Im Fokus
EM-Silber als Etappenziel auf dem Weg zu Olympiagold
Bild: WFC/Richard Gray
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Diesmal sind es gleich zwei. Nämlich die beiden Curler Romano Meier (24, Ehrendingen) und Marcel Käufeler (25, Wettingen), die am Samstag EM-Silber gewonnen haben.
Das erste Mal seit 24 Jahren hat es wieder ein Schweizer Curlingteam bei seiner ersten Teilnahme an einer EM oder WM ins Endspiel geschafft. Yannick Schwaller, Michael Brunner, Romano Meier und Marcel Käufeler heissen die vier jungen Männer, die sich dank einem starken Turnier EM-Silber verdient haben. In dieser Konstellation spielt das Team Bern Zähringer seit 2017. Doch die beiden Aargauer Teammitglieder Romano Meier und Marcel Käufeler kennen sich schon viel länger.
Die beiden haben nämlich gemeinsam beim CC Baden Regio das Curlingspielen erlernt. Marcel Käufeler begann mit neun Jahren, «weil meine Eltern fanden, ich solle unbedingt einen Sport machen und ich keine Lust hatte, wie alle anderen Fussball zu spielen.» Kurz danach begann auch der ein Jahr jüngere Romano Meier mit Curling. Im Gegensatz zu Käufeler war Meier aber schon vor seinen ersten Gehversuchen auf dem Eis absolut fasziniert vom Curlingsport. «Ich habe an den Olympischen Spielen 2002 zum ersten Mal Curling im TV gesehen. Damals verfolgte ich als Siebenjähriger morgens um drei die Spiele, während meine Eltern auf dem Sofa eingeschlafen sind», erinnert er sich lachend. Als er ein Jahr später das Baden Masters besuchte und zum ersten Mal eine Curlingpartie live miterlebt hat, war sein Entscheid gefallen: Er wollte auch Curling spielen. Gemeinsam mit Marcel Käufeler gewann Romano Meier dann wenig später den Vize-Schweizer-Meistertitel bei den U12-Junioren.
«An den Olympischen Spielen 2002 verfolgte ich als Siebenjähriger morgens um drei die Spiele, während meine Eltern auf dem Sofa eingeschlafen sind.»
Viel Aufwand für den Erfolg
Später trennten sich die Wege der beiden für kurze Zeit. Seit 2016 spielen Meier und Käufeler aber wieder im selben Team. Seit drei Jahren gemeinsam mit Yannick Schwaller und Michael Brunner. «Wir vier haben dasselbe Ziel und sind bereit, viel für den Erfolg zu investieren», so Romano Meier. Und «viel» ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Meier, der an der Universität Bern Sportwissenschaften und BWL studiert, absolviert in den Wintermonaten ein Pensum von rund 20 Prozent. Den Rest investiert er in den Curlingsport. Ähnlich sieht es bei Marcel Käufeler aus. Der 25-Jährige ist für einen Gemeindeberater in einem 40-Prozent-Pensum tätig, wobei er im Winterhalbjahr bloss 10 bis 20 Prozent arbeitet.
Mehr liegt nicht drin. Denn für Käufeler und Meier stehen pro Woche rund 20 Stunden Training auf dem Programm. Etwa 12 Stunden davon auf dem Eis. Zwei Mal im Team, der Rest alleine. Hinzukommen regelmässige Kraft- und Ausdauereinheiten, sowie Mentaltraining. Auch alle organisatorischen Arbeiten, die anfallen, bewältigt das Team selber. Trainingspläne erarbeiten, Reisen organisieren, für die Turniere anmelden, Sponsoren pflegen und Social Media Kanäle betreuen. «Wir haben diese Aufgaben aufgeteilt. Romano kümmert sich beispielsweise um Social Media und die Presse. Das Administrative und Finanzielle liegt bei mir», erklärt Marcel Käufeler.
Bild: Baden Masters / Martin Müller
Stolz auf EM-Silber
Apropos Finanzielles: Obwohl das Team Schwaller mittlerweile zu den besten Curlern der Welt gehört, ist die Finanzierung der Trainings, der Reisen und der Turniere ein Kraftakt. «Wir sind froh um jeden Franken, den wir haben. Wir können uns aber sehr glücklich schätzen, dass wir von der Sporthilfe, vom Militär, vom Kanton Aargau und unseren Sponsoren sehr grosszügig unterstützt werden. Das ist enorm wichtig für uns», sagt Meier, der zusätzlich von seiner Wohngemeinde unterstützt wird.
Dass Romano Meier und Marcel Käufeler auf dem richtigen Weg sind, haben sie mit ihren Teamkollegen an der EM in Schweden eindrücklich bewiesen. Obwohl es die ersten internationalen Titelkämpfe bei der Elite waren, liessen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. «Wir haben in dieser Woche sehr vieles richtig gemacht. Unsere Einstellung und die Lockerheit auf dem Eis waren super. Auch die Trainingsabläufe und die Vorbereitung hat gepasst. Wir dürfen stolz sein auf unsere Leistung, auch wenn wir nach der Finalniederlage natürlich enttäuscht waren», findet Meier.
Highlights des EM-Finals Schweiz vs. Schweden
Traum: Olympiagold 2022
Nicht nur die EM war eine neue Erfahrung für das junge Team. Auch das grosse Interesse der Medien und der Öffentlichkeit war neu. «Die Unterstützung während der letzten Woche war enorm. Wenn ich mein Handy fünf Minuten nach dem Spiel eingeschaltet habe, waren schon 30 Nachrichten eingetroffen. Teilweise auch von Leuten, von denen ich nicht gewusst habe, dass sie uns so intensiv verfolgen. Das war extrem schön», sagt Marcel Käufeler. «Ich war auch positiv überrascht vom grossen Medieninteresse. Fast in jeder Zeitung gab es Berichte und auch im TV waren wir zu sehen.»
Auch wenn sich das grosse Interesse der Öffentlichkeit im Curlingsport vorwiegend auf EM-, WM- und Olympiaturniere konzentriert, könnte es gut sein, dass Romano Meier und Marcel Käufeler in Zukunft noch häufiger im Fokus stehen werden. Die beiden verfolgen mit ihrem Team nämlich ein grosses Ziel: Olympiagold 2022 in Peking. Die Qualifikation dafür läuft bereits. Die Resultate dieser und der nächsten Saison werden über die Olympiateilnahme entscheiden. «Die EM war ein Zwischenschritt auf dem Weg an die Olympischen Spiele. Jetzt müssen wir konzentriert weiterarbeiten und die Erfahrungen der EM mitnehmen», sind sich Marcel Käufeler und Romano Meier einig.
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.