Sport Forum Aargau

Königlicher Besuch am SPORT Forum Aargau

von Muriel Fiechter Oberholzer – 20. Oktober 2023

Klippenspringerin Anna Bader während ihres Referats

Bild: Fabio Baranzini

Als «Sport-Adel» könnte man das Lineup der Referenten am SPORT Forum Aargau 2023 bezeichnen, das im Tägi Wettingen unter dem Motto «Sport & Motivation – Aspekte einer besonderen Beziehung» auftrat. Ein Schwingerkönig, eine Klippensprung-Queen und eine Eisprinzessin referierten über ihre persönlichen Motivationen. Besondere Motivation legte auch Regierungsrat Alex Hürzeler mit einem Versprechen an den Tag, das er möglicherweise nächsten Sommer erfüllen muss.

Den Anfang machte die junge Eiskunstläuferin Kimmy Repond. Einen Tag nach ihrem 17. Geburtstag brachte die Baslerin dem Publikum ihren Alltag näher. Als Fünfjährige begann Kimmy Repond mit dem Sport, weil sie von der Tribüne aus ihre beiden älteren Schwestern beim Eiskunstlaufen zuschauen durfte. Aus dieser ersten Motivation und harter Arbeit ist inzwischen eine bemerkenswerte Karriere geworden: Kimmy Repond gewann im Januar 2023 Bronze an der EM, wurde Achte an der WM und ist bereits fünffache Schweizer Meisterin auf verschiedenen Stufen.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond während ihres Referats

Bild: Fabio Baranzini

Dieser Erfolg hat aber auch seinen Preis. Jeden Tag – ausser sonntags – ist bei Kimmy Repond um 05.15 Uhr Tagwache. Um 6 Uhr beginnt das Training, ein zweites Training folgt über die Mittagszeit, eine dritte Einheit mit Choreografie am Nachmittag und abends macht sie noch Stretching oder Hip-Hop. Meistens geht Kimmy Repond um 20.30 Uhr ins Bett. Das war übrigens auch in Wettingen nicht anders: nach ihrem Vortrag verabschiedete sich die 17-Jährige bereits wieder.

Wie kann sich ein Teenager motivieren, einen so durchgetakteten Tagesablauf durchzuhalten? «Ich liebe das Eiskunstlaufen, ich liebe die Musik und die Variation in diesem Sport», versucht Kimmy Repond ihre Leidenschaft zu beschreiben, «es fällt mir schwerer, hier vor 200 Personen zu sprechen als vor 20’000 Leuten auf dem Eis zu performen. Ich liebe das grosse Publikum und bin auf dem Eis in meinem Element.»

Klippenspringerin Anna Bader während ihres Referats

Bild: Fabio Baranzini

«Bitte retten sie mich, ich habe zwei Kinder»

Im nächsten Referat tauchte das Publikum ins Wasser mit Klippenspringerin Anna Bader. Die 39-jährige Deutsche versuchte sich zuerst im Kunstturnen und Turmspringen, bevor sie auf Jamaika zufällig das Klippenspringen entdeckte. Die Teilnehmenden springen dabei aus über 20 Metern Höhe ins Wasser, tauchen nach rund drei Sekunden im freien Fall mit einer Geschwindigkeit von rund 80 km/h ein und entschleunigen innert weniger Meter wieder mit 10 G auf null herunter. Zum Vergleich: die schnellste Achterbahn im Europapark kommt auf eine maximale Kraft von 4 G.

Anna Bader war lange Zeit die einzige Frau in diesem Sport. Die Mainzerin ist inzwischen siebenfache Europameisterin und hat zwei Kinder zur Welt gebracht. Nach jeder Geburt ist sie wieder von den Klippen gesprungen – bis im Herbst 2022. Als sie das nächste Foto ihres Referats zeigt, folgt ungläubige Stille im Saal: Anna Bader liegt verletzt in einem Spitalbett. «Den Vorfall», nennt sie dieses Erlebnis. «Ich hatte mich bei schwierigen Bedingungen für einen schwierigeren Sprung entschieden, was im Nachhinein ein Fehler war», erinnert sich Bader an den verhängnisvollen Tag in der Schweiz zurück. «Ich bin mit leichter Vorlage ins Wasser eingetaucht und bin sofort bewusstlos geworden.» Die Deutsche wurde ins Spital Luzern gefahren und als sie während der Fahrt zu Bewusstsein kam, sagte sie zu den Sanitätern: «Bitte retten sie mich, ich habe zwei Kinder».

Schleudertrauma, Gehirnerschütterung und Lungenquetschungen waren die Folge. Die Motivation in dieser Situation war für Anna Bader, so rasch wie möglich gesund zu werden, um für ihre Kinder da zu sein. Auch stellte sie sich viele Fragen: Warum ist mir das jetzt passiert, auf der Zielgeraden meiner Karriere? Warum habe ich das meiner Familie angetan? Bin ich zu alt? Und auf alle Fragen hat Anna Bader Antworten gefunden. Eines wurde ihr dabei ebenfalls klar: So will sie die Bühne nicht verlassen. Inzwischen bestreitet sie wieder Wettkämpfe und bereitet sich auf die WM in Katar vor. «Für mich war in dieser Phase besonders wichtig, dass ich nicht traumatisiert bin und dass ich weiterhin die Leidenschaft für diesen Sport habe.»

