Über den Tellerrand

Zehn Jahre Training für den perfekten Wurf

von Fabio Baranzini – 9. Oktober 2019

Sportkegler Bernard Schwägli in Aktion

Bild: André Düsel

In unserer Serie «Über den Tellerrand» stellen wir euch Sportarten vor, die im Kanton Aargau betrieben werden, aber in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind. Diesmal schauen wir das Sportkegeln etwas genauer an.

Sportkegeln geniesst einen etwas zweifelhaften Ruf. Mit dem Wort «Sportkegeln» assoziieren die wenigsten eine professionell betriebene Sportart, sondern sehen viel eher folgendes Bild vor sich: Vorwiegend ältere Männer, die in einer verrauchten Bar kegeln und dabei etwas trinken und rauchen. Bernard Schwägli weiss um dieses Image seiner Sportart. Doch er winkt ab: «Das ist längst nicht mehr so. Natürlich stimmt es, dass viele Sportkegler etwas älter sind, da Neumitglieder und Nachwuchs leider Mangelware sind, aber gekegelt wird in Sportkleidern, wir trainieren regelmässig und wer vorne mitspielen will, muss viel Zeit investieren.»

Bernard Schwägli weiss, wovon er spricht. Schliesslich kegelt er selber seit mehr als 40 Jahren. In seiner langen Karriere war er nicht nur als Spieler erfolgreich – er war Schweizer Meister in der Einzelkategorie, hat mit der Aargauer Mannschaft den nationalen Titel gewonnen und siegte letztes Jahr im Einzelcup – sondern war auch als Funktionär aktiv. Unter anderem war er im Zentralvorstand des Schweizerischen Sportkegler-Verbandes und war viele Jahre als Ausbildungschef in Magglingen tätig. Wenn es also jemanden gibt im Kanton Aargau, der uns das Sportkegeln näherbringen kann, dann Bernard Schwägli.

Jede Kegelbahn hat ihren Charakter

Die Regeln der Sportart sind einfach erklärt. Das Ziel besteht darin, die 9.3 Kilogramm schwere Kugel so präzise über die 19.3 Meter lange und leicht ansteigende Kegelbahn zu werfen, dass die insgesamt neun Kegel am Ende der Bahn umfallen. Wer an einem Wettkampf teilnimmt, wirft je nach Stärkeklasse entweder 100 oder 200 Kugeln. Die Zeit für die Würfe ist limitiert. Wer am meisten Kegel trifft, gewinnt. Ganz einfach.

«Es kommt drauf an, mit welchem Wachs die Bahn gepflegt wird. Je nach Produkt verändert sich das Rollverhalten der Kugel und man muss diese mit mehr oder weniger Geschwindigkeit abgeben.»

Bernard Schwägli, Sportkegler

Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis zeigt sich, dass es gar nicht so einfach ist, über so viele Würfe hinweg eine hoher Trefferquote zu wahren. Vor allem auch deshalb nicht, weil jede Kegelbahn anders ist. Selbst zwei Bahnen, die direkt nebeneinander liegen, müssen nicht zwingend identisch zu spielen sein. «Jede Kegelbahn hat ihren Charakter», weiss Bernard Schwägli. «Es kommt drauf an, mit welchem Wachs die Bahn gepflegt wird. Je nach Produkt verändert sich das Rollverhalten der Kugel und man muss diese mit mehr oder weniger Geschwindigkeit abgeben. Kommt hinzu, dass hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit die Beschaffenheit der Bahn ebenfalls beeinflussen.»

Ein 8er-Schnitt ist das Ziel

Erfolgreiche Kegler zeichnen sich entsprechend dadurch aus, dass sie eine Bahn gut lesen können. Denn: Wer an einem Wettkampf teilnimmt, darf sich auf der Wettkampfbahn nicht einspielen. Es gibt nur zwei Probewürfe. Dann gilts ernst. Wer einen guten Wettkampf zeigt, weist pro Wurf eine durchschnittliche Trefferquote von acht Kegeln auf. «Wenn das gelingt, dann kannst du an der Spitze mithalten», so Schwägli.

Sportkegler Bernard Schwägli in Aktion

Bild: André Düsel

Wer neu eine Lizenz löst, beginnt in der Kategorie B3. In dieser Kategorie werden die Meisterschafts-Wettkämpfe mit 100 Würfen ausgetragen. Wer es ins erste Drittel aller Teilnehmende schafft, erhält eine Kranzkarte. Um nach einem Jahr den Aufstieg in die nächsthöhere Kategorie zu schaffen, muss man mindestens bei drei Vierteln aller absolvierten Wettkämpfe eine Kranzkarte erspielen. Insgesamt gibt es in der Schweiz sechs Kategorien (A1 und A2 mit je 200 Würfen, B1, B2 und B3 mit 100 Würfen, sowie die Altersklasse (AK) mit 60 Würfen). «Vor allem am Anfang ist es gar nicht so einfach, den Aufstieg zu schaffen. Man braucht ein gutes Gefühl für die Kugel und für die Bahn. Zudem muss man auch mental stark sein und sich über eine lange Zeit konzentrieren können. Und natürlich muss auch die Technik stimmen», so Schwägli.

Übung macht den Meister

Er selber sagt, dass er fast zehn Jahre gebraucht habe, bis er die Wurftechnik perfekt beherrschte und an der nationalen Spitze angekommen war. Insbesondere in der Anfangsphase seiner Karriere, hat er viel Zeit investiert. Zwei, teilweise drei Mal pro Woche stand er auf der Kegelbahn und feilte an seiner Technik. Mittlerweile macht er viel mit der Routine und der Erfahrung. Auch im Bezug auf die Anzahl der Wettkämpf lässt er es etwas ruhiger angehen. In seinen aktivsten Zeiten absolvierte er 80 Meisterschafts-Wettkämpfe pro Jahr. Heute sind es deutlich weniger. Trotzdem steht er noch immer mindestens einmal pro Woche auf der Kegelbahn. Dann nämlich, wenn er mit seinen Clubkollegen des KK Freiamt im «Freiämter Hof» in Wohlen kegelt.

Der KK Freiamt ist einer von insgesamt sechs Aargauer Kegelclubs. Diese vereinen 45 lizenzierte Sportkegler. Schweizweit gibt es etwas mehr als 1000 Sportkegler, die dem Schweizerischen Sportkegler-Verband angehören und die an den Meisterschaften teilnehmen. Zusätzlich gibt es noch die Schweizerische Freie-Kegler-Vereinigung, der Sport-Verband Schweizerischer Eisenbahner Abteilung Kegeln und der Schweizerische Firmen- und Freizeitsport Abteilung Kegeln, die ebenfalls organisiert kegeln.

 

Das sind die sechs Aargauer Kegelclubs:

  • KK Bruggerwald, Windisch
  • KK Eggenschoner, Wettingen
  • KK Freiamt, Wohlen 
  • KK Frohe Muet, Spreitenbach
  • KK Ideal, Windisch
  • KK Suhra, Küngoldingen

So gehts beim Sportkegeln zu und her

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Hinweis

Wer mehr über die sechs Aargauer Kegelclubs und den Kegelsport im Aargau im Allgemeinen erfahren will, findet hier alle nötigen Informationen.