Sportverbände

«Sportverbände sind prädestiniert für eine attraktive Kommunikation»

von Fabio Baranzini – 9. Februar 2020

Andi Huggel während seines Referats

Bild: Fabio Baranzini

Nicht zuletzt dank den Onlinemedien gibt es heute so viele Kommunikationsmöglichkeiten wie nie zuvor. Doch wie kommuniziert man als Sportverband oder -verein attraktiv? Welche Plattformen sollen genutzt werden? Und welche Rolle spielt die Offline-Kommunikation? Darüber haben wir uns mit Andi Huggel, Leiter Verbandskommunikation bei der «Stämpfli AG» unterhalten.

Sportverbände haben oftmals den Ruf, dass sie eher verstaubt und träge sind. Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine attraktive Kommunikation. Ist an diesem Vorurteil was dran?
Da ist natürlich schon etwas Wahres dran. Sportverbände sind sicherlich eher träge. Das kommt aber daher, dass nur die ganz grossen Verbände professionell geführt werden. In allen anderen Fällen ist die Verbandstätigkeit und damit auch die Verbandskommunikation ehrenamtlich geregelt. Man macht, was man kann. Aber man sieht dann natürlich die Differenz zu Verbänden, die sich eine professionelle Kommunikation leisten können. Grundsätzlich aber gilt: Sportverbände sind prädestiniert für eine attraktive Kommunikation. Sport bietet grossartige Bilder und viele Emotionen.

Weshalb ist es denn überhaupt so wichtig, dass Sportverbände aktiv kommunizieren?
Als Verband und als Verein ist es wichtig, seine Mitglieder auf dem Laufenden zu halten. Vor allem aber ist eine aktive Kommunikationsarbeit wichtig, um die Finanzierung sicherzustellen. Je aktiver und präsenter man ist, desto attraktiver ist man für potenzielle Sponsoren. Und man kann Anliegen in der Politik und in der Wirtschaft einfacher platzieren.

Über welche Themen sollen Sportverbände und -vereine denn überhaupt kommunizieren? Vorstandssitzungen, Statuen, Reglemente und co sind nicht die spannendsten Themen.
Das ist richtig. Es geht in erster Linie darum, Geschichten zu erzählen. Dafür kann man mit sportlichen Aushängeschildern arbeiten. Oder Aktivitäten im Nachwuchsbereich präsentierten. Auch Familien eignen sich sehr gut für die Kommunikation. Wichtig ist: Sport verbindet alle von jung bis alt. Das muss auch in der Kommunikation gelebt werden.

«Das wichtigste ist also, dass Verbände und Vereine wissen, was ihre Mitglieder wollen.»

Andi Huggel, Leiter Verbandskommunikation bei der «Stämpfli AG» 

Längst nicht alle Kommunikationsmassnahmen erfolgen online. Oft wird noch mit gedruckten Zeitschriften oder Magazinen gearbeitet. Welchen Stellenwert nimmt die Onlinekommunikation ein?
Das lässt sich nicht pauschal sagen, denn die Bedürfnisse sind da sehr unterschiedlich. Für mich ist aber klar, dass das Gedruckte auch heute noch immer einen grossen Wert hat. Das Gedruckte bringt eine physische Präsenz. Die Onlinekommunikation muss dagegen von den Konsumenten aktiv abgeholt werden und es braucht ein entsprechendes Gerät dafür. Zudem ist es sehr viel schwieriger, sich in der Onlinewelt Gehör zu verschaffen, weil so viele Informationen vorhanden sind. Das wichtigste ist also, dass Verbände und Vereine wissen, was ihre Mitglieder wollen.

Wird die Bedeutung der Onlinekommunikation noch weiter ansteigen?
Ja, die wird steigen. Wichtig ist, dass man jetzt schon mitmacht und ausprobiert, welche Onlinekommunikationskanäle funktionieren.

Es gibt sehr viele verschiedene Onlinekanäle und Plattformen. Welche sollte man sich als Sportverband zumindest einmal ansehen?
Das wichtigste ist die eigene Webseite. Sie ist die zentrale Anlaufstelle. Entscheidend ist dabei, dass die Webseite responsive ist – also auf allen Endgeräten korrekt angezeigt wird. Bei den sozialen Medien lohnt es sich, Facebook und Instagram anzuschauen. Um diese Kanäle zu bewirtschaften, braucht es aber jemanden, der konstant daran arbeitet. Ebenfalls als sehr wichtig erachte ich die Newsletter-Kommunikation. Statistiken zeigen, dass die Öffnungsraten selbst bei reinen Werbe-Newslettern bei rund 30 Prozent liegen. Wenn dann also eine Mail meines Vereins oder Verbands kommt, ist die Chance noch einmal wesentlich grösser, dass die Mail gelesen wird.

Andi Huggel während seines Referats

Bild: Fabio Baranzini

Wie findet man den richtigen Mix der Kommunikationskanäle?
Einfach ausprobieren. Aber wie schon gesagt: Unbedingt mit den eigenen Mitgliedern reden und sie fragen, über welche Kanäle sie überhaupt Informationen bekommen wollen.

Auf welche drei Dinge sollten Sportverbände und -vereine, die online Kommunikation betreiben, besonders Wert legen?
Weniger ist mehr. Man muss nicht überall dabei sein. Aber dort, wo man aktiv ist, soll man es richtig machen. Auf den Social Media Plattformen sollte man Verbandsmitglieder, die schon eine grosse Reichweite haben, als Mikroinfluencer in die Kommunikation miteinbeziehen. Und als drittes empfehle ich, ein kurzes Kommunikationskonzept zu schreiben. Darin soll definiert werden, wer welche Rolle hat und welche Aufgabe die Person übernimmt. Einfach ins Blaue hinaus zu kommunizieren, bringt selten den gewünschten Erfolg.