AG02 Fabienne Kocher

Fabienne Kochers Olympiatraum war stärker als vier Knieverletzungen

von Fabio Baranzini – 17. Januar 2022

Judoka Fabienne Kocher im Einsatz

Bild: zur Verfügung gestellt

Die Aargauer Judoka Fabienne Kocher feierte 2021 die erfolgreichste Saison ihrer Karriere: WM-Bronze und die Teilnahme an den Olympischen Spielen, wo sie beinahe eine Medaille gewonnen hätte, stechen dabei heraus. Sie ist nominiert für die Wahl zur Aargauer Sportlerin des Jahres 2021. 

In Finnland, genauer in Tampere, erwachte der Olympiatraum von Fabienne Kocher. Vor gut zwölf Jahren war das, als die damals 16-Jährige an den Olympischen Jugendspielen teilnahm. Noch heute erinnert sie sich daran: «Beim Einlaufen ins Stadion hatte ich Gänsehaut und wusste: Genau das will ich einmal bei den Grossen erleben.» Es war ein Schlüsselmoment in ihrer Karriere.

«Mein Olympiatraum ging in Erfüllung. Die Spiele waren – trotz Corona –unglaublich für mich. Absolut einzigartig und ein mega tolles Erlebnis.»

Fabienne Kocher, Judoka

Die Olympischen Jugendspiele sind Fabienne Kocher nicht nur wegen des Einlaufens ins Stadion in Erinnerung geblieben. Sie hat auch auf der Matte überzeugt und sich die Bronzemedaille gesichert. Das war der Startschuss für eine äusserst erfolgreiche Juniorenzeit. In der Altersklasse U21 gewann sie EM-Gold, zwei Mal EM-Bronze und zwei Mal WM-Bronze. EM-Bronze holte sie später noch bei den U23.

Portraitbild von Judoka Fabienne Kocher

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Vier Knieverletzungen in Folge

Doch genau in der Saison, als sie zu den Erwachsenen übertreten sollte, kam der Knick im bis dato immer steil nach oben zeigenden Karriereverlauf von Fabienne Kocher. Die Verletzungshexe schlug zu. Und zwar nicht nur einmal. Nein, gleich vier Mal in Folge. Vier Mal verletzte sie sich am linken Knie. Zuerst war es zwei Mal das Kreuzband. Danach zwei Mal der Miniskus. Fast fünf Saisons verpasste Fabienne Kocher deswegen. Statt um Medaillen und Titel zu kämpfen und sich für die Olympischen Spiele in Rio zu qualifizieren, war Fabienne Kocher grösstenteils mit ihren Comebacks beschäftigt.

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Aufgeben kam aber nie in Frage. «Der Traum von den Olympischen Spielen war stärker», sagt Kocher, die ihr Judo-ABC beim Judoclub Uster erlernt hat. Seit sieben Jahren lebt sie im Kanton Aargau, um am nationalen Leistungszentrum in Brugg zwei Mal täglich zu trainieren. Daneben studiert die 28-Jährige Psychologie.

WM-Bronze lässt Olympia Realität werden

Der Durchhaltewille von Fabienne Kocher wurde belohnt. Seit rund drei Jahren ist sie verletzungsfrei. Seither stimmen auch die Resultate. Kocher, die nach der vierten Knieverletzung die Gewichtsklasse gewechselt hat (bis 52kg), hat sich in der Saison 2020 an der Weltspitze etabliert.

Im vergangenen Jahr ist sie so richtig durchgestartet. Rang 7 an der EM in Lissabon, beim Grand Slam Turnier in Taskhkent sicherte sie sich Rang 3 und an der WM in Budapest schaffte sie den Sprung aufs Podest und holte Bronze – die erste Judo WM-Medaille einer Schweizerin seit 24 Jahren. «Diese WM-Medaille war ein riesiger Erfolg für mich», so Kocher. «Dank dieser Medaille wurde auch plötzlich die Olympia Qualifikation wieder zum Thema.» Letztlich entschied der Verband im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kocher und Evelyne Tschopp zugunsten von Kocher. «Damit ging mein Olympiatraum in Erfüllung. Die Spiele waren – trotz Corona – unglaublich für mich. Absolut einzigartig und ein mega tolles Erlebnis.»

Portraitbild von Judoka Fabienne Kocher

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Auf Medaillenkurs gewesen

Und beinahe hätte Fabienne Kocher ihren Olympiatraum mit einer Medaille gekrönt. Bis zum Halbfinal war sie perfekt auf Kurs. Drei Siege in drei Kämpfen – darunter gleich gegen zwei Kontrahentinnen, die ihr in der Vergangenheit viele Probleme bereitet hatten. Doch dann der Bruch. Halbfinal und Bronzekampf gingen verloren. Am Ende resultierte Rang 5. «Im ersten Moment war die Enttäuschung riesig. Mittlerweile überwiegt der Stolz, wenn ich an die Olympischen Spiele zurückdenke. Das Jahr 2021 war mein klar bestes Jahr bis jetzt.» Doch damit gibt sich Fabienne Kocher noch nicht zufrieden. 2024 in Paris will sie an den Olympischen Spielen erneut mit dabei sein. Und dann solls auch mit der Medaille klappen.

Videobotschaft von Fabienne Kocher

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