Sportförderung

Von Leistungssport bis Ethik – die breite Palette der Aargauer Sportförderung

von Fabio Baranzini – 18. Juli 2024

Die Aargauer Volleyballerin Laura Künzler bei einem Angriffsschlag

Bild: zur Verfügung gestellt

Wie sieht die Leistungssportförderung der Sektion Sport des Kantons Aargau aus und wie geht man mit den immer wichtiger werdenden Themen rund um ethische Grundsätze im Sport um? Wir haben bei den Verantwortlichen nachgefragt.

Die Sportförderung im Kanton Aargau ist sehr vielfältig. Wie in unserem Kanton der Breitensport, die Digitalisierung im Sport und die Sportinfrastruktur gefördert werden, haben wir in den letzten Wochen im Rahmen dieser Artikelserie bereits aufgezeigt. Im letzten Teil werden nun die letzten beiden von insgesamt fünf Teilbereichen der Aargauer Sportförderung vorgestellt, die von der Sektion Sport des Kantons Aargau verantwortet werden: Leistungssport sowie Sport und Gesellschaft.

«Wir legen viel Wert auf eine gute Qualität in der Ausbildung und dabei spielen die Stützpunkte mit ihren professionellen Trainerteams eine ganz zentrale Rolle.»

Pascal Magyar, Leiter Leistungssport Kanton Aargau

Als Basis für die Unterstützung des Leistungssports dient das kantonale Leistungssportkonzept. Das Ziel dieses Konzepts fasst Pascal Magyar, Leiter Leistungssport des Kantons Aargau, wie folgt zusammen: «Wir wollen mit unseren Bemühungen im Bereich Leistungssport einerseits dafür sorgen, dass die Nachwuchstalente im Aargau optimale Rahmenbedingungen bei der Vereinbarkeit zwischen Sport, Ausbildung und Erholung vorfinden, und andererseits sollen auch die im Aargau wohnhaften Eliteathletinnen und Eliteathleten von unserer Unterstützung profitieren können.»

Judoka Daniel Eich in Aktion

Bild: ijf.org

Stützpunkte sind zentral

Unterstützt werden vom Kanton Aargau sowohl Einzelsportlerinnen und Einzelsportler als auch Teams und Mannschaften. Dies vor dem Hintergrund, dass die Löhne und Preisgelder in vielen Sportarten sehr tief sind und die Spitzensportkarrieren ohne zusätzliche Unterstützung nicht zu finanzieren sind. Zentraler Bestandteil der Förderung ist jedoch der Nachwuchsleistungssport. Von den jährlich rund 1,6 Millionen Franken, die der Kanton Aargau aus dem Swisslos-Sportfonds Aargau in den Leistungssport investiert, fliesst der grösste Teil in die Nachwuchsförderung. Genauer gesagt in die Stützpunkte, wo der Nachwuchs ausgebildet wird. «Wir legen viel Wert auf eine gute Qualität in der Ausbildung und dabei spielen die Stützpunkte mit ihren professionellen Trainerteams eine ganz zentrale Rolle. Deshalb fallen unsere Unterstützungsbeiträge für die Stützpunkte auch höher aus als das in anderen Kantonen der Fall ist», sagt Magyar. Im Aargau gibt es 30 Stützpunkte in 18 verschiedenen Sportarten. 25 sind regionale Stützpunkte, fünf nationale Stützpunkte. Es sind dies Beachvolleyball, Judo, Leichtathletik, Volleyball Frauen und Volleyball Männer.

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Sport und Ausbildung kombinieren

Die zweite Schlüsselkomponente in der Nachwuchsförderung sind die leistungssportunterstützenden Schul- und Bildungsmodelle. Im Aargau ist es auf jeder Ausbildungsstufe möglich, Sport und Ausbildung zu kombinieren. An der Regelschule profitiert ein Grossteil der ambitionierten Nachwuchstalente von individuellen Entlastungsmöglichkeiten wie Dispensationen. Die Sportschule Aarau-Buchs und die Sportklasse an der Alten Kantonsschule Aarau ermöglichen die Kombination Schule und Spitzensport, das KV Aarau und die Berufsschule Aarau die Kombination Berufslehre und Spitzensport. Hinzu kommt noch das sogenannte Regelschulmodell, von dem der Nachwuchs im Kunstturnen profitiert. Die Athletinnen und Athleten werden dabei direkt im neu gebauten Turnzentrum Aargau in Lenzburg schulisch gefördert. «Wir sind ständig dabei, die Angebote für die Kombination von Ausbildung und Spitzensport zu überprüfen und falls nötig auszubauen», so Magyar.

Rollstuhl Badmintonspielerin Ilaria Renggli mit ihrer Doppelpartnerin Cynthia Mathez

Bild: zur Verfügung gestellt

Neue Anforderungen und Erwartungen

Der fünfte und letzte Teilbereich der Sportförderung des Kantons befasst sich mit dem Thema «Sport und Gesellschaft». Dabei geht es primär um werteorientierte Themen wie Ethik, Diversität, Inklusion, Integration und Nachhaltigkeit – Aspekte, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben, wie Carla Spielmann erklärt. Sie ist bei der Sektion Sport des Kantons Aargau für diesen Bereich verantwortlich. «Uns geht es um Prävention, Sensibilisierung und Vermittlung von Wissen, denn wir möchten die Anzahl der Ethikverstösse im Sport minimieren. Die breiten Diskussionen in der Öffentlichkeit hängen unter anderem damit zusammen, dass sich die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft verändert haben. Heute haben wir andere Anforderungen und Erwartungen an die generationen- und geschlechterübergreifende Zusammenarbeit in Sportorganisationen. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die Sinnhaftigkeit in unserem Alltag haben sich verändert. Das sind Entwicklungen, denen auch der Sport zwingend Rechnung tragen muss.»

Sektion Sport als Koordinationsstelle

Entsprechend wichtig sind die Themen Toleranz, Respekt, Fairness, Chancengleichheit und Prävention. Bei der Sektion Sport des Kantons Aargau verzichtet man jedoch ganz bewusst darauf, für diese Themen eigene Konzepte und Projekte zu lancieren. «Es gibt schon diverse erfolgreiche Sensibilisierungskampagnen und Projekte. Beispielsweise das Suchtpräventionsprogramm cool and clean, den Ethik-Kompass des Bundesamts für Sport, die Ethik-Charta von Swiss Olympic oder auch die Aus- und Weiterbildungen bei Jugend+Sport. Dort werden Inhalte wie Engagement gegen sexuelle Übergriffe, die Unterstützung von Mädchen und jungen Frauen sowie die Förderung kultureller Vielfalt im Sport behandelt», sagt Carla Spielmann. «Wir sind uns bewusst, dass die Erwartungen und der Druck durch nationale Vorgaben auf die Verbände und Vereine innert kurzer Zeit massiv gestiegen sind. Deshalb möchten wir von der Sektion Sport mit unserer Erfahrung und unserem Fachwissen als Koordinationsstelle zur Verfügung stehen und bei Bedarf auch entsprechende Kontakte vermitteln.» 

 

Hinweis

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