Sport-Gala
Mit Vollgas in Richtung Paralympics 2020 in Tokio
Bild: zur Verfügung gestellt
In unserer Portraitserie stellen wir die sechs Nominierten für die Wahl zum «Aargauer Sportler des Jahres» vor. Dazu zählt auch Para-Schwimmerin Nora Meister aus Lenzburg, die sich im letzten Jahr mit ihren starken Leistungen gleich selber überraschte.
Die Erfolge von Nora Meister sind beeindruckend. Bereits 2018 hatte sie auf internationaler Stufe für Aufsehen gesorgt. Damals gewann die junge Lenzburgerin an der Para-Europameisterschaft in Dublin zwei EM-Titel (100m Rücken und 400m Freistil) und eine EM-Silbermedaille (100m Freistil). Für diese Erfolge wurde sie als Newcomerin des Jahres im Kanton Aargau ausgezeichnet.
Im letzten Jahr setzte sie nun noch einen drauf: An der Para-Weltmeisterschaft holte sie sich sensationell zwei Bronzemedaillen. Und zwar in ihren Paradedisziplinen 100m Rücken und 400m Freistil. «Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich an der WM eine Medaille holen könnte», so Nora Meister. «Mein Ziel war eigentlich die Finalqualifikation, denn im Vergleich zur EM ist die Weltmeisterschaft deutlich stärker besetzt. Die Medaillen waren daher schon eine Überraschung.» Doch damit nicht genug: Nora Meister überzeugte letztes Jahr nicht nur an den Weltmeisterschaften, sondern stellte über die Distanz von 200m Rücken auch noch einen neuen Weltrekord auf.
«Ich schwimme ohne Beinschlag. Das heisst, die Kraft kommt ausschliesslich aus dem Oberkörper und den Armen.»
Harte Arbeit
Hinter den beeindruckenden Erfolgen der erst 17-jährigen Nora Meister steckt harte Arbeit. Acht Mal pro Woche trainiert sie im Wasser. Hinzukommen zwei Krafttrainings. Damit sie dieses Pensum mit ihrer schulischen Ausbildung unter einen Hut bringen kann, besucht sie die Sportkanti in Aarau. Als einzige Sportlerin mit einer Behinderung.
Seit Geburt hat sie eine Hörbehinderung und «Arthrogryposis multiplex congenita», eine Versteifung der Gelenke. In Fall von Nora Meister sind vor allem die Beine betroffen. Kurze Strecken kann sie zwar gehen, doch die meiste Zeit ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. Entsprechend ist sie im Alltag in ihrer Mobilität eingeschränkt. «Insbesondere das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist im Rollstuhl ziemlich mühsam», sagt sie. «Da ist einiges mehr an Aufwand nötig, aber das lässt sich einrichten.»
Nur mit der Kraft der Arme und des Oberkörpers
Beim Schwimmen dagegen lässt sie sich von ihrer Behinderung nicht aufhalten. Genau wie alle normalen Schwimmer kann sie trotz ihrer Beeinträchtigung vom Sportblock starten. «Ich kann mich einfach nicht kraftvoll abstossen, wenn ich ins Wasser springe», sagt sie. Auch die Rollwende kann Nora Meister ausführen – allerdings ebenfalls ohne sich abzustossen. Beim Schwimmen selbst sind ihre Beine keine Hilfe. «Ich schwimme ohne Beinschlag. Das heisst, die Kraft kommt ausschliesslich aus dem Oberkörper und den Armen», erklärt sie. Die Beine dienen lediglich der Stabilisation im Wasser.
Bild: Swiss Paralympics
Ihre Trainingseinheiten absolviert Nora Meister seit vielen Jahren im Schwimmclub Aarefisch, wo sie die normalen Trainings besucht und mit allen anderen Athleten mittrainiert. Einzig wenn Brustschwimmen auf dem Programm steht oder spezifisch der Beinschlag trainiert wird, passt sie ihre Trainings an.
Der grosse Traum der Paralympics
Obwohl Nora Meister in den letzten zwei Jahren von einem Erfolg zum nächsten geeilt ist, gehen ihr die Ziele nicht aus. Derzeit steckt sie all ihre Energie in das Projekt «Tokio 2020». In Japan will sie im kommenden August an den Paralympics teilnehmen. «Als ich das erste Mal von den Paralympics gehört habe, war für mich klar, dass ich dorthin will. Die Paralympics und meine grosse Leidenschaft sind der Grund, weshalb ich seit Jahren so viel ins Schwimmen investiere», sagt Nora Meister. «Wenn ich mich für Tokio qualifizieren würde, wäre das ein riesen Traum, der in Erfüllung geht. Und es wäre zugleich auch mein erster Wettkampf ausserhalb von Europa. Das wäre ein grossartiges Erlebnis.»
Trotz ihren starken Leistungen an der letzten WM hat Nora Meister die Selektion für die Paralympics noch nicht in der Tasche. Sie muss in den kommenden Monaten die geforderte Zeitlimite unterbieten und auch in der Weltrangliste die geforderte Position erreichen. «Ich bin überzeugt, dass es möglich ist, diese Vorgaben zu erfüllen, um nach Tokio zu gehen. Aber noch habe ich es nicht geschafft.»
So funktioniert das Voting
Das Voting für die Wahl zum «Aargauer Sportler des Jahres» ist ab Samstag 22. Februar geöffnet. Das Online-Voting erfolgt über vote.aargauersport.ch und das SMS-Voting erfolgt für die Nummer 2222 mit dem Text: AGSPORT NR XY (Nummer der Nominierten / des Nominierten), Adresse des Teilnehmenden. Die Kosten pro SMS betragen Fr. 1.- Nora Meister hat die Nummer 04.