Coronavirus
Coronakrise: Vier Aargauer Sportanlagen-Betreiber erzählen
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Seit dieser Woche gelten neue Lockerungen zur Bekämpfung des Coronavirus. Diese betreffen in vielen Bereichen auch den Sport. Wir haben bei der Badi Suhr, dem Kraftreaktor in Lenzburg, dem Sportcenter Aarau West in Oberentfelden und der GoEasy Sport- und Freizeitarena in Siggenthal Station nachgefragt, was genau die Lockerungen bedeuten und wie die Betreiber die letzten Wochen erlebt haben.
Badi Suhr-Buchs-Gränichen
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Im letzten Jahr haben im Schnitt jeweils rund 500 Gäste pro Tag die Badi Suhr-Buchs-Gränichen besucht. Der Tagesrekord liegt gar bei 3525 Eintritten. Davon können Betriebsleiter Steve Radam und sein Team derzeit nur träumen. Nachdem die Badi vom 11. Mai bis 7. Juni ausschliesslich von Sportvereinen und Schulen, sowie ab dem 23. Mai auch von Freizeitsportlern genutzt werden konnte, ist die Anlage seit dem 8. Juni wieder für alle geöffnet. Aufgrund der vorhandenen Fläche – pro Gast sind 10 Quadratmeter vorgeschrieben – könnten ab sofort wieder 1000 Gäste auf einmal kommen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis sieht das vorerst anders aus. «Auf unserem Gelände gibt es beim Restaurant, den Sanitäranlagen und den Attraktionen wie der Rutschbahn oder dem Sprungturm Engpässe. Darum starten wir vorerst mit 300 Gästen pro Tag und passen die Zahl schrittweise an», so Radam.
Bis letzte Woche galt: Wer die Badi besuchen wollte, musste sich online registrieren und die gewünschten Angebote buchen. «Diese Möglichkeit haben wir mit der Firma N-Tree erarbeitet und sie hat sich bewährt. So können wir das Contact Tracing jederzeit gewährleisten und Kolonnen vor dem Eingang verhindern», erklärt Radam. Trotz der Öffnung für alle Besucher steht dem Team der Badi Suhr-Buchs-Gränichen eine schwierige Zeit bevor. «Wir sind alle Angestellte der öffentlichen Verwaltung und konnten daher keine Kurzarbeit beantragen. Ein Grossteil der Lohnkosten blieb also alle bestehen. Der finanzielle Mehraufwand für die Zusatzaufwände wird sich in Grenzen halten, gravierender sind aber die fehlenden Einnahmen. Für uns ist klar, dass wir in dieser Saison ein grösseres Defizit erwirtschaften werden», sagt Steve Radam.
Kletterhalle Kraftreaktor, Lenzburg
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Der Kraftreaktor in Lenzburg hat seit dem 11. Mai wieder geöffnet. Dies nach 55 Tagen, in denen die Kletterhalle komplett geschlossen war. Doch obwohl die Halle schon wieder seit mehr als einem Monat offen ist, hat die Normalität noch nicht wirklich Einzug gehalten. Dafür müssen noch immer zu viele Regeln eingehalten werden. Zusätzlich zu den bekannten Abstands- und Hygienemassnahmen kommen im Kraftreaktor noch weitere Einschränkungen dazu. «Wir empfehlen, vor jedem Einstieg in eine Kletterroute Flüssigmagnesia und Desinfektionsmittel zu verwenden», erklärt Geschäftsführer Marco Toretti. «Zudem darf nur an jeder zweiten Route geklettert werden, es gibt einen separaten Ein- und Ausgang und wir vermieten derzeit kein Material, weil das Lösungsmittel das Material angreift.»
Auch für Marco Toretti und sein Team fällt mehr Arbeit an. Und das obwohl die Kundenzahl mit maximal 154 Personen deutlich unter den Bestwerten der Vor-Coronazeit liegt (250 Personen). «Wir haben einen grösseren Aufwand für die Reinigung der Infrastruktur und auch mehr Administrationsaufwand, da jeder Kunde ein Coronaformular ausfüllen muss», erklärt Marco Toretti.
