Im Fokus

Spätzünder Noe Seifert brilliert an der WM

von Fabio Baranzini – 11. Oktober 2023

Kunstturner Noe Seifert in Aktion

Bild: STV/Janis Fasser

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Kunstturner Noe Seifert, der an der WM in Antwerpen im Mehrkampf so gut war, wie kein Schweizer seit den 1950er Jahren, und im Team das Olympiaticket gelöst hat.

Es war eine historisch gute Kunstturn WM, welche die Schweizer Männer in Antwerpen hingezaubert haben. Und mittendrin die vier Aargauer Noe Seifert, Christian Baumann, Luca Giubellini und Florian Langenegger. Aus diesem Aargauer Quartett ist einer ganz besonders herausgestochen: Noe Seifert.

«Der Erfolg im Team bedeutet mir fast noch etwas mehr als meine Einzelleistung.»

Noe Seifert, Kunstturner

Der 24-jährige Küngoldinger hat mit seinen Leistungen nicht nur einen wichtigen Beitrag zum sensationellen fünften Platz im Team-Wettkampf beigetragen, sondern er hat auch im Mehrkampf den achten Rang belegt – so gut war kein Schweizer Kunstturner mehr seit den 50er Jahren! «Diese WM war wirklich crazy», sagt Noe Seifert lachend. «Es fällt mir noch immer schwer, diese Resultate einzuordnen. Ich brauche noch etwas Zeit, um das alles zu verarbeiten.»

Kunstturner Noe Seifert in Aktion

Bild: STV/Janis Fasser

Mehr Druck im Team

Die WM begann für Noe Seifert und co optimal. In der Qualifikation des Team Wettkampfs schafften die Schweizer den Sprung in den Final der Top 8 und lösten damit auch das angestrebte Olympiaticket für Paris. Im grossen Final folgte dann gar noch die Steigerung und die Schweizer belegten im knallharten Finalmodus – an jedem Gerät zählten die Leistungen aller drei Turner – den fünften Platz. «Der Erfolg im Team bedeutet mir fast noch etwas mehr als meine Einzelleistung. Im Team verspüre ich auch etwas mehr Druck. Schliesslich turne ich für die gesamte Mannschaft und da fällt ein Fehler viel mehr ins Gewicht», sagt Seifert, der nach dem Team-Wettkampf schon ziemlich erschöpft war.

Entsprechend setzte er sich für den Einzel-Mehrkampf-Final ein einfaches Ziel: Nicht verletzen und die Atmosphäre geniessen. Doch es wurde viel mehr als das. Nach vier Geräten zeichnete sich ab, dass es ein Spitzenergebnis werden könnte. Für Seifert jedoch kein Grund nervös zu werden. «Ich musste ja noch immer zwei Geräte und etwa 20 Elemente perfekt turnen. Das war noch viel zu früh, um nervös zu werden», meint er lachend. Andere wären wohl trotzdem nervös geworden. Nicht aber Seifert, der die Nervenstärke nicht umsonst zu seinen Stärken zählt. Erst vor der allerletzten Bahn seiner Bodenübung dachte er kurz an das mögliche Spitzenresultat. «Da wusste ich: Wenn ich diese Bahn sauber stehe, dann habe ich es geschafft.» Seifert hat die letzte Schwierigkeit gemeistert und sich mit Rang acht belohnt.

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Geduld macht sich bezahlt

Nach dem historischen Doppel-Erfolg an der WM wurde Noe Seifert mit Glückwünschen und Gratulationen überhäuft. Unter anderem steht in Küngoldingen ein riesiges Plakat, auf dem man ihm zum achten Platz gratuliert. «Alle die Gratulationen haben mich mega gefreut und auch der Empfang am Flughafen Zürich mit so vielen Leuten war sehr eindrücklich», blickt Noe Seifert zurück. Noch ist seine Saison aber nicht ganz zu Ende. Mit dem Swiss Cup Zürich im November wartet noch ein weiteres Highlight auf Noe Seifert, der schon in ganz jungen Jahren zu den grössten Kunstturn-Talenten gehörte, dann aber länger als gedacht auf seinen Durchbruch bei der Elite warten musste.

Kunstturner Noe Seifert in Aktion

Bild: STV/Janis Fasser

Schon mit zehn Jahren turnte Noe Seifert, der im STV Küngoldingen angefangen und später beim Satus ORO trainiert hatte, täglich im regionalen Leistungszentrum in Niederlenz. Mit 13 folgte der Wechsel nach Magglingen, wo er seit 2019 im Nationalkader turnt. In seiner gesamten Juniorenzeit durfte Seifert jedoch nur einen einzigen internationalen Titelkampf bestreiten – die Junioren EM 2016. «Ich war zwar schon sehr früh in Magglingen, doch dann dauerte bei mir alles etwas länger, da meine körperliche Entwicklung immer etwas später erfolgte. So dauerte es länger, bis ich die Übungen turnen konnte, die bei der Elite gefordert waren», blickt Seifert zurück. Den Durchbruch schaffte er dann letztes Jahr an der EM in München, als er im Alter von 23 Jahren unter anderem den fünften Rang im Mehrkampf erturnte. «Andere Turner waren schon viel früher erfolgreich als ich», sagt Seifert. Doch die Geduld und Hartnäckigkeit von Noe Seifert wurden belohnt. Das hat er an den Weltmeisterschaften in Antwerpen eindrücklich bewiesen.

Hinweis

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.