Newcomer-Award

«Ich möchte vom BMX-Sport leben können»

von Fabio Baranzini – 18. Dezember 2024

BMX Fahrer Jules Kasper in Aktion

Bild: zur Verfügung gestellt

Der BMX-Fahrer Jules Kasper (14) aus Zetzwil ist Aargauer Nachwuchssportler des Jahres 2024 geworden. Im Interview erzählt er uns, was ein Stück Land seines Grossvaters mit seiner BMX-Karriere zu tu hat, wie es dazu kam, dass er bereits mit fünf Jahren an den Weltmeisterschaften teilgenommen hat, und wie gross sein Aufwand ist, damit er in seiner Altersklasse bereits absolute Weltspitze ist.

Jules, herzliche Gratulation zum Titel «Aargauer Newcomer des Jahres 2024» – was bedeutet dir diese Auszeichnung?
Die bedeutet mir sehr viel. Ich finde es echt cool, dass ich mit meinen sportlichen Leistungen in diesem Jahr die Nummer eins im Aargauer Nachwuchssport war. Das ist eine grosse Ehre für mich.

Du hattest ein sehr erfolgreiches Jahr 2024. Was waren für dich die wichtigsten Erfolge?
Der EM-Titel war mein grosses Ziel. Den habe ich in der Kategorie U15 gewinnen können. Es war bereits mein fünfter EM-Titel in Folge, was in diesem Jahr sicher mein grösster Erfolg war. Dass ich dann auch noch Zweiter geworden bin an den Schweizer Meisterschaften in der Altersklasse U17 war toll. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich da soweit vorne klassieren kann. Einzig die WM ist nicht ganz optimal verlaufen, da bin ich im Halbfinal gestürzt und daher «nur» 14. geworden.

Jules Kasper wird Aargauer Nachwuchssportler des Jahres – hier im Bild mit Sportminister Alex Hürzeler

Bild: Fabio Baranzini

 

BMX ist ein Sport, der im Kanton Aargau nicht sehr weit verbreitet ist. Wie bist du beim BMX gelandet?
Auf dem Grundstück meines Grossvaters in Zetzwil steht die einzige BMX-Bahn im Aargau. Mein Vater hatte diese einst mit ein paar Kollegen gebaut. Zuerst waren es nur ein paar Sprünge, mittlerweile ist es eine kleine Bahn. Der Sport lag also in der Familie und als auch mein älterer Bruder mit BMX begann, habe ich es auch probiert.

Hast du schnell gemerkt, dass du Talent mitbringst?
Ja, ich war eigentlich von Beginn weg immer vorne dabei bei allen Wettkämpfen, die ich gefahren bin. In meiner ersten Saison – ich war damals fünf Jahre alt – habe ich an den Weltmeisterschaften teilgenommen und bin gleich ins Finale gekommen. Warum das genau so ist, kann ich nicht sagen.

«Man muss während den 30 bis 40 Sekunden, die ein Lauf dauert, voll durchziehen können.»

Jules Kasper, «Aargauer Newcomer des Jahres 2024» 

Was gefällt dir am BMX?
Einfach alles. Mir gefällt die hohe Geschwindigkeit, die Sprünge und die Tatsache, dass man sich in jedem Lauf gegen sieben andere Konkurrenten durchsetzen muss. Das erfordert technisch sauberes Fahren, aber gleichzeitig muss man auch körperlich stark sein, um sich durchzusetzen und man darf keine Angst haben. Man muss während den 30 bis 40 Sekunden, die ein Lauf dauert, voll durchziehen können.

Kannst du für all diejenigen, die BMX gerade nicht vor Augen haben, kurz erklären, wie die Sportart funktioniert?
Klar. Beim BMX startest du jeweils zu acht nebeneinander auf einer Bahn. Nach der Startgerade wird die Bahn schmaler und die es gibt mehrere Kurven und Sprünge bis ins Ziel. Man erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 65 Kilometer pro Stunde und die Sprünge gehen in meiner Altersklasse etwa fünf bis sechs Meter weit. Später bei der Elite können das auch zehn bis zwölf Meter sein. Immer die vier besten des Laufs qualifizieren sich für die nächste Runde, bis man letztlich im Final steht und um den Sieg fährt.

BMX Fahrer Jules Kasper in Aktion

Bild: zur Verfügung gestellt

Wie gross ist dein Trainingsaufwand für deine Erfolge im BMX?
Ich trainiere normalerweise an sechs Tagen pro Woche, wobei der Montag mein freier Tag ist. Am Dienstag trainiere ich auf der Bahn in Zetzwil, die ist ideal, um am Start zu arbeiten. Am Mittwoch habe ich jeweils Kadertraining in Winterthur und am Donnerstag bin ich mit meinem Bruder auf einer anderen Bahn am Trainieren. Am Freitag steht jeweils Krafttraining auf dem Programm und am Wochenende bin ich oftmals in Aigle im World Cycling Center, wo die Trainingsbedingungen optimal sind.

Das heisst im Aargau gibt es eigentlich keine offizielle BMX-Bahn, auf der du trainieren kannst?
Ja, das ist richtig. Die Bahn in Zetzwil ist nicht schlecht, aber sie ist etwas eng und etwas kurz. Deshalb muss ich regelmässig auf anderen Bahnen trainieren. Es wäre daher natürlich schon cool, wenn es Bahnen gäbe, die näher liegen als Luzern, Winterthur oder Aigle.

 

BMX Fahrer Jules Kasper in Aktion

Bild: zur Verfügung gestellt

Was sind deine Ziele für die kommende Saison?
Ich möchte in erster Linie weiter Spass haben am Sport und wenn möglich den sechsten EM-Titel in Folge gewinnen. Ich bin das nächste Jahr aber im jüngeren Jahrgang, wodurch das nicht ganz einfach werden wird. Zudem möchte ich an der WM besser fahren als noch in diesem Jahr.

Wenn wir weiter in die Zukunft blicken – wovon träumst du?
Ich möchte dereinst vom BMX-Sport leben können und an der Spitze mit dabei sein. Es ist mir aber klar, dass man BMX nur etwa bis dreissig betreiben kann. Entsprechend möchte ich nach der Bezirksschule, die ich aktuell noch bis im Sommer 2026 besuche, eine Berufslehre mit Sportvertrag machen, damit ich auch während der Lehrzeit genügend Zeit für Wettkämpfe und Trainings haben.

Hinweis

Mehr über die Wahl zum Newcomer des Jahres im Kanton Aargau erfährst du in unserem Beitrag