Im Fokus
«Es hatte so viele Kinder, die ein Autogramm wollten»
Bild: jarno-les-petits-as
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Im Februar war das Janis Simmen. Das 13-jährige Tennistalent aus Lenzburg hat im französischen Tarbes den Vize-Weltmeistertitel in der U14-Kategorie gewonnen. Und das notabene als ungesetzter Spieler.
Am Ende hat nur ganz wenig gefehlt zur Krönung. Aber trotzdem: Janis Simmen darf mehr als stolz sein auf seine Woche in Tarbes (FRA). Beim prestigeträchtigen U14-Turnier «Les Petits As», das als inoffizielle U14-Weltmeisterschaft gilt, hat der 13-jährige Lenzburger als erster Schweizer seit Robin Roshardt vor 18 Jahren das Finale erreicht. «Das ist sicher der mit Abstand grösste Erfolg meiner Karriere», freut sich Simmen, der sich im Finalspiel dem Ukrainer Oleksandr Ponomar in zwei Sätzen geschlagen geben musste.
Profiluft geschnuppert
Das Turnier in Tarbes ist aber nicht nur was das sportliche Niveau in dieser Alterskategorie angeht kaum zu toppen. Auch punkto Organisation lassen sich die Verantwortlichen nicht lumpen. Die Partien wurden in aufwändig produzierten Livestreams mit Kommentatoren direkt übertragen. Gespielt wurde auf einem Center Court, der Platz bot für über 1000 Zuschauer und die Finalspiele wurden mit Schieds- und Linienrichtern, sowie Ballkids ausgetragen. «Ich habe vor dem Turnier die Finals des letzten Jahres geschaut und wusste daher, dass das Turnier riesig ist. Aber als ich dann wirklich dort war, hat das meine Erwartungen nochmals übertroffen», erzählt Janis Simmen, der nach seinem Halbfinalsieg zehn Minuten lang damit beschäftigt war, Autogramme zu schreiben. «Das war schon krass. Es hatte so viele Kinder, die ein Autogramm haben wollten. Und dabei sind wir Spieler ja eigentlich alle selber noch Kids, die einfach relativ gut Tennisspielen können.»
«Kondition ist nicht gerade meine Stärke. Deshalb muss ich da mehr investieren als andere.»
Elf Stunden Training pro Woche
Die Anfänge der Tenniskarriere von Janis Simmen liegen in Lenzburg. Er ist nur wenige Meter von der Anlage des Tennisclub Lenzburg entfernt aufgewachsen. Nach einem Schnuppertraining ist er direkt beim Tennissport geblieben. Parallel dazu spielte er während einigen Jahren noch Fussball, doch irgendwann wurde die Zeit neben den Tennistrainings zu knapp. «Tennis hat mir einfach besser gefallen. Ich wollte schon immer gewinnen und im Tennis habe ich das alleine in der Hand», erklärt er. «Und je mehr ich gewonnen habe, desto grösser wurde meine Motivation fürs Tennis.»
Heute trainiert der 13-Jährige elf Stunden pro Woche. Sieben davon auf dem Tennisplatz, während den restlichen vier feilt er an seiner Kondition. «Kondition ist nicht gerade meine Stärke. Deshalb muss ich da mehr investieren als andere», erklärt Janis Simmen, der mittlerweile am Stützpunkt des Aargauischen Tennisverbandes in Zofingen trainiert. Ein Tag pro Woche weilt er zudem in Biel. Dann spielt er im nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis. Dies ist möglich, weil Janis Simmen zum Nachwuchskader des nationalen Verbandes gehört.
Bild: jarno-les-petits-as
In den Top 5 Europas
Schweizweit gehört der gross gewachsene Offensivspezialist längst zu den stärksten Spielern seiner Altersklasse. In seinem Jahrgang führt er das Ranking gar an. Entsprechend ist es für seine spielerische Entwicklung wichtig, sich regelmässig auch mit der internationalen Konkurrenz zu messen. Seit einigen Jahren bestreitet er daher immer wieder Turniere im Ausland. Und auch dort feierte er schon beachtliche Erfolge. Nicht erst an der U14-WM in Tarbes. Bereits zuvor hatte er in der U12- und in der U14-Kategorie internationale Titel gewinnen können. Dank seinem Exploit an der U14-Weltmeisterschaft hat sich Janis Simmen auch im internationalen Ranking nach vorne gearbeitet und gehört derzeit zu den besten fünf U14-Junioren in Europa.
Damit der junge Lenzburger jede Woche sein Trainingspensum absolvieren und auch ausserhalb der Schulferien an internationalen Turnieren teilnehmen kann, ist er auf die Unterstützung der Schule angewiesen. «Für die Turniere muss ich jeweils ein Gesuch stellen und ansonsten profitieren ich davon, dass ich den Turn- und den Hauswirtschaftsunterricht nicht besuchen muss», erzählt Simmen, der den verpassten Stoff jeweils im Selbststudium nachholt. Sein nächstes Ziel ist es, nach dem Ende seiner obligatorischen Schulzeit den Sprung an die Kantonsschule in Aarau zu schaffen. Dort möchte er die Sportkanti besuchen. Voll auf die Karte Tennis zu setzen, wie das andere Schweizer Talente nach der obligatorischen Schulzeit tun, ist für ihn derzeit keine Option. «Das ist mir zu riskant. Wenn ich beispielsweise eine Verletzung hätte, stünde ich mit leeren Händen da», sagt er. Aber wer weiss, wenn die Entwicklung von Janis Simmen weiter so steil nach oben zeigt, wird eine Profikarriere früher oder später doch noch zum Thema.
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.