Nachwuchsanlass
«Die Erholung erhält zu wenig Aufmerksamkeit»
Bild: Marcel Habegger
Sportpsychologe Gareth Morgan war am Nachwuchsanlass des Kantons Aargau als Referent dabei. Wir haben mit ihm über Mehrfachbelastungen bei jungen Athletinnen und Athleten gesprochen, über schlechte Kommunikation und darüber, wann der richtige Zeitpunkt ist, mit Mentaltraining zu beginnen.
Gareth Morgan, junge Sportlerinnen und Sportler sind mit Schule, Sport und Sozialleben einer Mehrfachbelastung ausgesetzt. Wie bringt man alles unter einen Hut?
Das Zeitmanagement muss durchdacht sein. Dieses beginnt beim Weg ins Training. Es macht Sinn, wenn der Trainingsort, die Schule und das Zuhause nahe beieinanderliegen, um zusätzlichen Stress zu vermeiden. Es ist sinnvoll, wenn in einem Wochenplan auch die Freizeit eingeplant wird, sonst kann es früher oder später zu Problemen kommen.
Was hilft sonst noch?
Eine offene Kommunikation gegenüber dem Club, der Schule und den Freunden. Athleten fühlen sich oft von den vielseitigen Erwartungen überfordert.
Was läuft bei der Kommunikation falsch?
Athleten und Eltern trauen sich oft nicht, bei der Schule oder den Trainern Probleme anzusprechen. Ich beobachte aber regelmässig, dass Lehrpersonen oder Trainer durchaus verständnisvoll auf die Mehrfachbelastung reagieren.
«Viele Sportlerinnen und Sportler sind sich dessen nicht bewusst, wie komplex der Schlaf ist und wie man Sorge dazu trägt.»
Welchem Bereich wird zu wenig Beachtung geschenkt?
Die Erholung erhält zu wenig Aufmerksamkeit. Viele denken, bereits der Umstand, dass sie im Bett gamen, diene der Erholung. Wenn sie aber mit dem Handy oder dem Laptop ins Bett gehen, ist das nicht schlaffördernd. Viele Sportlerinnen und Sportler sind sich dessen nicht bewusst, wie komplex der Schlaf ist und wie man Sorge dazu trägt. Zahlreiche junge Athleten gehen sehr spät zu Bett. Wenn sie erst um Mitternacht zu Bett gehen, um 6 Uhr aber bereits wieder ein Training geplant ist, gerät der Biorhythmus durcheinander.
Ich bin der Meinung, das wird zu selten gemacht. Der Athlet oder die Athletin muss aber dafür bereit sein und aus Eigenmotivation den Sportpsychologen aufsuchen. Es gibt einige Sportler, die sind mit 12 Jahren schon so reflektiert, dass man gut mit ihnen arbeiten kann, mit anderen ist es mit 16 Jahren noch schwierig.
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Wie sieht die Rolle der Eltern aus?
Die Eltern sollten ihrer Rolle treu bleiben und nicht plötzlich der Sportexperte sein. Ich weiss, wie schwierig das ist, meine Tochter übt eine Sportart aus, die ich ebenfalls gerne mag. Ich versuche, ihr aber beizustehen, sie mental zu unterstützen, jedoch sportlich keinen Einfluss zu nehmen, und überlasse das dem Trainer.
Wie findet man einen guten Sportpsychologen oder Mentaltrainer?
Sportpsychologen haben einen psychologischen Hintergrund, aber es gibt auch gute Mentaltrainer. Die findet man bei der Swiss Association of Sport Psychology. Diejenigen, die dem Verband angeschlossen sind – davon kann man ausgehen –, bringen die nötigen Fachkenntnisse mit.
Hinweis
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