Sportförderung

«Sport- und Bewegungsräume sind die Basis des Sports»

von Fabio Baranzini – 3. Mai 2024

Roland Häuptli, Geschäftsführer Swisslos-Sportfonds Aargau

Bild: Fabio Baranzini

Wie steht es um die Sportinfrastruktur im Kanton Aargau? Wie wird diese vom Kanton gefördert? Welche Ziele verfolgt der Kanton und gibt es eine übergeordnete Strategie, wie Sportanlagen regional saniert und gebaut werden? Wir haben bei Roland Häuptli, Geschäftsführer des Swisslos-Sportfonds Aargau, nachgefragt.

Aus dem Swisslos-Sportfonds Aargau werden unter anderem Sportinfrastruktur-Projekte finanziell unterstützt. Welchen Stellenwert hat die Sportinfrastruktur innerhalb des Swisslos-Sportfonds Aargau?
Von den rund 700 Gesuchen, welche jährlich in den zahlreichen Förderbereichen eingehen, ist derjenige der Sportinfrastruktur, oder Sport- und Bewegungsräume als Überbegriff, mit Abstand der grösste. In den letzten fünf Jahren hat der Sportfonds dafür 40 Millionen Franken gesprochen. Der Anteil der Sportbauten innerhalb des Swisslos-Sportfonds Aargau macht mittlerweile knapp zwei Drittel der gesprochenen Gelder aus. Das ist aber auch verständlich, denn Sport- und Bewegungsräume sind die Basis des Sports. Entsprechend wichtig ist es, dass es genügend qualitativ gute Sportanlagen gibt.

«Es fehlt eine zentrale Sport- und Eventhalle und in manchen Regionen gibt es einen Mangel an Dreifachhallen und Hallentennisplätzen.»

Roland Häuptli, Geschäftsführer Swisslos-Sportfonds Aargau

Wo liegen die Herausforderungen bei der Unterstützung?
Neue und insbesondere grosse Sportanlagen sind teuer im Bau und im Betrieb. Der Sanierungsbedarf der aus den 1960er und 1970er Jahren stammenden Sportinfrastruktur und der mit dem Bevölkerungswachstum einhergehende Bedarf an neuen Sportanlagen bringen den Swisslos-Sportfonds finanziell zunehmend unter Druck. So mussten 2020 Sparmassnahmen zu Lasten der Sportinfrastrukturförderung getroffen werden. Da der Sport im Kanton fast ausschliesslich über den Swisslos-Sportfonds unterstützt werden kann, gibt es keine weiteren Fördergefässe, welche diese Kürzungen kompensieren könnten. Insbesondere Private und Vereine sind jedoch sehr auf diese finanzielle Unterstützung des Kantons angewiesen.

Nimmt der Kanton Einfluss darauf, welche Sportanlagen wo gebaut oder renoviert werden?
Nein, das tut er zurzeit nicht.

Kunstturnerin Leonie Meier im Einsatz

Bild: Thomas Ditzler / STV

«Zurzeit nicht» – was ist angedacht?
Im Aargau fördern wir den Sport nach dem Prinzip der subsidiären Unterstützung. Die Initiative geht von Gemeinden und Privaten aus. Der Kanton Aargau ist allerdings einer der einzigen Kantone, welcher lokale Infrastrukturprojekte unterstützt. Eine grosse Mehrheit der Kantone unterstützt Sportbauten und -anlagen erst ab einer regionalen oder sogar kantonalen Bedeutung. Mit dem neuen kantonalen Sportgesetz sollen die durch den Kanton geförderten Infrastrukturen auf den regionalen und kantonalen Bedarf besser abgestimmt sein sowie die Koordination zwischen und unter dem Kanton und den Gemeinden generell gestärkt werden.

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Wie steht es denn ganz generell um die Qualität der Sportinfrastruktur im Kanton Aargau?
Im Idealfall könnte ich jetzt auf einen Knopf drücken und hätte eine vollständige Liste aller Sportanlagen im Kanton Aargau vor mir mit den entsprechenden Angaben zum aktuellen Zustand. Leider fehlt aber eine solche Datenbank im Aargau noch. Der Entwurf des Sportgesetzes, das sich derzeit in der öffentlichen Anhörung befindet, sieht denn auch die Schaffung eines kantonalen Sportanlageninventars vor.

Wo besteht am meisten Handlungsbedarf punkto Sportinfrastruktur?
Durch unseren regelmässigen Austausch mit den Sportverbänden und Sportvereinen wissen wir, dass es im Aargau aktuell zu wenige Kunstrasenplätze gibt, um ganzjährig Fussball spielen zu können. Darum hat der Kanton Aargau letztes Jahr zum ersten Mal ein Schwerpunktprogramm lanciert – als Anreiz für den Bau von Kunstrasenplätzen. Zudem fehlt eine zentrale Sport- und Eventhalle und in manchen Regionen gibt es einen Mangel an Dreifachhallen und Hallentennisplätzen. Für den Breiten- und Spitzensport wäre es wünschenswert, mehr Dreifach- als Zweifachhallen zu haben. Mit dem kantonalen Sportanlageninventar soll auch eine Mankoliste erstellt werden, damit wir aufzeigen können, in welchen Sportarten und in welchen Regionen ein Nachholbedarf an Sportanlagen besteht. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass der Betrieb von grossen privaten Anlagen kaum finanzierbar ist. Hier sieht der Entwurf des Sportgesetzes eine Unterstützungsmöglichkeit im Betrieb und in der Nutzung vor, ähnlich wie der Bund dies auf nationaler Ebene macht.

Drohnenbild der Fussballanlage "Ritzer" in Küttigen. Fotografiert am 28. August 2019.

Bild: Sandra Ardizzone

Welches Ziel verfolgt der Kanton Aargau, wenn es um Sportinfrastruktur geht?
Wir wollen im Aargau einerseits qualitativ gute und bedarfsgerechte Sportanlagen haben und andererseits auch genügend Anlagen, damit alle Sport treiben können, die das wollen. 

Nach diesen Kriterien werden die Gelder gesprochen

Der Kanton Aargau wendet für die finanzielle Unterstützung der Sportanlagen über den Swisslos-Sportfonds drei Förderkategorien an: Für lokale Sportanlagen kommt ein degressives Modell mit abnehmenden Beitragssätzen bei steigenden Kosten zur Anwendung, welches Beiträge bis maximal 200’000 Franken ermöglicht. Überregionale Anlagen – dazu gehören Leistungssportzentren, kantonale Stützpunkte und Anlagen mit grossem Einzugsgebiet wie Hallenbäder oder Kunsteisbahnen – werden ebenfalls nach einem degressiven Modell unterstützt, das aber keine Obergrenze kennt. Die grösste Unterstützung erhalten sogenannte Leuchtturmprojekte, die eine kantonale oder gar nationale Bedeutung haben. Dort können Beiträge von bis zu 25 Prozent der anrechenbaren Kosten gesprochen werden.