Sport-Gala
«Ich musste gefühlt eine Million Schläge einstecken»
Bild: Vincent Curutchet / AG2R
Radprofi Silvan Dillier (28) aus Schneisingen ist für die Wahl zum «Aargauer Sportler des Jahres» nominiert. Wir haben mit ihm auf sein erfolgreiches Sportjahr 2018 zurückgeblickt.
Silvan, du bist in diesem Jahr bereits zum fünften Mal für die Wahl zum «Aargauer Sportler des Jahres» nominiert. Was bedeutet dir diese Nomination?
Ich trainiere jeden Tag enorm hart und gebe alles, um zu den besten der Welt zu gehören. Das machen aber natürlich auch alle anderen Sportler in ihren Sportarten und dass man dann sportartenübergreifend zu den Besten des Kantons gehört, ist eine schöne Anerkennung.
Du könntest in diesem Jahr als erster zum dritten Mal «Aargauer Sportler des Jahres» werden.
Rekordhalter zu sein, wäre natürlich schon nicht schlecht (lacht). Die Konkurrenz ist aber sehr stark. Oliver Hegi und Matthias Kyburz habe ich bereits persönlich kennengelernt – das sind grossartige Sportler. Die anderen Nominierten kenne ich noch nicht persönlich, aber auch ihre Leistungen sind sehr stark. Das wird nicht einfach.
Dein Sportjahr 2018 war sehr erfolgreich. Was war dein persönliches Highlight?
Der zweite Platz bei Paris-Roubaix war definitiv mein Highlight. Für uns Radfahrer ist es das grösste und bekannteste Eintagesrennen und damit eine gigantische Plattform. Die Art und Weise, wie ich bei diesem Rennen den zweiten Rang herausfahren konnte, hat viele beeindruckt. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen erhalten und versuche nun, dieses Gefühl und das Selbstvertrauen in die neue Saison mitzunehmen.
Welche Erinnerungen sind noch am präsentesten, wenn du an das Rennen zurückdenkst?
Phu, das ist eine schwierige Frage. Es waren so viele Eindrücke und so viele Emotionen an diesem Tag, dass es schwierig ist, etwas rauszupicken. Was aber schon extrem war, waren die Schmerzen in den Händen und Handgelenken. Ich musste gefühlt eine Million Schläge einstecken während den 50 Kilometern, die wir über die Pflastersteine gefahren sind. Das war brutal. Aber wenn du in der Schlussphase merkst, dass du um einen Podestplatz mitfahren kannst, setzt das noch einmal Adrenalin frei und du gehst über die Schmerzgrenze.
«Der zweite Platz bei Paris-Roubaix war definitiv mein Highlight. Für uns Radfahrer ist es das grösste und bekannteste Eintagesrennen und damit eine gigantische Plattform.»
Im letzten Jahr hast du nicht nur beim wichtigsten Eintagesrennen brilliert, sondern du hast auch zum ersten Mal an der wichtigsten Rundfahrt teilgenommen, der Tour de France.
Ja genau, das war ein tolles Erlebnis. Ich hatte zuvor schon zwei Mal den Giro d’Italia und einmal die Vuelta in Spanien bestritten. Daher wusste ich in etwa, was auf mich zukommen wird. An der Tour de France war dann aber die psychische Belastung doch um einiges grösser. Du spürst mehr Druck vom Team, es hat mehr Zuschauer und es gibt auch viel mehr Medienanfragen. Wir haben im Team jedoch eine gute Leistung gezeigt und hatten mit Romain Bardet einen starken Leader.
Wie lief es dir persönlich an der Tour de France?
Ich bin unglücklicherweise am zweiten Tag gestürzt und hatte daraufhin in der ersten Tourhälfte mit Knieschmerzen zu kämpfen. Daher konnte ich nicht ganz meine gewünschte Leistung abrufen. Die zweite Hälfte der Tour war dann aber in Ordnung und ich bin sogar ganz gut über die Berge gekommen, was eigentlich nicht gerade meine Spezialität ist.
Jetzt steckst du bereits mitten in den Vorbereitungen für die neue Saison. Wann geht es los?
Im Januar habe ich ein Trainingslager in Spanien absolviert, wo ich zuerst ein paar Tage alleine trainiert habe und danach mit dem Team. Im Februar stehen dann bereits die ersten Rennen an. Ich werde dann allerdings noch nicht in Topform sein. Diese strebe ich in der zweiten Märzhälfte und Anfang April an, wenn die grossen Klassiker auf dem Programm stehen. Die sind mein grosses Ziel.