Sport Gala
«Es ist cool, sich in die Geschichtsbücher eintragen zu lassen»
Bild: Rémy Steinegger
Der 32-jährige Orientierungsläufer Matthias Kyburz aus Möhlin gehört seit mehr als einem Jahrzehnt zur Weltelite in seinem Sport. In diesem Jahr hat er unter anderem seinen sechsten WM-Titel gewinnen können.
Matthias, weisst du, wie oft du schon für die Wahl zum «Aargauer Sportler des Jahres» nominiert warst?
(überlegt). Nein. Aber sich mehr als drei Mal.
Richtig, acht Mal – das ist Rekord! Was ist das Geheimnis hinter deiner beeindruckenden Konstanz an der absoluten Weltspitze?
Die Freude am Sport und die nötige Motivation sind die Grundvoraussetzung. Zudem habe ich das Glück, dass ich bisher kaum von Verletzungen gebremst wurde.
«Im Sport will ich immer der Erste und der Schnellste sein. Das ist im Privaten definitiv nicht der Fall.»
Ist das Zufall?
Ich habe sicher gute körperliche Voraussetzungen, aber ich investiere auch viel ins Kraft- und Rumpfkrafttraining. Zudem lege ich viel Wert auf Ausgleichssportarten wie Radfahren im Sommer oder Langlaufen im Winter, statt dass ich immer nur rennen gehe. So sind die Belastungen gut verteilt.
Du bist mittlerweile 32 Jahre alt. Musst du im «hohen Sportleralter» mehr investieren, um ganz vorne dabei zu sein oder kannst du das mit Routine und Erfahrung kompensieren?
Ich trainiere immer noch sehr ähnlich wie zu Beginn meiner Karriere. Klar plane ich hin und wieder etwas mehr Erholung ein oder spüre am Morgen beim Aufstehen ein paar Körperstellen mehr als noch vor zehn Jahren. Aber ändern musste ich deswegen noch nichts.
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Du hast 2022 etliche Erfolge gefeiert. Welcher ist für dich der wertvollste?
Ganz klar der WM-Titel im Knock-out-Sprint. Einerseits ist die WM in der OL-Community der wichtigste Event und andererseits wurde der Knock-out-Sprint erstmals überhaupt an einer WM ausgetragen. Es ist sehr cool, wenn man sich als Erster in einer neuen Disziplin in die Geschichtsbücher eintragen lassen kann.
Wie würdest du den OL-Läufer Matthias Kyburz charakterisieren?
Ich bin sehr zielstrebig und trainingsfleissig. Zudem habe ich einen guten Mix gefunden, um meine ehrgeizige Seite mit der nötigen Lockerheit zu kombinieren.
Sind das auch die Eigenschaften, die dich als Privatperson auszeichnen?
Das würde ich schon sagen, schliesslich prägt mich der Sport sehr stark. Einen Unterschied gibt es aber: Im Sport will ich immer der Erste und der Schnellste sein. Das ist im Privaten definitiv nicht der Fall. Da bin ich meist einer der letzten, die in einen Zug oder in einen Bus einsteigen. (lacht)
Matthias Kyburz im Videoportrait
Video: Julia Rufibach
Du bist seit 2020 verheiratet und wohnst mit deiner Frau Sarina in Liebefeld. Wofür bist du im Hause Kyburz zuständig?
Wir haben keine fixe Zuteilung. Den Einkauf erledigt der, der gerade Zeit hat und kochen tun wir oft gemeinsam. Wenns aber ums Kleider waschen geht, hat meine Frau den Lead. Ich bin dann fürs «zämelegge» zuständig.
Wenn du in der Küche stehst – welches Essen kannst du am besten zubereiten?
Gemüse, ab und zu ein gutes Stück Fleisch und eine Stärkebeilage wie beispielsweise Spätzli – das mag ich sehr gerne. Ich muss aber zugeben, dass ich nur selten die Zeit habe, aufwändig zu kochen. Meistens sind wir nach dem Training hungrig und dann geht es in erster Linie darum, schnell etwas essen zu können.
Wenn du nicht OL-Läufer geworden wärst, in welcher anderen Sportart hättest du am meisten Talent?
Als Kind hatte ich auch Geräteturnen gemacht, aber dafür hatte ich definitiv kein Talent. Ich glaube, dass ich in einer Ausdauersport wie Triathlon oder Langlauf Potenzial gehabt hätte.
Welche Schlagzeile möchtest du 2023 gerne über dich lesen?
«Wie Messi – Kyburz erreicht sein letztes grosses Ziel». Messi hat seine Karriere an der WM mit dem Titel vollendet. Wenn ich an der Heim-WM in Laax in diesem Jahr den Langdistanz-WM-Titel gewinnen würde, hätte ich auch jeden grossen Titel im OL einmal gewonnen.
Podcast mit Matthias Kyburz
Matthias’ Erfolge 2022
- Weltmeister Knock-out-Sprint
- 1. Rang World Games Sprintstaffel
- 2. Rang World Games Mitteldistanz
- 3. Rang EM Staffel
- 1 Weltcupsieg
- Sieg am GP Bern
- Schweizer Meister Langdistanz / Mitteldistanz / Nacht-OL