Im Fokus

Ricardo Feller – ein Aargauer Rennfahrer auf der Überhohlspur

von Fabio Baranzini – 30. Juni 2022

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In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es der 22-jährige Ricardo Feller, der an seinem erst dritten Rennenwochenende im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) den ersten Sieg feiern konnte.

Vor wenigen Tagen hat Ricardo Feller auf der prestigeträchtigen Rennstrecke in Imola (It) sein erstes DTM-Rennen gewonnen. Eine aussergewöhnliche Leistung, denn Feller ist erst der vierte Schweizer überhaupt, der ein DTM-Rennen gewinnen kann. Und er ist mit 22 Jahren der Jüngste, dem dies geglückt ist.

«Ich liebe die Strecke in Imola und habe schon im Training gemerkt, dass das Gefühl fürs Auto sehr gut ist.»

Ricardo Feller, DTM-Rennfahrer

Das aber vielleicht erstaunlichste an seinem Premiere-Sieg: Das Rennwochenende in Imola war erst das dritte, das Ricardo Feller in seiner noch sehr jungen DTM-Karriere bestritten hat. «Es war ein wunderschönes Wochenende. Ich liebe die Strecke in Imola und habe schon im Training gemerkt, dass das Gefühl fürs Auto sehr gut ist. Im Qualifying vom Sonntag hat dann alles perfekt gepasst, so dass ich mir die Pole Position sicher konnte. Das war der Grundstein für meinen ersten Sieg», so Feller, der in der Region Brugg wohnt.

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Mit 16 im 600-PS-Rennauto

Dass bei Ricardo Feller alles etwas schneller geht als bei vielen seiner Konkurrenten, zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Begonnen hat diese im Alter von elf Jahren. Sein Vater, der in Suhr eine Autogarage besitzt, nahm ihn mit zum Kartfahren nach Roggwil. Sofort gefiel ihm der Sport. «Ich wollte immer wieder fahren gehen», erinnert er sich. Und so hatte Ricardo Feller bald seinen ersten eigenen Kart und bestritt seine ersten Rennen. Zuerst regionale, dann nationale.

Bereits nach zwei Jahren ging Feller auf internationaler Stufe an den Start. Er bestritt Kartrennen in ganz Europa. Für die Renneinsätze war er so viel unterwegs, dass er nicht mehr regulär in die Schule gehen konnte, sondern Zuhause unterrichtet wurde. Der Effort zahlte sich aus. Nach seiner Kartkarriere und einem Abstecher in die Formel 4 Klasse fand er 2017 Unterschlupf bei Audi. «Ich nahm dort an einer Art Casting teil, weil Audi zu viele potenzielle Fahrer hatte», erzählt Feller. Der junge Aargauer vermochte zu überzeugen und erhielt auf Anhieb einen Platz in der ADAC GT Masters Klasse. Mit 16 Jahren war er der jüngste Pilot in der Geschichte dieser Rennserie. Noch bevor er seinen Führerschein machen durfte, fuhr Ricardo Feller also bereits rennmässig ein 600-PS-Rennauto.

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Ein Traum, der in Erfüllung geht

Im letzten Jahr hat Ricardo Feller die Gesamtwertung der ADAC GT Masters Klasse gewonnen – wiederum als jüngster Fahrer überhaupt. Ein Meilenstein in seiner Karriere. Denn damit öffneten sich die Türen für die prestigeträchtige DTM-Serie. «Einmal in der DTM zu fahren und vom Motorrennsport leben zu können, das war mein grosser Traum seit ich elf Jahre alt war.» Und diesen Traum konnte sich Ricardo Feller mit dem Gesamtsieg im letzten Jahr erfüllen. Kurz danach unterzeichnete er nämlich seinen ersten DTM-Vertrag im «Team Abt Sportsline» von Audi.

«Ich bin ein Realist und baue keine Luftschlösser. Darum war für mich wirklich erst nach dem Gesamtsieg in der GT Masters Klasse klar, dass es mit der DTM tatsächlich klappt», sagt Feller. «Dass ich dieses Ziel erreichen konnte, bedeutet mir unglaublich viel. Vor allem auch für mein Team – meine Familie, meine Freunde und meine Sponsoren, die mich jahrelang unterstützt haben. Es war ein mega Gefühl, in der DTM anzukommen.»

 

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Nach drei Rennwochenenden bereits angekommen

Doch Ricardo Feller wäre nicht Ricardo Feller, wenn er sich mit der Teilnahme an der DTM-Meisterschaft zufriedengeben würde. «Wenn ich schon dabei bin, will ich auch vorne mitfahren. Ich will nicht einfach der neue Junge sein, der am Ende des Feldes mitfährt. Ich wollte so schnell wie möglich einer der Topfavoriten werden.»

Bereits nach drei Rennwochenenden in der DTM kann man festhalten: Ricardo Feller hat sein Ziel erreicht. Die Ränge 9, 7 und 1 sprechen eine deutliche Sprache. Auch in der Gesamtwertung steht er bereits auf Position 6. «Ich bin sehr zufrieden, wie ich mich bisher in der DTM geschlagen habe. Aber ich bin weiterhin hungrig und werde versuchen, weitere Podestplätze für mein Team herauszuholen.»

Vollgepackter Rennkalender

Feller, der 2019 das Sport KV in Aarau abgeschlossen hat und seit 2020 als Profi-Rennfahrer unterwegs ist, hat in diesem Jahr einen äusserst vollen Rennkalender. Zusätzlich zu den DTM-Einsätzen fährt er nämlich auch in diesem Jahr wieder in der ADAC GT Masters Klasse. «Ich reise sehr viel und bin nur sehr selten Zuhause. Wenn ich mal ein paar Tage keine Rennen habe, nutze ich die Zeit, um mich zu erholen und runterzufahren. Dann verbringe ich Zeit mit Familien und Freunden. Das hilft mir mehr, als wenn ich diese kurzen Pausen noch mit zusätzlichen Fitnesstrainings fülle», sagt Feller, der von sich selbst sagt, dass er bei weitem nicht der fitteste Fahrer im DTM-Feld sei. Dafür ist er einer der schnellsten. Das hat er in Imola eindrücklich bewiesen.

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Hinweis

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.