Mein Weg nach Paris
«Ich agierte zu verbissen – es gab nur noch Beachvolleyball»
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In unserer Serie «Mein Weg nach Paris» erzählen wir die Geschichte von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren wollen. Einer von ihnen ist Beachvolleyballer Leo Dillier (23), der noch eine letzte Chance auf eine Teilnahme in Paris hat.
«Bei uns Beachvolleyballern dauert die Olympia Qualifikationsphase zwei Jahre. In dieser Zeit gibt es rund 40 Turniere, die maximal bestritten werden können. Gewertet werden jedoch nur die besten zwölf. Die 17 Teams, die am Ende der zweijährigen Qualifikationsphase am meisten Punkte gesammelt haben, sind in Paris direkt dabei. Der Beginn der Qualifikationsphase war für mich gleichzeitig auch der Start meiner Karriere auf der World Tour. Zuvor hatte ich noch nie in der obersten Spielklasse bei der Elite gespielt, sondern war jeweils bei den Junioren unterwegs. Entsprechend war für mich und meinen Spielpartner Adrian Heidrich klar, dass die Olympia Qualifikation für Paris alles andere als einfach werden würde.
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Als wir vor zwei Jahren gemeinsam starteten, waren wir in der Weltrangliste knapp in den Top 60 klassiert. Also noch ziemlich weit von den Top 17 weg, die für Paris nötig sind. Wir wussten aber, dass es – wenn alles perfekt aufgeht – reichen kann. Die Olympia Qualifikation zu spielen, war eine tolle Herausforderung. Vor allem für mich als Neuling. Wir sind mit mehreren Trainingslagern gestartet, um die Feinabstimmung im Team möglichst schnell zu finden. Bald schon haben wir begonnen, die ersten Turniere zu spielen. Die Spielpraxis ist im Beachvolleyball enorm wichtig. Training ist schön und gut und gehört natürlich dazu. Aber den Rhythmus, die taktischen Varianten und auch die Erfahrung kannst du dir nur im Wettkampf holen.
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14 Turniere haben wir in unserem ersten Jahr für die Olympia Qualifikation bestritten. Die Resultate wurden immer besser und wir konnten uns im Verlauf der Qualifikationsphase einmal gar bis in die Top 30 vorspielen. Wenn wir dieses Niveau hätten halten können, wäre die Qualifikation für Paris über das Ranking möglich gewesen. Doch das schafften wir nicht. Vor allem weil ich begann, mich zu sehr unter Druck zu setzen und dabei etwas den Spass am Beachvolleyball verlor. Ich agierte in dieser Phase zu verbissen. Es gab nur noch Beachvolleyball für mich. Das war aber überhaupt nicht förderlich für meine Leistung. Denn ich spiele am besten, wenn ich im Flow bin und mich wohlfühle auf dem Platz. Dann spiele ich praktisch ohne zu überlegen. Das gelang mir in dieser Phase aber kaum.
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Um wieder in den Flow zurückzufinden, begann ich mit Mentaltraining. Das hat mir geholfen. Die Freude am Beachvolleyball kam zurück. Allerdings etwas zu spät, um die Olympiaqualifikation übers Ranking noch zu schaffen. Ende 2023 wussten wir, dass wir die Top 17 nicht erreichen werden. Zum Glück haben wir auch ohne die Top 17 noch eine Chance, in Paris dabei zu sein. Am sogenannten Nations Cup, der am 13. Juni in Lettland beginnt, wird noch ein Ticket für die Spiele in Paris vergeben. Zwölf Europäische Nationen treten bei diesem Turnier an. Gemeinsam mit dem zweiten Schweizer Duo Breer/Krattiger werden wir die Schweiz vertreten und versuchen, gemeinsam den Turniersieg zu holen.
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Das wird allerdings keine einfache Sache. Die zwölf teilnehmenden Länder liegen sehr nahe beisammen. Jeder kann jeden schlagen. Auf dem Papier sind wir eher eine der stärkeren Nationen und gehören wohl zu den Top fünf. Wenn es uns gelingt, konstant zu spielen, ist es durchaus möglich zu gewinnen. Wir haben uns gemeinsam mit Breer / Krattiger sehr intensiv auf das Turnier vorbereitet. Sollte es uns tatsächlich gelingen, das Turnier zu gewinnen und den Quotenplatz für die Schweiz zu holen, wäre das natürlich der absolute Wahnsinn. Allerdings: Selbst wenn wir gewinnen, ist noch nicht klar, ob wir dann in Paris auch tatsächlich antreten können. Denn wenn wir den Quotenplatz holen, duellieren wir uns anschliessend mit Breer / Krattiger um den Olympiastartplatz. Zuerst kämpfen wir also miteinander um den Quotenplatz und dann gegeneinander um die Teilnahme in Paris. Das ist schon ein sehr spezieller Modus. Aber darüber zerbreche ich mir jetzt nicht den Kopf. Zuerst geht es darum, den Nations Cup in Lettland zu gewinnen. Alles andere kommt nachher.»
Hinweis
Mehr spannende Einblicke von Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, die an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen wollen, findest du in unserer Serie «Mein Weg nach Paris».