Im Fokus

Trotz fehlender Matchpraxis holt Jérôme Kym den Schweizer Meistertitel

von Fabio Baranzini – 19. Dezember 2021

Tennisspieler Jérôme Kym in Aktion

Bild: Fabio Baranzini

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanton Aargau vor, die jüngst für Aufsehen gesorgt haben. Diesmal ist es Tennisprofi Jérôme Kym (18), der sich zum Ende seiner Juniorenlaufbahn den Schweizer Meistertitel bei den Aktiven gesichert hat.

Es ist der perfekte Schlusspunkt des Tennisjahres von Jérôme Kym. Nachdem der 18-Jährige aus Möhlin in der zweiten Jahreshälfte bei den Junioren Grand Slams in Wimbledon (Viertelfinal) und US Open (Halbfinal) bereits überzeugt hatte und zudem im Doppel die EM-Silbermedaille gewann, trumpfte er zum Jahresabschluss auch bei den Aktiven gross auf. Obwohl die Matchpraxis etwas fehlte – Kym bestritt sein letztes Match vor zwei Monaten – präsentierte er sich an den Schweizer Meisterschaften der Aktiven in Biel von seiner besten Seite.

«Dieser Titel bedeutet mir sehr viel.»

Jérôme Kym, Tennis Schweizer Meister

Auf dem Weg zum Titel gab Kym nur gerade einen einzigen Satz ab – im Halbfinal gegen Kantonsrivale Jonas Schär (Küngoldingen). Im Endspiel schlug Kym dann den besser klassierten Remy Bertola deutlich mit 6:3, 6:3. «Dieser Titel bedeutet mir sehr viel. Natürlich waren nicht alle Schweizer Topspieler am Start, aber es ist trotzdem nicht irgendein Turnier, sondern die Schweizer Meisterschaft. Die musst du zuerst einmal gewinnen.»

Jüngster Schweizer Davis Cup Spieler

Rückblende: Vor drei Jahren hat Jérôme Kym ebenfalls bei den Schweizer Meisterschaften der Aktiven ein richtig dickes Ausrufezeichen gesetzt. Damals – Kym war gerade mal 15 Jahre alt – hatte er mehrere gestandene Profispieler eliminiert und sich praktisch aus dem Nichts fürs Endspiel qualifiziert. Gegen Henri Laaksonen blieb er damals zwar ohne Chance, doch spätesten nach jenem Turnier war allen klar: Jérôme Kym ist nicht nur bei den Junioren ein überdurchschnittlich guter Spieler, sondern er bringt auch das Potenzial mit, um bei den Profis bestehen zu können.

Seither ist viel passiert in der Karriere von Jérôme Kym. Kurz nach seinem überraschenden Finaleinzug an den Schweizer Meisterschaften wurde er zum jüngsten Schweizer Davis Cup Spieler der Geschichte und brillierte beim Profiturnier «Tennis Pro-Open Aargau» in Oberentfelden mit einer Viertelfinalqualifikation. Das mediale Interesse stieg und damit auch der Druck. Keine einfache Situation für den jungen Fricktaler. «In dieser Phase kamen enorm viele Medien- und Sponsorenanfragen. Alle wollten etwas von mir. Ich musste mich daher im Sommer ein paar Monate zurückziehen, damit ich mich wieder aufs Training und aufs Tennisspielen konzentrieren konnte», erzählte er damals.

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Harte Saisonvorbereitung

Kym nahm sich die nötige Zeit, arbeitete kontinuierlich weiter und entschied sich im Herbst 2020, seinen Wohnsitz und sein Trainingszentrum nach Kitzbühl zu verlegen. Ein guter Entscheid. Denn seit Jérôme Kym unter den Fittichen des früheren Profispielers Markus Hipfl in Österreich trainiert, hat er sich nochmals deutlich verbessert. In der Junioren Weltrangliste erreichte er die Top 10, an den Junioren Grand Slams stand er in den Halbfinals und auch auf der Profitour konnte er diesen Sommer in Muttenz erstmals die Vorschlussrunde erreichen. Und jetzt also zum Abschluss seiner Juniorenkarriere der Schweizer Meistertitel.

Tennisspieler Jérôme Kym in Aktion

Bild: Fabio Baranzini

«Ich habe in den letzten zwei Monaten eine sehr harte Saisonvorbereitung absolviert. Wir haben an allen Schlägen gearbeitet, aber vor allem auch an der Kondition», sagt Kym, der im physischen Bereich von Patrick Koller unterstützt wird, der als Skicrosser einst an Olympischen Spielen teilgenommen hatte. «Ich habe meine Rumpfstabilität stark verbessert. Ich bin zudem schneller und beweglicher geworden. Dadurch bin ich stabiler, wenn ich aus den Ecken kommen muss. Das spüre ich auf dem Platz enorm.»

Neue Herausforderung

Nach der intensiven Saisonvorbereitung ist Kym also bereit für den nächsten Schritt. Und der heisst Profitour. Denn ab dem neuen Jahr darf Jérôme Kym nur noch bei den Profis spielen. Für die Juniorentour ist er zu alt. «Das wird eine neue Herausforderung. Ich muss bei allen Turnieren von Anfang an richtig bereit sein. Wenn ich aber so gut spielen kann, wie an den Schweizer Meisterschaften, bin ich zuversichtlich», sagt Kym.

Ab Ende Januar wird Kym ins Turniergeschehen eingreifen. Wo genau er seine nächsten Einsätze auf der Profitour absolvieren wird, ist noch nicht ganz klar. Klar ist aber die Zielsetzung: «Ich möchte so schnell wie möglich eines dieser kleinen Profiturniere gewinnen und dann in Richtung ATP-Tour gehen.»

Hinweis

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.