Schwingerkönig Kilian Wenger im Interview

Bild: Fabio Baranzini

Auch 13 Jahre später ein König

Auch 13 Jahre nach seiner Krönung zum Schwingerkönig ist Kilian Wenger beliebt wie eh und je. Der 33-Jährige aus dem Diemtigtal posierte in Wettingen bereitwillig für Fotos und war ein «König zum Anfassen». Mit Moderatorin Karin Zimmermann-Leuppi sprach er über seine Karriere, seinen 100. Kranz, den er auf dem Weissenstein gewann, und natürlich über seinen Schwingfest-Sieg am Eidgenössischen 2010. Als damals 20-Jähriger stand der Berner von einem Moment auf den anderen im Rampenlicht: «Es war schon eine krasse Erfahrung», erinnerte sich Wenger, «der Hype ums Schwingen nahm in Frauenfeld richtig Fahrt auf, das Schweizer Fernsehen sendete zwei Tage live und das Interesse hat in dieser Form wohl nicht nur die Schwinger, sondern auch einige Funktionäre im Schwingverband überrumpelt.»

Der junge König verhalf dem Schwingsport nach der Ära Jörg Abderhalden zu einem regelrechten Boom. 671 Jungschwinger traten dem Schwingverband bei – so viele wie seit heute nie mehr. Wie ging Kilian Wenger mit dieser Situation um? «Es war natürlich schon extrem. Von einem Tag auf den andern wurde ich in der Öffentlichkeit erkannt. Heute denke ich, es wäre schon besser gewesen, wenn ich fünf oder sechs Jahre älter gewesen wäre. Aber bekanntlich kann man solche Dinge ja nicht planen.»

Kilian Wenger ist neben dem Schwingsport auch beruflich vielseitig. Als gelernter Metzger und Zimmermann wollte er in die Fussstapfen seines Vaters treten und die Lastwagen-Prüfung machen, um als LKW-Chauffeur zu arbeiten. «Da kam mir der Königstitel dazwischen», meinte er mit einem Schmunzeln. Auch habe er einmal in der Woche einen Papi-Tag. «Dann ist es meistens chaotisch, die Kinder dürfen länger Fernsehen und zum Essen lade ich mich bei meiner Mutter oder Schwester ein», gibt Kilian Wenger unumwunden zu.

Aargauer Sport Talk am Sport Forum Aargau

Bild: Fabio Baranzini

Bei Aargauer Medaille wandert Regierungsrat von Paris nach Hause

Die zweite Ausgabe des Aargauer Sport Talks, die zwischen den Referaten stattfand, versammelten sich Leichtathletin Giulia Senn (21), Volleyballerin Charlotte Schneider (18) und Schwimmtrainer Dirk Thölking (49) zusammen mit Regierungsrat Alex Hürzeler um den runden Tisch. Während die beiden Athletinnen Fragen zu ihrer Motivation beantworteten, sorgte Trainer Thölking für grosse Lacher mit Aussagen wie «Ich bin ein Phlegma am Beckenrand» oder «Der Schwimmsport ist eigentlich langweilig und unattraktiv».

Das nächste grosse Ziel von Thölkings Schwimmerinnen, aber auch von allen anderen Aargauer Sportlerinnen und Sportlern, steht bereits vor der Tür. Am 26. Juli 2024 beginnen die Olympischen Spiele in Paris. Regierungsrat Alex Hürzeler hält sich als Option frei, als Zuschauer nach Frankreich zu reisen. Er versprach zudem: «Wenn wir eine Medaille machen, dann gehe ich zu Fuss nach Hause.» Das wären dann 499 km von Paris nach Oeschgen…

Ob Alex Hürzeler seine Olympia-Wanderung unter die Füsse nehmen musste, wird bis zur nächsten Ausgabe des SPORT Forum Aargau 2024 sicherlich bekannt sein. Das OK der IG Sport um Präsident Jörg Sennrich und Geschäftsführer Basil Gmür bietet am 24. Oktober 2024 mit dem Motto «Sport & Kreativität – vom Wert des Querdenkens» einen weiteren spannenden Abend, den sich Sportinteressierte schon jetzt rot in der Agenda markieren können. Tickets können bereits bestellt werden unter www.sportforumaargau.ch

Die schönsten Bilder des Sport Forum Aargau 2023

Sport Forum Aargau

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Sport Forum Aargau 2023

Die Gäste des Sport Forum Aargau nehmen auf dem «aargauersport.ch»-Sofa Platz

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Sport Forum Aargau 2023

SPORT Forum Aargau 2024

Das SPORT Forum Aargau findet am 24. Oktober 2024 zum nächsten Mal statt. Dann unter dem Motto «Sport und Kreativität – vom Wert des Querdenkens». Tickets können bereits jetzt bestellt werden unter www.sportforumaargau.ch