Im Fokus
Doppel-Bronze für Nora Meister trotz Operation im März
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In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Para-Schwimmerin Nora Meister aus Lenzburg, die an der WM zwei Mal Bronze gewonnen hat.
Nora Meister hat schon vor der WM im August mehrfach bewiesen, dass sie zur absoluten Weltspitze gehört. Die 20-Jährige ist zweifache Europameisterin, hat an den Weltmeisterschaften zwei Mal Bronze gewonnen und schwamm auch an den Paralympics 2021 auf den dritten Rang. Und trotzdem: Dass sie an der WM letzte Woche wieder zwei Mal Bronze gewinnt – über 100m und 400m Freistil – durfte nicht erwartet werden.
«Ich konnte nicht mehr richtig trainieren und die Schmerzen beeinträchtigten mich auch im Alltag.»
Zweite Operation am Ellenbogen
Und das hat einen einfachen Grund: Mitte März musste Nora Meister ihren linken Ellenbogen operieren. Zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Jahren. Beide Male machte ihr das Ellenbogenband zu schaffen. «Ich konnte nicht mehr richtig trainieren und die Schmerzen beeinträchtigten mich auch im Alltag. Es gab also keine andere Option als eine erneute Operation», blickt Nora Meister zurück. Aus Teilen ihrer Trizepssehne wurde das Ellbogenband rekonstruiert. Sechs Wochen lang durfte Nora Meister danach ihren linken Arm nicht bewegen. Training und auch Rollstuhlfahren war nicht möglich – mit Ausnahme von etwas Rumpftraining.
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Erst nach diesen sechs Wochen durfte sie langsam wieder mit lockeren Einheiten beginnen, wobei sie am Anfang erst wieder lernen musste, ihren Ellenbogen zu beugen. «Es hat sicher noch einmal vier Wochen gedauert, bis sich das Schwimmen wieder wie Schwimmen angefühlt hat», sagt Meister. Die Teilnahme an der WM war jedoch stets der Plan, auch wenn es im Rehabilitationsprozess immer wieder kleinere Rückschläge gab.
Erste WM-Medaille über 100m
Doch mit der Zeit zeichnete sich ab, dass Nora Meister an der WM würde teilnehmen können. Allerdings nur in den Freistil Kategorien. Die Rückendisziplin, die ebenfalls zum Repertoire von Nora Meister gehören, sind noch nicht möglich. «Ich habe bis zuletzt gehofft, dass es reicht. Einen Tag vor der WM haben wir uns dann aber entschieden, dass ich nur im Freistil schwimmen werde», so Meister.
Zum WM-Auftakt trat sie über 100m Freistil an. Ein Finalplatz war das Ziel. Doch schon im Vorlauf deutete sie an, dass sie um die Medaillen mitschwimmen kann. «Das hat mich selbst ein wenig überrascht», gesteht sie. Im Final liefert sie erneut ab und schwimmt auf Rang drei – ihre erste WM-Medaille über diese Distanz. «Ich habe mich sehr über diese Medaille gefreut. Das war eine tolle Motivation für den restlichen Verlauf der WM.»
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Hauchdünne Entscheidung
Denn mit dem 400m Freistil Rennen stand der wichtigste Wettkampf erst noch bevor. Im Gegensatz zu den 100m Freistil sind die 400m olympisch. Die ersten zwei Schwimmerinnen des WM-Rennens sichern sich ihr Ticket für die Paralympics nächstes Jahr in Paris. Und genau da war das Ziel von Nora Meister. Wobei für sie schon vor dem Final klar war, dass sie «nur» um Platz zwei schwimmen würde, da die chinesische Weltrekordhalterin Yuyan Jiang eine Klasse für sich ist. Mit der Britin Maisie Summers-Newton lieferte sich Nora Meister über die gesamten 400 Meter einen harten Fight. «Ich habe mehrere Versuche unternommen, um sie zu distanzieren. Doch sie blieb immer dran.»
Und so kam es zum Fotofinish. Die beiden schlugen innerhalb der gleichen Sekunde an – mit dem besseren Ende für Maisie Summers-Newton. «Im ersten Moment war ich schon enttäuscht, dass es nicht für Silber und für die Olympiaqualifikation gereicht hat. Aber spätestens am Tag danach konnte ich mich auch über die Bronzemedaille freuen – vor allem auch deshalb, weil meine Zeit den Umständen entsprechend sehr gut war», ordnet Meister ihre WM-Leistung ein. Neben den beiden Bronzemedaillen hat sie über 50m Freistil mit einer persönlichen Bestzeit den sechsten Rang geholt.
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Fokus voll auf den Sport
Nach einer Woche wohlverdientem Urlaub startet Nora Meister nun wieder ins Training. Nach dem Abschluss der Sport-Kanti in Aarau im Juli macht sie nun ein Zwischenjahr, in dem sie voll auf die Karte Sport setzt. Im November wird sie die Spitzensport-RS beginnen. Komplett nur auf den Sport zu setzen, ist dann aber doch nicht Nora Meisters Ding. Sie wird in den kommenden Wochen ein kurzes Praktikum in der Primarschule Hendschiken absolvieren. «Ich kann mir sehr gut vorstellen, später Lehrerin zu werden. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen, in der Schule reinzuschauen, um herauszufinden, welche Stufe für mich passen würde», sagt Nora Meister.
Im Dezember und im kommenden Jahr stehen dann die nächsten wichtigen Wettkämpfe an, bei denen Nora Meister sich das Ticket für die Paralympics in Paris definitiv sichern will. «Ich bin auf gutem Weg und werde alles dafür geben, dass ich es schaffen werde, in Paris dabei zu sein», sagt sie.
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.