Jugend + Sport

Gleich fünf neue Sportarten werden Teil von «Jugend + Sport»

von Fabio Baranzini – 27. Mai 2021

Argovia Pirates in Aktion

Bild: Roman Schläpfer

Ab dem 1. Oktober 2021 gehören Akrobatik, American Football, Biathlon, Light-Contact Boxing und Parcours zum «J+S»-Programm. Wir haben mit Tobias Furer, Leiter Jugend und Sport des Kantons Aargau, darüber gesprochen, wie neue Sportarten aufgenommen werden, wer J+S-Angebote durchführen darf und welche Ausbildungen für interessierte Organisatoren von Bedeutung sind. 

Jugend und Sport ist das grösste Sportförderungsprogramm der Schweiz. Das zeigen die Zahlen eindrücklich. Im Jahr 2019 – dem coronabedingt letzten «normalen» Jahr – haben 642’559 Kinder und Jugendliche ein J+S Sportangebot besucht. Insgesamt wurden fast 82’000 Kurse und Camps angeboten, bei denen rund 82’800 Leiterinnen und Leiter im Einsatz standen. Zum J+S Programm gehören über 70 Sportarten. Und in diesem Jahr kommen gleich fünf neue dazu. Ab dem 1. Oktober 2021 sind dies Akrobatik, American Football, Biathlon, Light-Contact Boxing und Parcours. Wir haben uns mit Tobias Furer, dem Leiter Jugend und Sport des Kantons Aargau, darüber unterhalten, wie neue Sportarten ins J+S-Programm aufgenommen werden und welche Kriterien man als Organisation erfüllen muss, um selber Kurse und Lager anzubieten.

Tobias, in diesem Jahr werden gleich fünf neue Sportarten ins J+S-Programm aufgenommen. Das sind ungewöhnlich viele.
Das ist richtig. In den letzten Jahren gab es kaum Veränderungen im Sportartenangebot bei J+S. Aus diesem Grund hat man bei der letzten Revision in der Sportförderungsverordnung die Aufnahmebedingungen für neue Sportarten vereinfacht.

Wie sehen denn diese Aufnahmebedingungen aus?
Da gibt es einen klaren Anforderungskatalog. Darin steht unter anderem, dass die Sportart einem gesamtschweizerischen Verband angehören muss, dass man die Sportart mit Kindern und Jugendlichen in Gruppen durchgeführt können muss oder dass die Sportart Grundwerte wie Gleichheit, Achtung, Ehrlichkeit und Fairness hochhalten muss. Es gibt aber nicht nur Aufnahmekriterien, sondern auch Ausschlusskriterien.

«Kinder und Jugendliche sollen durch gute J+S Aktivitäten eine positive Sportprägung erhalten.»

Tobias Furer, Verantwortlicher J+S Kanton Aargau

Und die wären?
Es werden keine Motor- und Flugsportarten aufgenommen. Dasselbe gilt für Sportarten, die das Niederschlagen des Gegners zum Ziel haben, und für Sportarten, welche für die Teilnehmenden ein erhebliches Risiko darstellen. Auch E-Sport stellt aus Sicht des Bundes in seiner heutigen Ausprägung keine Sportart im Sinn der Sportförderung dar und ist deshalb nicht teil von J+S.

Was geschieht, wenn eine Sportart diese Anforderungen erfüllt?
Dann reicht der nationale Verband dieser Sportart einen offiziellen Antrag beim Bundesamt für Sport ein.

Von welchen Möglichkeiten profitiert die Sportart, wenn sie ins J+S-Programm aufgenommen wird?
Wenn eine Sportart aufgenommen wird, werden die Aus- und Weiterbildungen in der jeweiligen Sportart über das J+S-Programm organisiert. Die generellen Ausbildungsinhalte wie Methodik, Didaktik oder Ethik werden jeweils vom Bundesamt für Sport festgelegt und die Verbände steuern die sportartenspezifischen Ausbildungsinhalte bei. Kinder und Jugendliche sollen durch gute J+S Aktivitäten eine positive Sportprägung erhalten. Jugend und Sport leistet finanzielle Beiträge für Organisationen (Vereine), die Sportkurse und Lager für Kinder und Jugendliche anbieten. So kann beispielsweise auch Leihmaterial für Lager über Jugend und Sport bezogen werden.

Damit stecken wir schon mitten in den Anforderungskriterien für Vereine und Organisationen. Lass uns die etwas genauer anschauen. Wer darf denn überhaupt J+S-Kurse anbieten und welche Kriterien müssen dafür erfüllt sein?
Auch für Organisationen, die J+S-Angebote durchführen wollen, gibt es natürlich einen Anforderungskatalog. Als Organisationen kommen Sportvereine und -verbände in Frage, genauso wie Schulen, Gemeinden oder private Anbieter von Sportkursen, die ihren Sitz in der Schweiz haben. Entscheidend ist, dass die Organisationen genügend ausgebildete Leiterinnen und Leiter und einen J+S-Coach haben.

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Worin unterscheidet sich denn ein J+S-Coach von einem J+S-Leitenden?
Die J+S-Leitenden führen die Kurse in den jeweiligen Sportarten in der Halle oder auf dem Sportplatz durch. Der J+S-Coach hat dagegen keine sportartenspezifische Funktion. Es handelt sich dabei um einen administrativen Job. Der J+S-Coach kümmert sich beispielsweise um die korrekte Anmeldung aller Kurse und Camps, sowie um die Aus- und Weiterbildung der Leitenden.

Wenn ich als Organisation alle Anforderungen erfülle, was mache ich dann?
Dann reicht man den Antrag bei uns in der Sektion Sport des Kantons Aargau ein. Dies kann per Mail oder per Post erfolgen.

Wie sieht es bei den fünf neuen Sportarten Akrobatik, American Football, Biathlon, Light-Contact Boxing und Parcours aus – können sich interessierte Organisationen da auch schon anmelden?
Nein, dafür ist es noch zu früh. Da diese Sportarten erst per 1. Oktober offiziell Teil des Programms sind, wird es auch frühestens ab dann möglich sein, sich als Organisation zu registrieren. Ich empfehle den interessierten Organisationen, dass sie sich bereits jetzt nach möglichen Leiterinnen und Leitern umschauen und nach einer Person, welche die Aufgabe des J+S-Coach übernehmen kann. Im Kanton Aargau haben wir drei Mal jährlich eine Grundausbildung für J+S Coaches. Die Daten sind im Kursplan aufgeführt.

Drei Jugendliche in Aktion beim Parkour

Bild: Fabio Baranzini

Deine Ansprechperson

Tobias Furer
Leiter Jugend und Sport
Kanton Aargau
Departement Bildung, Kultur und Sport
Abteilung Hochschulen und Sport
Sektion Sport
Bachstrasse 15
5001 Aarau
062 835 22 91
tobias.furer@ag.ch