Im Fokus
Neun Monate Wettkampfpause können Daniel Eich nicht bremsen
Bild: EJU
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Judoka Daniel Eich vom JJJC Brugg, der an der U21 EM die Bronzemedaille gewann.
Eine ideale Vorbereitung sieht definitiv anders aus. Statt sich wie üblich mit einigen Testwettkämpfen langsam an die Topform heranzutasten, war die U21 Europameisterschaft in Kroatien für Daniel Eich ein Sprung ins kalte Wasser. Oder wie er es sagt: «Es ging von 0 auf 100 los – ohne Vorbereitung.»
Seinen letzten Wettkampf vor der EM hatte der 20-jährige Gebenstorfer am 1. Februar absolviert. Damals kämpfte er in Belgien und sicherte sich den fünften Platz. Danach kam Corona und alle Judo-Wettkämpfe wurden abgesagt. Bis zur U21 EM neun Monate später.
«Diese Niederlage war im ersten Moment schon sehr frustrierend. Ich hatte den Final angestrebt.»
Lieber Lego statt Judo
Daniel Eich betreibt Judo seit er sechs Jahre alt ist. Seine Eltern hatten ihn damals beim JJJC Brugg angemeldet. «Am Anfang wollte ich aber eigentlich gar nicht ins Judo. Ich wäre lieber Zuhause geblieben und hätte Lego gespielt oder im Garten rumgetobt», erinnert er sich. In der Oberstufe packte ihn dann aber die Begeisterung fürs Judo so richtig und seit 2016 betreibt er Judo als Leistungssport.
Seither konnte Daniel Eich auch schon beachtliche Erfolge feiern. Er gewann einen U21 Europacup in Tschechien, siegte beim prestigeträchtigen internationalen Masters in Bremen U21), vertrat die Schweiz an der U21 EM und WM und sicherte sich auf nationalem Parkett Schweizer Meistertitel bei den U18, U21 und Elite.
Frust nach Halbfinal-Aus
Trotz der ungewohnten Vorbereitung hatte sich Daniel Eich für seine altersbedingt letzte U21 EM viel vorgenommen. «Ich hatte vor der Coronapause gute Resultate erzielt und zählte mich daher schon zu den Medaillenanwärtern. Ich setzte mich also schon etwas unter Druck», so Eich. Der Einstieg ins Turnier in der Kategorie bis 100kg gelang ihm dann aber wie gewünscht. Mit zwei souveränen Siegen zog er ins Halbfinale ein. Seine Taktik – geduldiges und taktisches Kämpfen statt der «Haudrauf-Taktik» – zahlte sich aus.
Im Halbfinal dann aber nicht mehr. Sein Gegner aus Georgien war schlicht zu stark. Ein Dämpfer für Daniel Eich. «Diese Niederlage war im ersten Moment schon sehr frustrierend. Ich hatte den Final angestrebt. Durch diese Niederlage wurde der Druck noch grösser. Denn ich hatte noch keine Medaille auf sicher und hätte unter Umständen mit leeren Händen nach Hause gehen können», beschreibt Eich seine Gefühlslage.
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Mega Erleichterung
Vier Stunden Zeit hatte er zwischen seiner Halbfinal-Niederlage und dem Bronzekampf. Genügend Zeit also, um den Fokus neu zu setzen. Zurück ins Hotel, ein kurzer «Power Nap» und dann wieder in die Halle zum Aufwärmen und der Strategie-Besprechung mit seinem Coach. So bereitete sich Daniel Eich auf den entscheidenden Kampf vor. Die Taktik gegen Adil Karimli aus Aserbaidschan war klar: Auf Zeit spielen, um die konditionellen Schwächen des Gegners auszunutzen.
Und das setzte Daniel Eich in die Tat um. Zwar musste er in die Verlängerung, konnte dort aber seinen Kontrahenten mit einer gekonnten Hüfttechnik auf den Rücken legen. «Das war eine mega Erleichterung für mich. Ich realisierte in dem Moment gar nicht, dass ich jetzt tatsächlich eine EM-Medaille gewonnen hatte. Das ist mit Abstand der grösste Erfolg meiner Karriere», freut sich Daniel Eich über seine EM-Bronzemedaille.
Arbeit im Labor als Ausgleich
Nach diesem tollen Erfolg steht für Daniel Eich nun der Übertritt zur Elite an. Im nächsten Jahr wird er sich mit den gestandenen Profis messen. «Das ist ein grosser Schritt. Gerade in punkto Kraft und Technik weht da ein anderer Wind», sagt Daniel Eich. Doch der 20-Jährige arbeitet hart dafür, dass er diese Lücke bald schliessen kann. Vier Einheiten Kraft und Kondition, sowie fünf bis sechs Trainings auf der Matte stehen jede Woche auf dem Programm von Daniel Eich.
Daneben arbeitet er in einem 50 Prozent Pensum als Chemielaborant in seinem Wohnort Gebenstorf. «Natürlich sind es intensive Tage mit Training und Beruf, aber aufgeben werde ich meinen Job sicher nicht. Die Arbeit im Labor ist für mich der perfekte Ausgleich zum Sport und ich bin auch sehr froh, dass ich das Judo und meinen Beruf dank meinem Arbeitgeber Amino AG so flexibel kombinieren kann. Kommt hinzu, dass mein Arbeitsplatz ideal gelegen ist. In fünf Minuten bin ich Zuhause und in zehn Minuten in der Trainingshalle – und das mit dem Velo.» Und mit einer EM-Medaille im Gepäck dürfte auch die Motivation gleich noch einmal gestiegen sein.
Hinweis
In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.