Newcomerin des Jahres

Nora Meister schwimmt auf der Erfolgswelle

von Markus Kocher – 5. April 2019

Paraschwimmerin Nora Meister im Einsatz

Bild: Swiss Paralympic / Célina Hangl

Zweimal Gold und einmal Silber: Die erst 16-jährige Paraschwimmerin Nora Meister hat im August des vergangenen Jahres an der EM in Dublin die Schwimmszene tüchtig aufgemischt. Die Geschichte einer jungen Frau, die – allen Widerwärtigkeiten zum Trotz – durchzieht, was sie sich in den Kopf gesetzt hat.

Sie ist eine Senkrechtstarterin. Bereits mit 13 Jahren schwimmt Nora Meister an der EM in Funchal zweimal in den Final. «Der Gewinn einer Medaille blieb mir in Portugal allerdings noch verwehrt», erinnert sich die zierliche Lenzburgerin, die mit einer Hörbehinderung sowie Arthogryposis multiplex congenita, einer Versteifung der Gelenke, auf die Welt gekommen ist.

Tempi passati. Zwei Jahre später feiert das Schwimmtalent aus dem Aargau an der Para-EM in Dublin gleich dreifach: erst der Titel im 100-m-Rücken-Wettbewerb, zwei Tage später der Titel im 400-m-Freistil-Rennen und zum Abschluss – sozusagen als Zugabe – die Silbermedaille über 100 m Freistil. Ein Medaillensegen, mit dem die Paraschwimmerin, die seit ihrem siebten Lebensjahr schwimmt, mit neun in den Schwimmclub Aarefisch eingetreten ist und heute rund 15 Stunden pro Woche trainiert, nie gerechnet hätte.

Perfekt aufgegangen

«Als ich im Ziel über 100 m Rücken die Zeittafel sah und meine Zeit weit unter meiner persönlichen Bestleistung war, traute ich meinen Augen kaum», erinnert sich die frischgebackene Doppel-Europameisterin. Und es kommt noch besser: «Ein paar Sekunden später habe ich dann realisiert, dass ich das Rennen sogar gewonnen habe.» Doch damit nicht genug. Auch in ihrer zweiten Paradedisziplin, 400 Meter Freistil, gewinnt sie – wieder mit persönlicher Bestzeit – Gold. Und auf 100 Meter Freistil gibt es – zur Abwechslung – Silber. Eine grossartige Leistung für eine so junge Sportlerin – auch mental. Sie habe schon Wettkämpfe gehabt, die nicht so gut gelaufen seien, weil sie sich selber zu viel Druck gemacht habe. «Dieses Mal habe ich mich bewusst darauf vorbereitet und mir gesagt, dass es auf keinen Fall am Kopf scheitern darf.»

«Als ich im Ziel über 100 m Rücken die Zeittafel sah und meine Zeit weit unter meiner persönlichen Bestleistung war, traute ich meinen Augen kaum.»

Nora Meister, Doppel-Europameisterin im Paraschwimmen

Die Paralympics als Ziel

Die Sportart hat Nora Meister bewusst ausgesucht. Früher habe sie auch andere Sportarten wie Rollstuhl-Tennis oder Handbike ausprobiert, sagt sie. «Doch seit ich von den Paralympics weiss, ist das mein sportliches Ziel und mir erschien es am wahrscheinlichsten, dass ich das als Schwimmerin erreichen kann.» Die Paralympischen Spiele von Tokio im Jahr 2020 gehören denn auch zu den grössten Wünschen von Nora. Vorher kommen aber noch die Weltmeisterschaften 2019. Ob ihre bisherigen Resultate dafür ausreichen, weiss sie nicht. «Die Limiten sind noch nicht bekannt.»

Ihren grossen Willen stellt Nora aber nicht nur im Sport unter Beweis. Seit gut einem halben Jahr besucht sie die «Sportkanti» in Aarau. «Die beste Entscheidung meines Lebens», so Nora, die am liebsten einmal die ganze Welt bereisen möchte. «Internationale Wettkämpfe machen diesen Traum schon jetzt möglich», ergänzt sie. Momentan sieht es ganz danach aus, dass Nora auf ihrer Weltkarte schon bald die nächsten Destinationen abhaken kann.

Nora Meister im Videoportrait

Newcomerin des Jahres

Mit ihren herausragenden Leistungen an der Para-EM in Dublin überzeugte Nora Meister die Sektion Sport und wurde mit dem ersten Newcomer-Award geehrt. Als Geschenk erhielt sie ein Konto bei der Valiant-Bank sowie eine Einladung an die diesjährige Aargauer Sport-Gala. Auf Rang 2 folgte der Segler Elliot Schick. Drittplatzierte wurde die Kunstturnerin Chiara Giubellini.