AargauTopSport

Wenn alle im selben Boot sitzen

von Lea Marti – 24. April 2020

Szene während den Pferderennen im Aarauer Schachen

Bild: Zur Verfügung gestellt

Sportliche Grossveranstaltungen wie die «AargauTopSport»-Anlässe auf die Beine zu stellen ist ohnehin ein Kraftakt. In Zeiten der Corona-Krise umso mehr – wir haben bei den Veranstaltern nachgefragt, wie sie mit der aussergewöhnlichen Situation umgehen.

Die Sonne scheint warm vom Himmel. An den Pferderennen in Aarau herrscht ausgelassene Stimmung. Grazil und doch kraftvoll traben die Pferde über die Rennbahn, angespornt von den rund 10’000 Zuschauern Gross und klein, mit und ohne Hut, in der Hoffnung, den Wetteinsatz in Kürze mit Gewinn am Wettschalter abholen zu können. So hätte es sein können, Anfang Mai dieses Jahres, im Aarauer Schachen. Doch nun werden die Ränge leerbleiben. «Wir haben uns dazu entschieden, aufgrund der Massnahmen des Bundes gegen das Coronavirus die Frühlingsrenntage im Mai abzusagen. Wir konzentrieren uns voll auf die Renntage im Herbst», so Béatrice Kovacs, Geschäftsführerin beim Aargauischen Rennverein.

Die Corona Pandemie: eine Herausforderung mehr

Die Corona-Pandemie stellt die insgesamt acht «AargauTopSport»-Veranstaltungen – die Aarauer Pferderennen, die Radsporttage Gippingen, der PROFFIX Swiss Bike Cup Gränichen, das Baden Masters, die EKZ Cross Tour Baden, der Powerman Zofingen und der Hallwilerseelauf – vor eine Herausforderung mehr. Denn auch ohne diese aussergewöhnliche Situation ist die Organisation eines sportlichen Grossanlasses ein Kraftakt, den es zu bewältigen gilt. «Einmal im Jahr sitzen wir Organisatoren an einen Tisch und schauen, wo der Schuh drückt», so Rafael Geiser vom Organisationskomitee des PROFFIX Swiss Bike Cup Gränichen. Die Erkenntnis dabei: «Wir sind unterschiedlich und sitzen doch alle im selben Boot.» Bei den freiwilligen Helfern fehle der Nachwuchs und es gilt, genug Sponsoren zu finden, um das Budget zu decken.

Nachfolgeregelung gelöst

Bis anhin konnten die Radsporttage Gippingen diese Aufgaben jeweils meistern. Seit 1964 ohne Unterbruch. «Im letzten Jahr bereitete uns die Nach-folgeregelung im OK und in der Geschäftsleitung grosse Sorgen. Doch dank einem Aufruf in den Medien haben sich zahlreiche Menschen gemeldet und wir konnten die freien Posten besetzen», erzählt René Huber, OK-Präsident der Radsporttage Gippingen. «Nun aber standen wir vor der grössten Herausforderung in unserer bisherigen Geschichte. Wir mussten aufgrund der aktuellen Lage und in Abwägung der Annahme, dass der Bundesrat die Massnahmen verlängern wird, die 57. Radsporttage Gippingen absagen.» Ebenso führten organisatorische Schwierigkeiten zu diesem Entscheid. «Anfang Juni hätten wir auch auf kein Militär zur Streckensicherung und auf kein Zivilschutz für den Aufbau der Infrastruktur zählen können. Die rund 60 Streckenposten anderweitig zu besetzen, wäre schwierig bis fast unmöglich geworden», so René Huber.

«Wir standen vor der grössten Herausforderung in unserer bisherigen Geschichte.»

René Huber, OK-Präsident der Radsporttage Gippingen

Eine Problematik, die die Radsporttage Gippingen – neben demselben Austragungswochenende – mit dem PROFFIX Swiss Bike Cup Gränichen teilt: «Der Ausfall des Zivilschutzes zur Sicherung der Mountainbike-Rennstrecke trifft uns», sagt Rafael Geiser. Noch möchte man aber keine definitive Entscheidung treffen und zuwarten. «Mit unseren Partnern haben wir uns ausgetauscht, damit die Kosten bei einer allfälligen Absage im Rahmen bleiben und auch die Personalrekrutierung haben wir etwas heruntergefahren. Ansonsten bleiben die Vorbereitungen wie gehabt.» Wenn immer möglich möchte man das Rennen austragen – den Athleten zuliebe. «Falls es die Lage aber nicht zulässt, werden wir mit grosser Wahrscheinlichkeit 2020 eine Pause einlegen», so Rafael Geiser.

Nicht durchführen oder eine schlanke Version fahren?

Weniger unter Entscheidungsdruck steht der Powerman Zofingen, der am 20. September wiederum die weltbesten Duathleten in den Aargau locken soll. «In diesem Jahr würden wir zum 13. Mal eine Weltmeisterschaft durchführen. Das ist aussergewöhnlich und in dieser Ausnahmesituation von Vorteil», so Oliver Imfeld, Generalsektretär beim Powerman Zofingen. Die Abläufe sind geregelt, das Konzept steht und die Infrastruktur ist reserviert. Dennoch ist auch der Powerman Zofingen mit Problemen konfrontiert. «Das geplante Budget werden wir nicht erreichen können. Wir rechnen mit einem Ausfall von bis zu 40% bei den Sponsoreneinnahmen und bei den Startgeldern.» Mit dem nationalen und internationalen Triathlon-Verband sei man im Gespräch und kläre die Möglichkeiten ab. «Vielleicht werden wir einfach eine Lightversion durchführen, beispielsweise mit einer reduzierten Fernsehproduktion und kleineren Preisgeldern.»

Im Juni, rund drei Monate vor dem Rennen, soll die Entscheidung gefällt werden: Durchführen, nicht durchführen oder eine schlanke Version fahren. «Da wir eine WM sind, müssen wir die Bedingungen weltweit im Auge behalten. Können die Athleten auf dem amerikanischen Kontinent aufgrund der Massnahmen gegen das Coronavirus nicht trainieren, wir hier in Europa aber schon, dann ist das eine Wettbewerbsverzerrung.» Die Folge: «Eine Verschiebung auf später im Jahr wird nicht machbar sein. Die nächste WM würde dann einfach 2021 stattfinden.» Und damit würde auch der Powerman Zofingen in das Boot jener «AargauTopSport»-Anlässe steigen, die im Jahr 2020 eine Pause einlegen.

Hinweis

Weitere Informationen zu den «AargauTopSport»-Events und der dazugehörigen Vereinigung findest du hier