Sport Forum Aargau
Nationaltrainer Patrick Fischer plaudert aus dem Nähkästchen
Bild: Fabio Baranzini
Das reaktivierte «Sport Forum Aargau» hat im Stadion der Aarauer Pferderennbahn begeistert. Im Zentrum stand Eishockey-Nationaltrainer Patrick Fischer. Aber auch Physiker und Schauspieler Claude Keller und Langläuferin Julia Philipona hielten bemerkenswerte Referate. Die IG Sport Aargau führt das Forum regelmässig am 9. September im Rahmen des «Tag des Aargauer Sports» durch.
Bei der 5. Austragung wechselte die Organisation vom Aargauer Turnverband zur IG Sport Aargau, wobei Jörg Sennrich an der Spitze blieb. Ihm gelang erneut, ein hochstehendes Programm mit aussergewöhnlichen Referenten zusammenzustellen. «Ich staune immer wieder», lobte Moderator Peter Pfändler.
«Gegen Weltelite gewinnen»
In einem lockeren Vortrag gewährte Patrick Fischer Einblicke in sein Wirken und Werken. Der Vorschussapplaus zeigte, dass für viele Forumsteilnehmer der Eishockey-Nationaltrainer im Fokus stand. Der Zuger hatte 2013 beim WM-Silbermedaillengewinn der Schweiz erlebt, dass die Spitze in Reichweite liegt. In Aarau offenbarte er seine Zielsetzung: «Mutig spielen und gegen die Weltelite gewinnen.» Stockholm prägte den Grundsatz: Charakter vor Talent. Der ehemalige NHL-Spieler verlangt von jedem Spieler, dass er die zugeordnete Rolle akzeptiert und erfüllt. Dazu erachtet er die Kommunikation als Schlüssel fürs Vertrauen.
«Wir müssen den Mut haben, von der Weltspitze zu lernen und zu denken wie sie.»
Interessant waren Fischers Zwischenbemerkungen. So weiss er, dass Wettkampftypen am besten zu motivieren sind. Eine andere Erfahrung aus seinem Umgang mit Spitzensportlern: «Es gibt nichts Schlimmeres als Menschen, die unterfordert sind.» Eine Kernerkenntnis seines Sportlerlebens lautet: «Wir müssen den Mut haben, von der Weltspitze zu lernen und zu denken wie sie.» Als Trainer wie auch als ehemaliger Eishockeyaner erlebte Patrick Fischer Rückschläge. Dazu sagt er: «Das Leben ist unser bester Lehrer.»
Die Video Highlights des Sport Forum Aargau 2021
Video: Valentin Studerus
«Hört auf zu jammern!»
Der Referent liess keinen Zweifel offen, wie er als Nationaltrainer denkt und tickt. «Ich fordere schon von den Junioren: Hört auf zu jammern!» Auf amüsante Weise und mithilfe der Wettinger Landhockeylegende Kudi Müller demonstrierte er, warum jeder seinen eigenen Weg gehen und nicht zu viel auf Kommentare hören sollte. «Die Leute schwatzen wie die Enten ständig. Ich habe gelernt, zu machen was ich will und meinen Weg zu gehen.»
Zum Abschluss des Referates, das Patrick Fischer ohne Manuskript hielt, hakte Moderator Peter Pfändler nach. So erklärte der Nationaltrainer, dass er negatives Denken und egoistisches Handeln in seinem Team nicht dulde. In einem Fall habe er einen Spieler auf schnellstem Weg von einem Turnier nach Hause geschickt. «Das Team steht bei mir über allem.»
Bild: Fabio Baranzini
«Emotionen und Vertrauen sind ansteckend»
Vertieft auf das Thema des Forums, «Sport und Werte – Erfolg durch Vertrauen», ging die weiteren Referenten ein. «Was für ein Berufsmix!», orakelte Peter Pfändler bei der Vorstellung von ETH-Physiker und Schauspieler Claude Keller. Der 55-jährige Innerschweizer ist seit 17 Jahren selbständiger Coach. Schnell hatte er die Zuhörer in Aarau in den Bann gezogen. Seine Feststellung «Emotionen und Vertrauen sind hochgradig ansteckend» belegte er mit Beispielen und folgerte: «Wenn der Chef seinen Angestellten nicht vertraut ist die Leistung nur halb so gut.» Dazu passt Kellers Grundsatz: «Vertrauen bekommt, wer Vertrauen gibt.»
Phasenweise driftete der quirlige Referent in die Psychologie ab. Wann ist ein Leben erfolgreich? Gewichten wir die materiellen oder die immateriellen Werte höher? Ketzerisch fragte Claude Keller: «Was ist wichtiger: Ein Chef, der den Erfolg um jeden Preis anstrebt, oder ein Chef, der sich am Erfolg der Angestellten freut.» Daraus folgerte er: «Im Sport wird häufig der Chef gefeuert. Im Wirtschaftsleben ists meist umgekehrt.»
Bild: Fabio Baranzini
«Geht mutig hinaus!»
Aus ihren Erfahrungen des Start-up-Unternehmens «Athletes Network» berichtete Julia Philipona. Acht ehemalige Sportler haben sich zur Aufgabe gemacht, (Spitzen-)Sportlern am Ende ihrer Karriere den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Da schloss sich der Kreis zu Patrick Fischer. Auch die ehemalige Langläuferin forderte Mut und Vertrauen. Die 28-jährige Bündnerin ging auf das kindliche Urvertrauen, das Vertrauen ins Umfeld und das Selbstvertrauen als Basis für Erfolg in Sport und Beruf ein. «Die meisten Sorgen im Leben treten gar nicht ein», überraschte sie die Forumsteilnehmer. Deshalb forderte sie: «Geht hinaus und zieht euer Vertrauen aus euch selbst.»
Die Teilnehmer des 5. Sport Forum Aargau erhielten interessante Inputs für den Sport und das tägliche Leben. Im Rahmen des «Tag des Aargauer Sports» soll das SPORT Forum Aargau den finalen Höhepunkt bilden und zur Plattform für die Aargauer Sportszene werden. Am 9. September 2022 wird das Thema bei der 6. Auflage lauten: «Sport und sein Potential – Grosses erreichen».
Die besten Bilder des Sport Forum Aargau 2021
Bilder: Fabio Baranzini
