das war schon damals mein grosses Ziel.

Das Selektionsverfahren für die Olympischen Spiele in Paris begann für uns Ruderer letzten Sommer an den Weltmeisterschaften. Wer dort in seiner Bootsklasse einen Top 7 Rang herausgefahren ist, sicherte sich einen Quotenplatz. Dank unserem fünften Rang haben wir das im Doppelvierer geschafft. Damit ist seit letztem Sommer klar, dass die Schweiz an den Spielen in Paris mit einem Boot im Doppelvierer vertreten sein wird. Noch nicht klar ist aber, wer in diesem Boot fahren wird. Nur weil ich an der WM mit dabei war, heisst das nicht automatisch, dass ich auch in Paris dabei sein werde. Um zu entscheiden, wer in welchem Boot fährt, bestreiten wir Ruderer am Ende jeder Wintersaison die sogenannten Trials in Italien. Anhand der Leistungen während den vier Trial-Tagen entscheiden die Nationaltrainer, wer in der neuen Saison mit wem in welchem Boot fährt. Es geht also um sehr viel an diesen Trials – insbesondere im Olympiajahr.

Ruderer Scott Bärlocher in Aktion im Schweizer Doppelvierer

Bild: Jean Michel

Ich mag die Trials überhaupt nicht. Sie sind für mich das schlimmste Wochenende im Jahr. Das hat zwei Gründe: Der Druck ist sehr hoch, denn die Leistungen an diesem Wochenende entscheiden, wo du in der kommenden Saison fährst. Aber noch schlimmer ist, dass du in den Trials ausschliesslich gegen deine Kollegen fährst. Das macht keinen Spass. Spass macht es erst, wenn wir als Team gegen den Rest der Welt rudern können. Entsprechend war ich sehr froh, als die Trials vorbei waren und ich den Cut für den Doppelvierer geschafft habe. Meine Erleichterung war schon sehr gross, denn ich habe nicht in allen 12 Rennen, die wir an diesen Trials bestritten haben, überzeugen können. Zum Glück aber konnte ich meine Leistung abrufen, als ich für den Doppelvierer getestet wurde. Ich fühle mich in diesem Vierer einfach sehr wohl und habe grosses Vertrauen in meine Teamkollegen. Mit dem Erreichen des Quotenplatzes und mit der Selektion für den Doppelvierer habe ich die zwei grössten Hürden auf dem Weg nach Paris gemeistert. Fix ist allerdings noch immer nicht, ob ich dann an den Spielen auch wirklich am Start sein werde.

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Dafür sind meine Leistungen in den kommenden Wochen entscheidend. Beim ersten Weltcuprennen der Saison vor wenigen Tagen haben wir den vierten Rang geholt – das war sicher ein guter Start. Als nächstes stehen die Europameisterschaften auf dem Programm und dann folgen nochmals zwei Weltcuprennen. Wenn wir auch dort wieder unsere Leistung abrufen, stehen die Chancen sehr gut, dass wir in der aktuellen Konstellation für die Spiele in Paris selektioniert werden. Es ist aber nach wie vor möglich, dass die Nationaltrainer eine andere Besetzung für den Doppelvierer wählen, wenn sie glauben, dass diese Kombination stärker ist, als wir es aktuell sind.

«Wenn wir es nach Paris schaffen, dann wollen wir nicht einfach nur dabei sein. Wir wollen um die Medaillen rudern.»

Scott Bärlocher, Ruderprofi

Wenn wir es nach Paris schaffen, dann wollen wir nicht einfach nur dabei sein. Wir wollen um die Medaillen rudern. Nach Rang fünf an der WM im letzten Sommer und Rang vier am ersten Weltcup der Saison wäre das der logische nächste Schritt. Die Olympischen Spiele sind aber nicht nur aus sportlicher Sicht etwas ganz Spezielles. Es ist auch deshalb etwas Besonderes, weil wir Teil der Schweizer Delegation sind und nicht einfach nur Schweizer Ruderer an der WM. An den Olympischen Spielen stehen wir auch viel mehr im Fokus.

Hinweis

Mehr spannende Einblicke von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen wollen, findest du in unserer Serie «Mein Weg nach Paris».