Im Fokus

Von der Reservistin zur Newcomerin des Jahres

von Fabio Baranzini – 19. Mai 2020

Die Aargauer Handballerin Dimitra Hess in Aktion

Bild: zur Verfügung gestellt

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Diesmal ist es Dimitra Hess. Die 19-jährige Handballerin aus Habsburg, die beim LK Zug spielt, hat in den letzten drei Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt und wurde vor wenigen Tagen als Newcomerin des Jahres ausgezeichnet. 

Dimitra Hess ist schon früh mit dem Handballsport in Berührung gekommen. Kein Wunder. Der Grossvater spielte Handball. Der Vater auch. Genauso der ältere Bruder Mirko. Und so landeten auch Dimitra und ihr Zwillingsbruder beim Handball. «Weil wir so wild waren, meldeten unsere Eltern uns schon früh fürs <Chäferhandball> in Brugg an», erinnert sie sich. Damals war Dimitra Hess gerade mal vier Jahre alt. 

Seither hat sie dem Handball die Treue gehalten. Einmal wagte sie einen Abstecher in den Reitsport. Aber der war nur von kurzer Dauer. «Handball fasziniert mich einfach. Die Tatsache, dass man im Team gemeinsam um Siege und Titel kämpft, gefällt mir besonders. Und natürlich, dass es eine schnelle und dynamische Sportart ist», so Dimitra Hess, die auf der Position des linken Flügels spielt. 

«Ich trainierte zwar voll mit, aber es gab Phasen, da spielte ich während zehn Partien keine einzige Minute. Das war schon hart.»

Dimitra Hess, Handball Newcomerin der Saison 2019/20

Weite Wege auf sich genommen

Schon bald zeichnete sich ab, dass Dimitra Hess das nötige Rüstzeug mitbringt für eine erfolgreiche Handballkarriere. Nachdem sie die Juniorenstufen in Brugg bis zur U13 durchlaufen und ein Jahr beim HC Wasserschloss in der U15 gespielt hatte, wechselte sie in die U15 Elite Mannschaft des HV Herzogenbuchsee. Dafür nahm die damals 14-Jährige lange Wege auf sich. Um im Oberaargau trainieren zu können, fuhr sie mit dem Zug jeweils eine Stunde hin und wieder eine Stunde zurück. Und das mehrmals pro Woche. 

Der Aufwand machte sich bezahlt. Dimitra Hess feierte mit Herzogenbuchsee den Schweizer Meistertitel mit der U15-Elite-Mannschaft und stieg mit der ersten Equipe des Vereins in die SPL 1 auf – die höchste Spielklasse im Schweizer Frauenhandball. Ihre starken Leistungen in Herzogenbuchsee und in den Junioren Nationalmannschaften blieben nicht verborgen. Das Spitzenteam LK Zug machte ihr ein Angebot. «Ich habe mich sehr darüber gefreut und habe zugesagt. Zug ist eine super Adresse und für mich war es der logische nächste Schritt in Richtung Spitzensport», sagt Dimitra Hess, die in Aarau die Sportkanti besucht. 

Aufgeben war keine Option

So also wechselte sie nach Zug. Doch dort geriet ihr rasanter Aufstieg ins Stocken. In Zug musste sie erstmals in ihrer Karriere mit der Rolle der Reservistin Vorlieb nehmen. «Ich trainierte zwar voll mit, aber es gab Phasen, da spielte ich während zehn Partien keine einzige Minute. Das war schon hart», blickt sie zurück. «Ich habe in meinem ersten Jahr in Zug auch teilweise gezweifelt, ob der Wechsel wirklich die richtige Entscheidung war. In anderen Teams hätte ich wohl mehr gespielt.» 

Doch aufgeben kam für Dimitra Hess nicht in Frage. «Ich musste lernen, dass ich vor meiner Zeit in Zug verwöhnt war. Es ist nicht selbstverständlich, immer zu spielen. Ich wollte aber alles daransetzen, mir einen Platz im Team zu erkämpfen.» Das klappte in der zweiten Saison schon deutlich besser. Und in diesem Jahr gelang Dimitra Hess dann der definitive Durchbruch. 

Die Aargauer Handballerin Dimitra Hess in Aktion

Bild: zur Verfügung gestellt

Newcomer-Titel als Bestätigung

Jetzt ist sie Stammspielerin am linken Flügel bei LK Zug. Als die Meisterschaft abgebrochen wurde stand sie mit ihrem Team auf Rang 2 und hatte in den 20 ausgetragenen Partien 70 Treffer erzielt. Zum Vergleich: In der Saison davor waren es 55 Treffer in 28 Partien. Doch nicht nur was Trefferquote angeht, vermochte sich Dimitra Hess zu steigern. «Ich habe vor allem im mentalen Bereich grosse Fortschritte gemacht. Als Stammspielerin hatte ich mehr Verantwortung und musste immer bereit sein. Das war eine ganz neue Rolle für mich auf diesem Niveau. Dank der vielen Spielpraxis konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln und habe viel gelernt», so Hess. 

Dank ihrer Leistungssteigerung in dieser Saison wurde sie vor wenigen Tagen als Newcomerin des Jahres ausgezeichnet. «Diese Auszeichnung ist eine Bestätigung für mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin», freut sich Dimitra Hess. Und dieser Weg könnte sie schon bald ins Ausland führen. Noch etwas mehr als ein Jahr besucht sie die Sportkanti in Aarau. Danach wartet das Studium. «Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich bei einem guten Angebot ins Ausland wechseln würde, um dort zu studieren und Handball zu spielen», blickt Hess in die Zukunft. Es wäre der logische nächste Schritt an die Spitze für Dimitra Hess. 

Hinweis

In unserer Rubrik «Im Fokus» stellen wir einmal im Monat einen Sportler oder eine Sportlerin aus dem Kanton Aargau vor, die mit ihren Leistungen für Aufsehen gesorgt hat. Alle bisherigen Portraits findest du hier.