Sportförderung

«Uns freut es enorm, dass wir eine so grosse Delegation stellen konnten»

von Fabio Baranzini – 17. August 2024

Bild: Keystone

Der Aargau war mit 15 Athletinnen und Athleten an den Olympischen Spielen in Paris vertreten. Es gab eine Goldmedaille und sechs Olympische Diplome. Wir ziehen Bilanz mit Ariane Knörr vom Bereich Leistungssport der kantonalen Sektion Sport und blicken voraus auf die bevorstehenden Paralympics.

Die Olympischen Spiele in Paris sind vor wenigen Tagen zu Ende gegangen. Was war dein persönliches Highlight aus Aargauer Sicht?Natürlich die Goldmedaille von Chiara Leone im 50m Dreistellungsmatch. Aber auch mit Judoka Daniel Eich habe ich mitgefiebert und gehofft, dass er eine Medaille gewinnt. Auch der historische 10. Rang von Matteo Giubellini im Mehrkampf des Kunstturnens war grossartig. Es war mega schön, dass wir praktisch jeden zweiten Tag einen Aargauer oder eine Aargauerin an den Olympischen Spielen verfolgen konnten. Zuhause und auch im Geschäft lief der TV praktisch den ganzen Tag (lacht).

«Unser gesamtheitliches Konzept von Leistungssport und Ausbildung funktioniert bestens und trägt Früchte.»

Ariane Knörr, Abteilung Leistungssport Kanton Aargau

Hat es vor Chiara Leone eigentlich schon einmal eine Aargauer Olympiasiegerin gegeben?
Soweit wir das zurückverfolgen können, ist Chiara Leone die erste Aargauerin mit Olympiagold. Bei den Männern gewannen bereits Donat Acklin (Zweierbob) und Michael Reusch (Barren) Gold. Über frühere Olympische Spiele liegen uns keine Informationen vor. Hinweise aus der Bevölkerung sind willkommen.

Was hat dieser Olympiasieg für eine Bedeutung für den Leistungssport im Aargau?
Ich glaube, dass es vor allem im Schiesssport Auswirkungen haben könnte. Wir haben im Kanton Aargau ein regionales Leistungszentrum im Schiessen, das durchaus noch Kapazitäten für mehr Athletinnen und Athleten hätte. Ganz generell hoffen wir, dass die Aargauer Erfolge an den Olympischen Spielen dazu führen, dass sich mehr Kinder und Jugendliche für Sport interessieren und ihren Vorbildern nacheifern.

Bild: AP Photo

Die diesjährigen Olympischen Spiele waren aus Aargauer Sicht äusserst erfolgreich. Es waren nicht weniger als 15 Athletinnen und Athleten aus dem Aargau an den Olympischen Spielen mit dabei. Was sagt das über den Leistungssport im Kanton aus?
Dass unser gesamtheitliches Konzept von Leistungssport und Ausbildung bestens funktioniert und Früchte trägt. Uns freut es enorm, dass wir eine so grosse Delegation stellen konnten. Wir sind auch sehr stolz und froh, dass wir die Athletinnen und Athleten, deren Umfeld und die regionalen und nationalen Stützpunkte, die im Aargau liegen, aus dem Swisslos-Sportfonds Aargau unterstützen können.

In Tokio waren sechs Athletinnen und Athleten dabei, jetzt mit 15 mehr als doppelt so viele. Gibt es Gründe für diesen riesigen Sprung?
Ich glaube, dass die Sportlerinnen und Sportler in diesem Olympia-Zyklus noch individueller und professioneller gearbeitet haben. Auch die Bemühungen von Swiss Olympic, die Trainerinnen und Trainer auszubilden, macht sich bezahlt. In den letzten Jahren wurden im Aargau auch immer mehr regionale und nationale Leistungszentren in Betrieb genommen. Die Nachwuchstalente, die dort trainiert haben, sind nun bei der Elite angelangt und können die besseren Trainingsbedingungen in stärkere Resultate ummünzen.

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Auffallend ist, dass gleich vier von fünf Turnern im erfolgreichen Schweizer Kunstturnteam aus dem Kanton Aargau kommen. Einfach Zufall oder was steckt da dahinter?
Nein, das ist kein Zufall. Im Turnzentrum Aargau in Lenzburg wird sehr gute und vor allem nachhaltige Arbeit geleistet. Hinzu kommt die moderne Infrastruktur im neuen Turnzentrum und die Kombination mit dem Regelschulmodell Kunsturnen. Dort ist eine Lehrperson angestellt, um die Athletinnen und Athleten im schulischen Bereich zu unterstützten. Dank all diesen Komponenten hat der Tagesanzeiger das Turnzentrum Aargau als eines der besten in ganz Europa gewürdigt. Das zeigt auch die Tatsache, dass viele Athletinnen und Athleten den Sprung von Lenzburg nach Magglingen ins nationale Leistungszentrum schaffen.

