Coronavirus

Coronavirus im Aargauer Sport: Drei Betroffene erzählen

von Fabio Baranzini – 11. März 2020

Start des Bremgarter Reusslaufs

Bild: Alexander Wagner

Das Coronavirus hält uns derzeit in Atem. Das gilt natürlich auch für die Aargauer Sportszene. Wir zeigen an den Beispielen des Reusslaufs, des STV Sins und des FC Aarau auf, was die Folgen der Absagen sind.

Einer der ersten Sportevents im Kanton Aargau, der direkt vom Coronavirus betroffen war, war der Reusslauf. Dieser hätte am Samstag 29. Februar stattfinden sollen. Mehr als 3000 Läuferinnen und Läufer hatten sich angemeldet und waren bereit für die 38. Austragung des Traditionslaufs. Doch ziemlich genau 24 Stunden vor dem Start kam die Hiobsbotschaft aus Bern: Alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern müssen abgesagt werden. 

«Wir hatten uns bereits nach dem ersten positiven Corona-Fall im Aargau Gedanken gemacht, ob es auch uns treffen könnte», sagt OK-Präsident Stephan Gut. «An einer Krisensitzung haben wir dann bereits die ersten Massnahmen ergriffen und beispielsweise das Aufbauen der Infrastruktur soweit wie möglich nach hinten geschoben.» So konnten die Zeltbauer und der Zivilschutz, die bereits auf Platz waren, am Freitagmorgen noch vor dem Aufbau wieder nach Hause geschickt werden. Auch gewisse Warenlieferungen konnten noch storniert werden. Aber trotzdem: Der ganze Aufwand im Vorfeld war für die Katz. 

«Es sieht derzeit so aus, als ob wir mit einem blauen Auge davonkommen. Wir haben extrem viel Zuspruch aus der Läuferszene erhalten.»

Stephan Gut, OK-Präsident Reusslauf

Mit einem blauen Auge davon gekommen

«Wir haben neun, fast zehn Monate lang auf diesen Tag hingearbeitet. Wir hatten auch bereits Kosten im fünfstelligen Bereich für den Zeitnehmer, Pokale, Medaillen, Finisherpreise, Werbung und Druckmaterial», so Gut. Noch sind die finanziellen Folgen der Absage nicht ganz klar. «Es sieht derzeit so aus, als ob wir mit einem blauen Auge davonkommen», sagt Gut. «Wir haben extrem viel Zuspruch aus der Läuferszene erhalten. Auch die Lieferanten und Sponsoren, mit denen wir das Gespräch gesucht haben, zeigen sich sehr kulant. Da können wir von den vielen langjährigen Partnerschaften profitieren.» Bereits jetzt ist klar: Im nächsten Jahr wird es wieder einen Reusslauf geben.

Turnerabend des STV Sins

Bild: STV Sins

Freiwillige Absage

Etwas anders ist die Absage des Turnerabends des STV Sins zustande gekommen. Drei Vorführungen mit je rund 700 anwesenden Personen waren für Freitag und Samstag geplant. Der Kanton Aargau hat das Gesuch der Freiämter bewilligt. Doch der STV Sins hat sich dann letzte Woche trotzdem entschieden, den Turnerabend vorläufig abzusagen. «In erster Linie ging es uns darum, einen rationalen Entscheid zu fällen. Wenn viele Firmen vorsichtig sind und beispielsweise auf Home Office setzen und wir im Gegenzug drei Mal den Turnerabend durchführen, wäre das etwas komisch gewesen», erklärt OK-Präsident Raphael Villiger. «Kommt hinzu, dass es auch kaum möglich gewesen wäre, die auferlegten Massnahmen wie ein Teilnahmeverbot für über 65-Jährige oder für Personen, die husten, konsequent durchzusetzen.»

Obwohl die Absage frühzeitig und freiwillig erfolgt ist, bringt der Entscheid eine Menge an Mehraufwand mit sich. Alle Reservationen und Bestellungen müssen rückgängig gemacht werden. Auch mit allen Sponsoren und Lieferanten wird der Kontakt gesucht. Am kommenden Samstag wird zudem entschieden, wann der Turnerabend nachgeholt wird. Doch ein Datum zu finden, ist aufgrund der vielen Termine und Wettkämpfe der verschiedenen Riegen während der Sommersaison gar nicht so einfach. «Damit die gut 200 Turnerinnen und Turner ihr Programm für den Turnerabend trotzdem einmal komplett aufführen konnten, haben wir am letzten Wochenende die Hauptprobe trotz Coronavirus durchgeführt. Gerade unsere Jüngsten hatten mega Freude an ihrem Auftritt», so Raphael Villiger. 

Zweikampf in einem Spiel des FC Aarau

Bild: FC Aarau

20’000 Franken fehlen pro Heimspiel

Auch der FC Aarau ist vom Coronavirus betroffen. Bis zum 23. März sind sämtliche Spiele der Super und der Challenge League abgesagt, respektive verschoben. Im Falle des FC Aarau sind das vier Partien, darunter ein Heimspiel. Die erste Mannschaft spult derweil weiterhin ihr Trainingspensum ab und versucht, mit Testspielen den Rhythmus hoch zu halten. «Es ist schon eine sehr spezielle Situation. Die Mannschaft ist ruhig und es ist auch keine grosse Angst vor einer Ansteckung zu spüren», sagt Sportchef Sandro Burki. «Das grosse Problem ist aber die Ungewissheit, wann und wie es weitergeht. Es ist daher sehr wichtig, dass wir konzentriert weiterarbeiten.»

Auf der Geschäftsstelle des FC Aarau haben die Absagen bis jetzt noch keine grossen Auswirkungen zur Folge. «Bei uns läuft fast alles wie gehabt. Alle unsere Arbeiten, die mit dem Trainingsbetrieb der ersten Mannschaft zu tun haben sowie die allgemeinen Aufgaben der Geschäftsstelle, für die Infrastruktur und im Marketing, erledigen wir weiterhin», sagt Roland Baumgartner, Geschäftsführer des FC Aarau. Die Absagen der Heimspiele haben für den FC Aarau allerdings finanzielle Konsequenzen. Im Schnitt verdient der grösste Fussballverein des Kantons nämlich etwas mehr als 20’000 Franken netto pro Heimspiel. Die Saisonkarten nicht eingerechnet. Sollten nun die sechs verbleibenden Heimspiele abgesagt oder vor leeren Rängen ausgetragen werden, fehlen dem FC Aarau zum Ende der Saison rund 120’000 Franken. «Das wäre ein substanzieller Betrag, den wir nicht so einfach wegstecken können. Entsprechend hätte das Auswirkungen auf das laufende Geschäftsjahr und die kommende Saison», so Baumgartner. «Wir sind jedoch ein gesunder Verein und könnten diesen Ausfall zur Not verkraften.» 

Viel Administrationsaufwand

Grosse Auswirkungen hatte das Coronavirus dagegen auf die Nachwuchsabteilung des FC Aarau. «Der Koordinationsaufwand für unsere Juniorenmannschaften war enorm hoch – insbesondere in der Anfangsphase, als vieles noch unklar war», so Baumgartner. «Gehen wir mit einer Juniorenmannschaft ins Tessin? Brauche wir eine Bewilligung für ein Spiel? Wo kann man die Bewilligung beantragen? All diese Fragen galt es zu klären. Das hatte einen hohen Mehraufwand zur Folge.»