Sport Gala

«Ich fühlte Freude, Erleichterung, Dankbarkeit – alles auf einmal»

von Fabio Baranzini – 10. Februar 2025

Para-Badmintonspielerin Ilaria Olgiati in Aktion

Bild: Keystone

Am 2. September 2024 hat Ilaria Olgiati an den Paralympics sensationell die Bronzemedaille im Para-Badminton gewonnen – die erste Badminton-Medaille für die Schweiz an Olympischen oder Paralympischen Spielen. Mit ihr blicken wir auf diesen Tag zurück.

«Ich musste früh aufstehen, weil das Bronzespiel an den Paralympics in Paris schon um 9 Uhr morgens angesetzt war. Um fünf Uhr klingelte mein Wecker und kurz nach sechs fuhren mein Team und ich mit dem offiziellen Shuttle vom Olympischen Dorf in die Wettkampfhalle. Die Fahrt dauerte rund 30 Minuten und ich nutzte die Zeit, um ein Sandwich zu essen. Im Shuttlebus waren alle Spielerinnen, Spieler und Betreuer mit dabei, die zur Badmintonhalle mussten – also auch meine Gegnerin.

«Ich habe meinen beiden Trainern offen gesagt, dass ich mega nervös bin.»

Ilaria Olgiati, Para-Badmintonspielerin

Ich bin eine Spielerin, die eigentlich kaum je nervös ist. Vor diesem Bronzespiel war das anders. Ich war mega nervös. Einerseits, weil es natürlich eine riesige Chance war für mich, eine Medaille zu gewinnen. Andererseits, weil ich mich nicht so gut vorbereitet fühlte. Nicht weil ich schlecht trainiert hätte, sondern weil ich mit dieser Situation schlicht nicht gerechnet hatte. Kam hinzu, dass meine Gegnerin drei Jahre zuvor an den Paralympischen Spielen in Tokio Bronze gewonnen hatte – sie kannte also im Gegensatz zu mir die Situation schon sehr gut.

Ich habe meinen beiden Trainern offen gesagt, dass ich mega nervös bin. Diese transparente Kommunikation half, dass sie wussten, was ich brauche. Wir haben dann entschieden, dass wir den Fokus für dieses Bronzespiel auf den Spass legen und aufs Geniessen. Schliesslich war es für mich das letzte Spiel in Paris in dieser grossartigen Halle mit so viel Publikum, darunter auch meine Familie und Freunde.

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Vor der Taktikbesprechung spielte ich mit meinem Trainer immer eine Runde Uno extrem. Ich habe jede einzelne Partie während den Paralympics verloren – auch vor dem Bronzespiel (lacht). Aber es hat mir trotzdem geholfen gegen die Nervosität. Nach der Taktikbesprechung gings zum Aufwärmen in einer Halle gleich nebenan. Rund eine Stunde dauert es, bis ich alle Übungen gemacht und mich eingespielt hatte. Etwa 30 Minuten vor dem Spiel wurde ich dann von den Offiziellen abgeholt, meine Ausrüstung wurde kontrolliert und ich fuhr in die Wettkampfhalle. Was da genau alles passierte und wie ich in die Halle gekommen bin, weiss ich ehrlich gesagt nicht mehr so genau. Ich war da schon voll im Tunnel.

Das Bronzespiel selbst war vom Resultat her eigentlich sehr klar. Es fühlte sich für mich aber auf dem Spielfeld überhaupt nicht so an. Ich hatte bis zum Schluss das Gefühl, dass sich die Partie noch drehen könnte. Entsprechend war ich immer sehr fokussiert und kommunizierte ausschliesslich mit meinen Trainern. Bis zum Matchball bei 20:14 im zweiten Satz habe ich auch nie an die Medaille gedacht. Dann aber kam die Lautsprecherdurchsage, dass ich jetzt Matchball habe. Da begann es in meinem Kopf zu rattern und ich wollte einfach auf keinen Fall den Fehler machen. Der Ballwechsel wurde dadurch mega lang. Als der Ball meiner Gegnerin ins Seitenaus flog, war das unglaublich emotional für mich. Ich fühlte Freude, Erleichterung, Dankbarkeit – alles auf einmal. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Und dann erst noch gemeinsam mit meiner Familie und meinen Freunden. Das war wirklich verrückt.»

Die Erfolge von Ilaria Olgiati 2024

  • Bronzemedaille an den Paralympics im Einzel
  • Rang 4 an den Paralympics im Doppel
  • Schweizer Meisterin im Einzel und Mixed
  • Weltnummer eins im Einzel (WH2)
  • Weltnummer zwei im Doppel (WH1 / WH2)