Bild: Freshfocus

Das Turnzentrum Aargau wurde unter anderem auch aus dem Swisslos-Sportfonds Aargau unterstützt. Gibt es noch weitere Stützpunkte oder Sportinfrastrukturen im Aargau, die vom Kanton unterstützt werden und von denen Sportlerinnen und Sportler, die in Paris dabei waren, profitieren konnten?
Regionale und nationale Stützpunkte im Aargau ermöglichen den Athletinnen und Athletinnen, dass sie länger in ihrem angestammten Umfeld trainieren können. Der Kanton Aargau verfolgt daher die Strategie, möglichst viele, auch nationale Leistungsstützpunkte in den Aargau zu holen und diese mitzufinanzieren. So gibt es im Judo ein nationales Leistungszentrum in Brugg, wo die Elite trainiert. Das gilt auch für die beiden Aargauer Olympia Teilnehmer Daniel Eich und Nils Stump. Das nationale Judo Leistungszentrum wird vom Kanton genauso finanziell unterstützt wie die vier weiteren nationalen und 25 regionalen Leistungszentren im Aargau.

Wäre es aus Sicht des Kantons wünschenswert, wenn noch in weiteren Sportarten nationale oder zumindest regionale Leistungszentren ihren Standort im Aargau hätten?
Ja absolut, wir sind daran interessiert und helfen mit, neue Stützpunkte zu eröffnen, wenn von den nationalen Verbänden oder Swiss Olympic Interesse besteht. Neu ist im letzten Jahr beispielsweise Basketball dazugekommen. Da gibt es jetzt einen Stützpunkt in Aarau. Und der regionale Leichtathletik-Stützpunkt wurde zu einem nationalen Stützpunkt aufgewertet.

Mit Aline Seitz, Valentina Rosamilia, Chiara Leone, Tobias Künzi und Nora Meister haben vier Olympia und eine Paralympics Teilnehmende die Sportkanti in Aarau besucht. Wie wichtig sind solche Angebote, dank denen Nachwuchstalente Sport und Ausbildung kombinieren können?
Die sind enorm wichtig, gerade auch im Hinblick auf die bereits angesprochene zunehmende Individualisierung im Leistungssport.

Wie ist der Kanton Aargau in diesem Bereich aufgestellt?
Neben der Sportkanti in Aarau gibt es auf der Stufe Sek 1 eine Sportschule in Buchs, zudem können in Aarau auch die FMS, das KV und die Berufsfachschule in Kombination mit Leistungssport absolviert werden. Im TAFF-Modell der Kanti Baden sind auch einige Sportlerinnen und Sportler. Wir prüfen diese Angebote regelmässig, schauen, was andere Kantone machen und was Swiss Olympic vorschlägt. Mit den neuen Kantonsschulen im Aargau werden wir den Bedarf mit den Verantwortlichen prüfen.

Bild: Zur Verfügung gestellt

Lass uns noch vorausblicken auf die Paralympics, die in wenigen Tagen ebenfalls in Paris beginnen. Ist der Aargau bei den Paralympics ähnlich stark aufgestellt, was die Grösse der Delegation angeht, wie bei den Olympischen Spielen?
Ja. Von den insgesamt 27 Athletinnen und Athleten aus der Schweiz kommen fünf aus dem Kanton Aargau oder sind für einen Aargauer Verein im Einsatz. Damit gehören wir auch wieder zu den stärksten Kantonen, was uns natürlich extrem freut.

Wem ist aus dem Aargauer Quintett eine Medaille zuzutrauen?
Nora Meister hat als dreifache Europameisterin sicherlich gute Medaillenchancen. Aber auch Luca Olgiati und Ilaria Renggli gehören im Rollstuhl-Badminton zur Weltspitze.

Profitieren eigentlich die Para-Sportlerinnen und -Sportler im gleichen Rahmen von der kantonalen Leistungssportförderung wie die Sportlerinnen und Sportler ohne Beeinträchtigung?
Ja, sie haben die genau gleiche Unterstützung mit Förderbeiträgen, Erfolgsbeiträgen und der Möglichkeit, Ausbildung und Spitzensport zu kombinieren. Auch Leistungszentren würden wir unterstützen, aktuell gibt es jedoch keine im Aargau. 

Hinweis

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