Sportcenter Aarau West, Oberentfelden
Bild: Fabio Baranzini
Normalerweise besuchen gegen 3000 Personen pro Woche die Sportanlagen im Tennis Aarau-West in Oberentfelden. Sie spielen Tennis, Squash, Badminton, besuchen das Fitnesscenter oder versuchen sich im Minigolf und Pit Pat. Auch ein Restaurant gehört zur Anlage. Ab dem 11. Mai konnte die Infrastruktur wieder schrittweise geöffnet werden. Seit dieser Woche sind nun gar alle Bereiche wieder offen. «Bei den sportlichen Aktivitäten haben wir fast keine Einschränkungen mehr, auch wenn natürlich die BAG-Regeln bezüglich Abstand und Hygiene weiterhin einzuhalten sind», sagt Geschäftsführer Beat Mutter. «Ich bin überzeugt, dass mit diesen jüngsten Lockerungen die Hemmschwelle weiter sinkt und die Besucherzahlen steigen, so dass wir in ein paar Wochen annähernd die normalen Auslastungen erreichen.»
Dennoch blickt Beat Mutter auf schwierige Wochen zurück. Vor allem auch finanziell. «Die Wochen, in denen wir komplett geschlossen hatten, waren natürlich sehr einschneidend. Wir hatten keine Einnahmen und die Fixkosten liefen – bis auf die Löhne – ganz normal weiter», so Mutter. «Nach der Wiedereröffnung war die Gästezahl sehr bescheiden. In den ersten beiden Wochen hätten wir weniger Geld verloren, wenn die Anlage weiterhin geschlossen geblieben wäre. Aber aus Respekt gegenüber den Sportlerinnen und Sportlern, die seit vielen Jahren auch im Sommer bei uns aktiv sind, war das für uns keine Option.» Zusätzlicher Aufwand entstand durch die individuellen Schutzkonzepte. Für jede Sportart mussten die Verantwortlichen ein eigenes Konzept erarbeiten. Dadurch wurden auch die Abläufe viel komplizierter und kostspieliger.
GoEasy Sport- und Freizeitarena, Siggenthal Station
Bild: Fabio Baranzini
Sieben Vereine trainieren wöchentlich in den beiden Dreifach-Hallen des GoEasy und absolvieren 35 Trainingseinheiten. Hinzu kommen vier Schulklassen, welche die Hallen nutzen und Vereine, die ihre Wettkämpfe und Zusatztrainings am Wochenende bestreiten. Zudem wird die Anlage auch regelmässig für Kurse und Lager gebucht. Zur Infrastruktur gehören auch ein Restaurant, sowie eine Bowlingbahn und ein Fitnesscenter. Ab dem 11. Mai konnten die Hallen, sowie das Fitnesscenter wieder geöffnet werden. Mittlerweile können auch das Restaurant und die Bowlingbahn genutzt werden.
Noch ist der Normalbetrieb aber längst nicht zurückgekehrt. «Wir nutzen nur jede zweite Bowlingbahn, im Restaurant kann rund ein Drittel der Sitzplätze nicht vergeben werden und im Fitnesscenter können wegen des vorgeschriebenen Abstandes rund zehn Geräte nicht eingesetzt werden», erklärt Beat Anliker, Besitzer des GoEasy. Er hat in den letzten Wochen bei der Umsetzung der Massnahmen die Herausforderungen vor allem im zwischenmenschlichen Bereich gesehen. «Mitarbeitende, Vereine, Sportler und Kunden müssen zusammenarbeiten und einander entgegenkommen, damit die Regeln nicht als Einschränkung sondern als gemeinsames Projekt wahrgenommen werden», so Anliker.
Trotz den grossen Mehraufwänden – insbesondere im Fitnesscenter – ist der Hallenbetreiber überzeugt, dass das GoEasy die Krise überstehen wird. Wie hoch der coronabedingte Verlust am Ende ausfallen wird, weiss Beat Anliker derzeit aber noch nicht. «Der dreimonatige Betriebsstopp führt zu rund 220’000 Franken Verlust», sagt Anliker. «Wie hoch der Schaden aber genau ausfallen wird, wissen wir erst, wenn wir mit unseren Kunden, die zwischen März und Mai Lager und Kurse hätten durchführen wollen, über eine Verschiebung oder die Annulationsmodalitäten gesprochen haben. Um allfällige finanzielle Hilfe werden wir erst fragen, wenn wir den tatsächlichen Schaden belegen und beziffern können.»