Im Fokus
«Ich bin dem Optimum sehr nahe gekommen»
Bild: Patrick B. Kraemer
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die jüngst für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Schwimmer Yannick Käser (29), der vor wenigen Tagen den Rücktritt vom Leistungssport gegeben hat. Wir blicken mit ihm zurück auf seine Karriere und sprechen über die Gründe für seinen Rücktritt.
Anfang Oktober hat Yannick Käser auf Instagram seinen Rücktritt vom Spitzensport bekannt gegeben. 20 Jahre lang hatte der Fricktaler alles dem Schwimmsport untergeordnet und war über viele Jahre hinweg der klar stärkste Brustschwimmer des Landes. Auch auf internationalem Parkett hat Käser, dessen stärkste Disziplin die 200m Brust waren, grosse Erfolge gefeiert.
2012 und 2016 qualifizierte er sich für die Olympischen Spiele, schwamm an den Europameisterschaften in den Final und erreichte in seiner stärksten Saison (2017) sowohl den WM-Halbfinal als auch Rang vier an der Universiade in Taiwan. Im Kreis der Schweizer Nationalmannschaft war Käser, der bekannt ist als harter Arbeiter und starker Wettkämpfer, der Captain des Teams.
«Ich bin sicher nicht mehr gleich stark wie noch vor ein, zwei Jahren.»
Letztes Rennen Mitte November
Und nun hat sich Yannick Käser also im Alter von 29 Jahren entschieden, Schwimmbrille und Badekappe an den Nagel zu hängen. Die Schweizer Meisterschaften Mitte November sind sein letzter Wettkampf. Für sein allerletztes Rennen – die 100m Brust – hat er viele seiner langjährigen Weggefährten, Kollegen, Fans und Supporter eingeladen. «Es ist mir wichtig, dass ich meinen Abschied mit ihnen feiern kann», sagt Käser. Die Leistung steht für ihn bei diesem Wettkampf nicht mehr im Vordergrund. «Wenns für eine Medaille reicht, ist es super. Aber ich bin sicher nicht mehr gleich stark wie noch vor ein, zwei Jahren», sagt Käser, der sein Trainingspensum bereits reduziert hat, aber auch so noch immer fünf bis sechs Einheiten pro Woche absolviert.
Bild: Zur Verfügung gestellt
Doch was waren denn nun die Gründe für den Rücktritt vom Spitzensport? «Es waren mehrere Faktoren», erklärt Yannick Käser. «Für mich war klar, dass ich nicht mehr drei Jahre weiterschwimmen werde bis zu den Olympischen Spielen in Paris 2024. Und «nur» für eine EM- oder WM-Teilnahme weiter diesen grossen Aufwand zu betreiben, reizte mich zu wenig.» Hinzu kam, dass Käser schon lange mit dem Gedanken spielte, ein Masterstudium zu absolvieren. Damit hat er diesen Sommer begonnen. Seither studiert er in St.Gallen Unternehmensführung. «Das Studium ist ziemlich intensiv und das mit dem Schwimmen zu kombinieren, wäre sehr schwierig geworden. Vor allem weil ich im Training ein Perfektionist bin und entweder voll dabei bin oder dann gar nicht», so Käser.
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Die Karriere-Highlights von Yannick Käser
Und so bleiben Yannick Käser viele Erinnerungen, Bekanntschaften und natürlich auch tolle Leistungen aus 20 Jahren Schwimmsport. Für uns hat er einige seiner persönlichen Highlights herausgepickt:
- Youth Olympic Games 2010 in Singapur
«Das war mein erster grosser internationaler Wettkampf. Ich konnte mich dort für den Final qualifizieren und erreichte den sechsten Rang. Dieser Erfolg war nochmals eine Extramotivation für meine ganze Karriere. Ich habe danach noch härter trainiert, um auch bei den richtigen Olympischen Spielen an den Start gehen zu können.» - Schweizer Meisterschaften 2012 in Oerlikon
«Ich hatte eine schwierige Saison 2011 und kam nicht auf Touren. Ich hatte schon lange keine persönliche Bestzeit mehr erreicht. An der SM in Oerlikon hat dann aber alles gepasst. Ich bin Schweizer Rekord geschwommen und habe mich für die Olympischen Spiele in London qualifiziert. Dieses Rennen werde ich nie mehr vergessen.» - Olympische Spiele 2012 und 2016
«Meine beiden Olympia-Teilnahmen waren natürlich ganz Besonders. Nicht unbedingt wegen meinen Leistungen, sondern wegen des gesamten Drumherums. Der Anlass ist unglaublich gross, man lernt extrem viele Leute kennen auch aus anderen Sportarten, lebt im Olympischen Dorf und isst dann dort plötzlich mal neben Rafael Nadal.» - Universiade in Taiwan 2017
«2017 war meine stärkste Saison. Nach meiner Rückkehr aus den USA, wo ich vier Jahre am College studierte, absolvierte ich die Spitzensport RS und war in Topform. An der WM erreichte in den Halbfinal und an der Universiade schwamm ich mit Schweizer Rekord auf Rang vier.»
Bild: zur Verfügung gestellt
Eine Medaille bei einem Grossanlass hat Yannick Käser mehrmals ganz knapp verpasst. «Man kann natürlich sagen, dass dadurch das i-Tüpfchen auf meiner Karriere fehlt. Aber ich weiss nicht, ob ich mit einer Medaille glücklicher wäre. Ich bin dem Optimum sehr nahe gekommen. Vielleicht hätte ich etwas mehr herausholen können, wenn ich voll auf die Karte Schwimmen gesetzt hätte. Aber mir waren die Ausbildung und der Beruf als Ausgleich immer sehr wichtig. Was letztendlich bleibt, sind vor allem die schönen Erinnerungen, die vielen tollen Bekanntschaften und die Eigenschaften wie Disziplin, Planung, Ehrgeiz und Fleiss, die ich im Schwimmen gelernt habe.»
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.